Boisseree 1833: Denkmale der Baukunst am Nieder-Rhein

Denkmale der Baukunst am Nieder-Rhein

 

Gedruckt bei Dr. Carl Wolf in München.

 

 

 

Denkmale der Baukunst
vom 7ten bis zum 13ten Jahrhundert
am Nieder-Rhein

herausgegeben von
Sulpiz Boisserée.

München

in der J. G. Cotta'schen literarisch-artistischen Anstalt.

1833.

 

 

 

In dankbarer Erinnerung

meinem Bruder Melchior, meiner Schwester Marianne,

und

meinem Freunde

Johann Bertram

gewidmet.

 

 

 

 

Vorwort

Wir kennen in keinem Land eine Gegend, wo sich so viele und so bedeutende Baudenkmale aus der ersten, grössern Hälfte des Mittelalters erhalten haben, als an den Ufern des Niederrheins von Koblenz bis Köln, und in der Umgebung dieser beiden Städte. Nirgend findet man in einem so kleinen Kreise eine so vollständige Reihe von Gebäuden, welche die verschiedenen Epochen der rundbogigen oder romanischen Baukunst und die erste Entwicklung der spitzbogigen oder deutschen Baukunst bezeichnen. Vor den Zerstörungen, welche im Anfang unseres Jahrhunderts durch die Aufhebung so vieler kirchlichen und klösterlichen Anstalten herbeigeführt wurden, war das noch weit mehr der Fall.

Indessen weckten gerade diese Zerstörungen meine Aufmerksamkeit, und durch die Theilnahme liebevoller Geschwister und eines stets anregenden Freundes unterstützt, war ich so glücklich, von den wichtigsten der zum Untergang bestimmten Gebäuden Zeichnungen sammeln, und damit 1809 den Grund zu gegenwärtigem Werk legen zu können. Erst nachdem ich diese Messungen und Abbildungen besass, suchte ich mir dergleichen auch von den merkwürdigsten Denkmalen zu verschaffen, welche noch erhalten blieben, und so sehe ich mich denn endlich im Stande, eine Auswahl der noch bestehenden und der seit etwa dreissig Jahren zerstörten Denkmale jener Gegend herauszugeben, in so ferne sie dem Zeitraum vom 7ten bis zum 13ten Jahrhundert angehören.

Bei dieser Auswahl habe ich nicht nur das kirchliche, sondern auch das klösterliche und städtisch-bürgerliche Bauwesen, so wie die verschiedenen Künste berücksichtigt, welche dabei mitgewirkt haben; hauptsächlich hatte ich aber dabei den Zweck im Auge, eine Reihe von Denkmalen aufzustellen, an denen man die wesentlichsten Veränderungen, welche während dem genannten Zeitraum in der romanischen Baukunst statt gefunden,
nachweisen, und dadurch den Uebergang zu der so ganz von ihr verschiedenen deutschen Baukunst begreiflich machen kann. In den geschichtlichen Forschungen, womit ich die Tafeln begleite, suche ich nun diese Aufgabe zu lösen, und so viel als möglich Klarheit

 

 

über die höchst merkwürdige Entwickelung zu verbreiten, welche in der zweiten Hälfte des 12ten Jahrhunderts der Entstellung jener neuen, durchaus eigenthümlichen Baukunst vorherging, deren schönste Blüthe wir in der Domkirche von Köln bewundern.

Gegenwärtiges Werk reiht sich in sofern an mein früheres über diese Domkirche an. Aus Rücksicht darauf, und um die Vergleichung zu erleichtern, habe ich alle grösseren Gebäude in demselben Verhältniss wie den Kölner Dom zeichnen lassen; zugleich habe ich das bei diesem ursprünglich zu Gründe gelegte römische Fussmass
beibehalten, und zwar um so mehr, weil es scheint, dass dasselbe in den älteren Zeiten bei dem deutschen Kirchenbauwesen fast allgemein gebräuchlich gewesen ist.

Die Messungen und Zeichnungen zu den vorliegenden Tafeln sind von verschiedenen Bauverständigen und Künstlern besorgt worden. Vor allen war Baurath Schauss in Köln dafür thätig, auch überliess er mir eine Sammlung von Rissen, wozu er den Anfang schon früher gemacht hatte, als ich den Gedanken zn der meinigen fasste. Mit und nach ihm
arbeiteten Maler Fuchs und Architect Dupont in Köln, Hofmaler D. Quaglio und Architect Kurz in München. Dann war mir der Stadtbaumeister Weyer in Köln mit Zeichnungen von der St. Kunibertkirche, und Architect Schopen mit jenen von der Kirche seiner Vaterstadt Neuss behülflich; vorzüglich aber hatte ich mich der freundschaftlichen Beiträge des Bauinspectors Lassaulx in Koblenz zu erfreuen.

Da der oben ausgesprochene kuustgeschichtliche Zweck dieses Werks mir gewisse Grenzen setzte, und ich auch äusserer Verhältnisse wegen mich beschränken musste, so konnte ich freilich nicht alle niederrheinische Denkmale aus jenem Zeitraum darin aufnehmen, welche der Bekanntmachung werth sind. Sollten jedoch die Freunde vaterländischer Alterthümer eine Fortsetzung wünschen und die Umstände sich dazu günstig genug gestalten, so dürfte es besonders unter der Mitwirkung des genannten Freundes in Koblenz nicht schwer werden, einen reichhaltigen Nachtrag zu liefern.

München im April 1833.

 

 

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Die Taufkapelle St. Martin in Bonn.

Taf. I. Aeussere Ansicht.

 



Von diesem merkwürdigen Gebäude konnte ich trotz vieler Bemühungen mir keine Messungen, sondern nur ein paar freie Handzeichnungen verschaffen. Im Jahre 1812 wurde dasselbe niedergerissen.

Die Zeit, wann die Martinskapelle erbaut worden, ist unbekannt; aller Wahrscheinlichkeit nach dürfte sie aber von sämmtlichen in diesem Werke dargestellten Denkmalen das älteste seyn. Wenigstens hat die Bauart dieser Taufkapelle die grösste Aehnlichkeit mit jener der Marienkirche auf dem Kapitol in Köln, welche zu Ende des 7ten Jahrhunderts erbaut wurde. Hierbei ist freilich zu erwägen, dass vom 6ten bis zum 7ten Jahrhundert keine sehr wesentliche Veränderungen in der Baukunst statt gefunden haben, und dass selbst in den Zeiten, wo solche Veränderungen eintraten, und ziemlich lange nachher, die ältere Bauart bei manchen Gebäuden noch angewendet wurde. Der Geschichtsforscher darf diese leztere immer wiederkehrende Thatsache nie aus den Augen verlieren; man wird sie bei genauer Untersuchung der Denkmale und der darauf bezüglichen Nachrichten und Urkunden vielfach bewährt, so wie auch bei einigem Nachdenken in den allgemeinen Verhältnissen menschlicher Unternehmungen gegründet finden. Diese Bemerkung dürfte rücksichtlich der Taufkapelle in Bonn um so mehr an rechter Stelle seyn, als dieselbe in der Gestalt und in der ganzen Anlage einerseits mit der Kirche der heil. Constantia in Rom und anderseits mit jener des heil. Michael in Fulda viel Aehnlichkeit hat. Erstere wurde ohne Zweifel gegen Ende des 3ten oder zu Anfang des 4ten Jahrhunderts, sey es als Tempel des Bacchus oder auch ursprünglich als Grabmal der Constantia, Schwester des Kaisers Constantin, erbaut. Letztere aber wurde vom Abt Aegil zu Anfang des 9ten Jahrhunderts als Begräbnisskapelle in der Nähe der grossen Abteikirche, der jetzigen Domkirche, zu Fulda errichtet und im Jahre 822 eingeweiht. Ich sah diese kleine Kirche 1811, und obwohl dieselbe 1092 nach vier Seiten hin, durch Anfügung von vier einzelnen Gewölben, vergrössert und später durch zwei Thürme entstellt worden, so liess sich doch, besonders im Innern, die ursprüngliche Anlage des Gebäudes und der unterhalb desselben angebrachten Gruft, gleichfalls in runder Gestalt, noch ganz erkennen, so wie der alte Biograph des Abts Aegil sie beschreibt. 1) Diese drei Gebäude haben alle im Innern einen Kreis von freistehenden Säulen mit einem gewölbten Gang umgeben; und die Säulen, durch Bogen verbunden, tragen eine kreisförmige mit Fenstern oder offenen Bogen versehene Mauer, auf welcher die Kuppel ruht. Die Taufkapelle in Bonn hat acht Hauptbogenstellungen, wovon sieben mit Doppelsäulen versehen, in der Mitte aber durch eine einzelne Säule in zwei kleinere Bogen getheilt sind. Dagegen hat die Kirche der

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1) Schannat, Histor. Fuldens. p. 98; ebendaselbst, Codex Probat. p. 2 und 96.; derselbe, Dioeces. Et Hierarch. Fuldens. p. 127.

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heil. Constantia zwölf auf Doppelsäulen ruhende Bogenstellungen, und jene des heil. Michael acht dergleichen auf einzelnen Säulen ruhend. In der Kirche der heil. Constantia findet sich noch Gebälk als einzelne Auflage zwischen dem Kapitäl und dem Bogen; in den beiden anderen Gebäuden jedoch stehen die Bogen unmittelbar auf den Kapitälen. In jenem Denkmal zu Rom sind die Kapitäle von römischer Ordnung, sorgfältig und kunstreich ausgeführt, in dem zu Bonn waren es fast ganz einfache unten abgerundete Würfel, oben mit einer Platte, ähnlich jenen in St. Marien auf dem Kapitol in Köln; in der kleinen Kirche zu Fulda aber fand ich die Kapitale, in sofern ihre Verzierung noch zu erkennen war, grösstentheils der römischen Ordnung, wiewohl auf eine sehr rohe Weise, nachgebildet. In der Taufkapelle zu Bonn war oberhalb dem gewölbten Gang eine Emporkirche, aus welcher man durch kleine Bogen, die zu zwei und zwei mit einem Säulchen in der Mitte über den Säulenstellungen angebracht waren, in den mittlern Raum hinabsah. Die Stiege zu der Emporkirche befand sich am Eingang der Halbkuppel, in welcher ostwärts der Altar stand.

Aus diesen wenigen Bemerkungen über die innere Bauart der Taufkapelle zu Bonn und aus einer aufmerksamen Betrachtung ihres Aeussern wird man sich überzeugen, dass dieselbe nicht der Zeit des Heidenthums angehört, wie einige haben vermuthen wollen, welche über die einzelnen Theile des Gebäudes und deren Ausführung hinweg sehend, sich durch die runde Gestalt desselben haben irre leiten lassen. Diese Gestalt war aber in der ersten Hälfte des Mittelalters keineswegs so selten bei Kirchengebäuden; sie wurde vorzüglich bei Taufkapellen angewendet, wie sie denn dem in der Mitte derselben aufgestellten Taufbrunnen und der dabei zu verrichtenden Handlung am besten entsprach. Es war nämlich in jenen früheren Jahrhunderten fast allgemeine Sitte, in der Nähe der Hauptkirche ein eigenes ganz für sich abgesondertes Gebäude zu errichten, in welchem alle Täuflinge des Orts getauft werden mussten; so stand auch die Kapelle zu Bonn in der Nähe des Münsters. In Italien sieht man noch jetzt mehrere dergleichen Gebäude; so die Taufkapelle des Constantin bei St. Johann im Lateran zu Rom, jene zu Ravenna, Pisa, Parma, Florenz und andere; 1) dahingegen ist mir nicht bekannt, dass in Deutschland noch eine solche Kapelle bestände. Bis zum Jahr 1808 hatte sich noch eine zu Worms in der Nähe der Domkirche erhalten. Nach den Trümmern zu urtheilen, die ich damals an Ort und Stelle sah, muss das Gebäude eine acht- oder
zwölfeckige Gestalt gehabt haben, und ganz von Quadern sehr stattlich gebaut gewesen seyn. Diese Kapelle scheint, ihren runden Bogen so wie den reichen Verzierungen der Kapitäle und Gesimse nach, dem 11ten oder 12ten Jahrhundert angehört zu haben. Sie war, wie die meisten Taufkapellen, dem heil. Johann dem Täufer geweiht; dass die Kapelle in Bonn den Namen des heil. Martin trug, kann nicht befremden, da dieser eifrige Lehrer des Christenthums am Rhein, wie in Frankreich vom 5ten Jahrhundert an als ein Apostel verehrt wurde.

Ausser jenen ganz freistehenden runden oder vieleckigen Taufkapellen gab es noch andere, welche mehr oder weniger mit dem Gebäude der Kirche zusammenhingen. Der Art waren die Kapellen bei St. Georg und St. Gereon in Köln, wovon ich in der Folge reden werde.

Der Taufbrunnen der St. Martins-Kapelle war vor der Zerstörung des Gebäudes noch vorhanden; er stand aber nicht mehr an seiner ursprünglichen Stelle in der Mitte, sondern auf der Seite, in der Halle, welche den Säulenkreis umgab. Es war ein runder Brunnen von massiger Grösse, am obern Rande mit kleinen runden Bogen verziert, ähnlich jenem der Kirche zu Schwarz-Rheindorf, welchen ich auf der 23ten Tafel habe abbilden lassen.

Der innere Durchmesser der Kapelle mag etwa 60 Fuss, die Höhe der Kuppel ungefähr ebenso viel, und der Durchmesser des Säulenkreises 30 bis 32 Fuss betragen haben. Das Aeussere scheint im Ganzen bis zur Dachspitze nicht über 72 Fuss hoch gewesen zu seyn.

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1) d‘ Agincourt. Histoire de l‘art, Architect. pl. 63. p. 117; und Isabelle, Parallèle des Salles rondes. Paris 1831 gr. Fol. pl. a. b. c.

 

 

 

 

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Die Stiftskirche St. Maria auf dem Kapitol in Köln.

     
Taf. II. Innere Ansicht III. Grundriss IV. Aufriss V. Durchschnitt
       
VI. Gruft VII. Kreuzgang VIII. Grabmal der Stifterin IX. Thüre.

 

Diese grosse Kirche liegt auf einem Hügel, auf welchem von den Zeiten der Römer bis zu dem Ende des 7ten Jahrhunderts das Kapitol der Stadt gestanden hat. In der Nähe desselben besassen die fränkischen Könige einen Pallast; 1) dorthin zog sich 696 die Fürstinn Plectrudis, Gemahlinn des Pipin von Heristall, zurück, als sie sich mit ihm wegen der Beischläferinn Alpais, Mutter Karl Martells, entzweite. 2) Und da sie ihre Trübsal durch eine fromme Unternehmung mildern wollte, so liess sie das ohne Zweifel baufällige Kapitol niederreissen, und errichtete im Jahre 700 an dessen Stelle jene Kirche mit einem Damenstift. Daher der Name: St. Maria auf dem Kapitol. Aber nicht nur in dem Namen hat sich das Andenken an die ursprüngliche Bestimmung des Orts erhalten, sondern bis zur französischen Eroberung, im Jahre 1794, wurde dasselbe nach altem Herkommen noch alle Jahre bei dem Bürgermeisterwechsel auf die lebendigste Weise erneuert. Im Mittsommer, am St. Johannistage begab sich nämlich der Senat mit den Konsulen von dem Rathhaus in feierlichem Zug nach der Marienkirche, um dem Gottesdienst beizuwohnen, nach dessen Beendigung dann der förmliche Regierungswechsel statt fand, indem vor dem Heimgang nach dem Rathhaus die beiden alteren Konsulen den neuen den Vortritt einräumten, und die Abtissinn des Stifts, mit ihrer Krone und fürstlichem Mantel geschmückt, den zwei letzteren jedem einen Blumenstrauss überreichte. Ein anderer alter Gebrauch, der jedoch schon seit viel längerer Zeit abgekommen ist, verdient hier auch erwähnt zu werden, da er beweist, wie hoch die von der Plectrudis gestiftete Kirche geehrt wurde. Diesem Gebrauche nach feierte dort der Erzbischof jedesmal in der Christnacht die erste Messe; es geschah das wohl hauptsächlich desshalb, weil die Kirche der Maria geweiht war; jedoch mag auch noch die Rücksicht obgewaltet haben, dass der zur Zeit des Heidenthums so ausgezeichnete Ort sich vorzüglich eignete, um au demselben alljährlich der Geburt des Erlösers zuerst zu gedenken. Die zweite Messe feierte der Erzbischof bei Tagesanbruch in der St. Cecilienkirche, wo die älteste Domkirche gewesen war, und die dritte später am Morgen in der neuern Domkirche. Zu Rom bestand sonst ein ähnliches Herkommen, dem zu Folge der Pabst die erste Weihnachtsmesse in Sta. Maria maggiore, die zweite in St. Anastasia und die dritte in St. Peter sang. 3)

Das Gebäude der Marienkirche ist, so viel ich weiss, das einzige von dieser Bedeutung und Vollständigkeit, welches irgend aus dem 7ten oder 8ten Jahrhundert noch besteht. Die Hauptanlage desselben ist noch ganz in ihrer ursprünglichen Gestalt erhalten. Im Innern ist blos der obere Theil des Schiffs mit dem Gewölbe in der Spitzbogen-Art, und wahrscheinlich gegen Ende des 14ten Jahrhunderts, erneuert worden. Ob früher auch eine Veränderung mit der obern Rundung des Chors vorgegangen, wage ich nicht zu entscheiden. Indessen erregen die gekuppelten Säulen mit ihren reich verzierten arabeskenartigen Kapitälen, welche man auf der 8ten Tafel abgebildet sieht, einigen Zweifel; diese Säulen und Kapitäle scheinen dem 11ten oder 12ten Jahrhundert anzugehören, und können bei Gelegenheit einer Ausbesserung an die Stelle

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1) Palatium Ducum Austrasiae; Gelenius, De sacr. Et eivil. Magnit. Colon. p. 323; auch palatium Ducum Agrippinensium et Lotharingensium; idem, Par Sanctorum, Suibertus et Plectrudis p. 12.
2) Gelenius, De sacr. Et eivil. magnit. Colon. p. 323.
3) Martene, De antiq. Eccles. ritib. III. p. 32


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von einfachen Säulen, wie sie in den beiden Rundungen des Kreuzes vorkommen, gesetzt worden seyn. Ebenso fordert das Aeussere der obern Chorrundung zum Nachdenken auf; dieselbe ist mit einem kleinen Säulengang umgeben, welcher an den Rundungen des Kreuzes fehlt; zudem ist sie gerade um so viel höher, als dieser kleine Säulengang beträgt. Man könnte hieraus folgern, dass der ganze obere Theil der Chorrundung im 11ten oder 12ten Jahrhundert erneuert worden sey; wofür auch die Strebebogen anzuführen wären, deren man sonst an den älteren Gebäuden vor der Mitte des 12ten Jahrhunderts keine sieht; dass sich dergleichen ebenfalls am Kreuze finden, liesse sich als ein zu gleicher Zeit hier zu grösserer Sicherheit angebrachter Zusatz erklären. Es sind dieses jedoch Vermuthungen, denen man andere ebenso gut oder noch besser begründete entgegensetzen kann; denn erstens ist an dem Mauerwerk keine Verschiedenheit des Materials und der Ausführung zu bemerken; zweitens mag die reichere Ausstattung der Chorrundung gerade beliebt worden seyn, um den Chor auszuzeichnen, da ja auch schon am untern äussern Theil dieser Rundung, welcher unbezweifelt ursprünglich ist, eine ähnliche Abweichung vom Kreuz vorkömmt; endlich dürften die Strebebogen bei diesem Gebäude schon anfänglich angebracht worden seyn, weil von allen später bis zur Mitte des 12ten Jahrhunderts aufgeführten Gebäuden keines, soviel wir wissen, Gewölbe von so grosser Spannung hat, deren Untermauern blos auf Säulen ruhen. Am meisten Wahrscheinlichkeit möchte also die Meinung behalten, dass nur jene gekuppelten Säulen im Innern der obern Chommdung später wären eingefügt worden. Und so hätten wir denn an der Marienkirche das älteste Beispiel von Strebebogen und zugleich von dem kleinen Säulengang unter dem Dachgesims, welcher in den folgenden Zeiten eine eigenthümliche Zierde aller bedeutenden Kirchengebäude ausmacht. An der Kuppel der Taufkapelle in Bonn kömmt schon die Anlage zu einem ähnlichen Säulengang vor, und an der Kuppel der Kirche S. Michele in Pavia, welche während der Herrschaft der Longobarden, also zwischen den Jahren 568 und 774 erbaut seyn soll, erscheint dieser kleine Säulengang bereits in seiner vollkommenen Entwickelung. 1) Von dieser letztern Kirche hat man jedoch keine genaue geschichtliche Nachrichten und ihrer ganzen Bauart nach scheint sie eher dem 10ten, als einem frühern Jahrhundert anzugehören. 2)

Auch rücksichtlich des Thurms oder der Thürme, (denn der Thurm ist von zwei kleinen Thürmen begleitet, worin sich die Treppen befinden), bietet die Marienkirche eins der ältesten Beispiele dar. Wenigstens ist bis jetzt keine Kirche von derselben oder einer frühern Zeit bekannt, an welcher der Thurm mit dem Gebäude selbst verbunden wäre. Bei der Kirche St. Apollinare in Classe zu Ravenna, welche zu Anfang des 6ten Jahrhunderts erbaut worden, steht der runde Thurm, wie bei allen älteren Kuchen in Italien, ganz abgesondert an der Seite. Dieser Thurm mag der Bauart nach wohl mit der Kirche gleichzeitig seyn, früher ist aber wohl kaum ein Kirchenthurm gebaut worden, denn die Glocken kamen erst im 5ten Jahrhundert in Gebrauch, und waren Anfangs ohne Zweifel nur von kleinem Umfang, so dass man sie unter dem Giebel oder über dem Dach an einem hölzernen Gestell aufhing. Der gegenwärtige Thurm an der Marienkirche ist seit dem Jahr 1637 erbaut, wo der alte einstürzte; 3) die beiden oberhalb achteckigen Nebenthürme sind noch zum Theil erhalten. In der sehr seltenen Abbildung der Stadt Köln, welche Anton von Worms 1531 in Holz geschnitten, und deren Kenntniss ich der Güte des Herrn Geh. Raths Sotzmann in Berlin verdanke 4) sieht man alle drei Thürme noch in ihrer alten Gestalt. Auf der vergleichenden Tafel der ältesten Kirchengebäude zu meinem Werk über den Dom von Köln pl. 17 habe ich die Thürme nach jenem
Holzschnitt abbilden lassen.

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1) d'Agincourt, a. a. O. pl. 24.
2) v. Rumohr, Ital. Forschungen B. III. S. 175, glaubt, dass sie im 11ten oder 12ten Jahrhundert erneuert worden sey.
3) Gelenius, a. a. O. p. 325.
4) Sotzmann, Ueber des Anton von Worms Abbildung der Stadt Köln, 1819 S°, giebt ausführliche Nachricht über diese aus vielen Holzschnitten zusammengesetzte Ansicht der Stadt.

 

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Der Kreuzgang an der Marionkirche wurde im 10ten Jahrhundert gebaut, wie aus dem Testament des 965 verstorbenen Erzbischofs Bruno hervorgeht. Dieser Herr vermachte nämlich durch dasselbe hundert Pfund zur Vollendung des Kreuzganges und der Klostergebäude. 1) Der Kreuzgang besteht noch, von den Klostergebäuden aber ist nichts mehr erhalten. Wahrscheinlich wohnten die Stiftsdamen zu aller Zeit in Gemeinschaft; später bis 1802, wo das Stift aufgehoben wurde, hatten sie abgesonderte Wohnungen; diese lagen um den Kreuzgang herum, in welchem sich die Thüren dazu befanden.

Ich mache zuletzt auf die Gruft unter dem Chor aufmerksam, dieselbe ist, wie man sieht, sehr geräumig. Die Sitte, bei grösseren Kirchen eine Gruft unter dem Chor zum Andenken an die ersten Zeiten des Christenthums anzubringen, in denen die Gläubigen zu Rom sich bei den Gräbern des Märtyrer in den Katakomben versammelten, war von Alters her bis zum 13ten Jahrhundert fast allgemein. Die Gruft war eine eigene unterirdische Kirche mit einem oder mehreren Altären, wo man an gewissen Tagen in den frühesten Morgenstunden oder auch bei Nacht Gottesdienst hielt. So wurde besonders am Fest der Geburt Christi die erste Messe um Mitternacht gewöhnlich in der Gruft gefeiert. In der unterirdischen Kirche von St. Marien finden sich an den Gewölben noch Spuren von allen Frescomalereien, welche mit dem Gebäude gleichzeitig zu seyn scheinen, aber zu sehr erloschen sind, um darüber ein bestimmtes Unheil fällen zu können.

Befrachtet man nun die Marienkirche im Ganzen, (wobei ich nur vorübergehend bemerke, dass die Verzierung der unteren Fenster und die durchbrochene Einfassung des Chors, welche der Zeichner beibehalten hat, Zusätze aus der letztem Zeit der spitzbogigen Bauart sind,) so wird man sich überzeugen, dass dieses Gebäude noch einen vollkommenen Begriff von dem Zustande der Kirchenbaukunst im 7ten Jahrhundert giebt. Man wird darin denEinfluss der Basiliken und der runden Kirchengebäude in Rom und Ravenna aus dem 4ten und 5ten Jahrhundert zugleich aber auch die Veränderungen bemerken, welche seitdem erfolgten. Das Kuppelgewölbe über dem Kreuz und die Stellung der Halbkuppeln auf freistellende Säulen ist, wiewohl auf eigenthümliche Weise, jenen Rundgebäuden nachgebildet, und so ist die Rundung des Chors offenbar von den Basiliken entlehnt. Dahingegen erkennt man in der Verlängerung des Chors und in der Wiederholung der Rundung oder Halbkuppel an den beiden Enden des Querschiffs eine entschiedene Entwickelung der Kreuzgestalt, welche in den älteren Basiliken entweder gar nicht oder unvollständig vorhanden ist, und in letzterm Fall hauptsächlich nur aus dem Bedürfniss, den Raum in der Nähe des Altars zu vergrössern, entstanden zu seyn scheint. Was die Verhältnisse der Hauptanlage betrifft, so sieht man, dass die ganze innere Breite der Marienkirche sich zur Länge derselben wie 1 zu 3 verhält, während bei den älteren Basiliken mit drei oder fünf Schiffen dieses Verhältniss meist wie 1 zu 2 ist. Eine ähnliche Verschiedenheit findet sich in dem Verhältniss der lichten Breite des Hauptschiffs zur Höhe des grossen Bogens über den Pfeilern; in St. Marien ist dieses wie 1 zu 2, in den meisten älteren Basiliken wie 1 zu 1½.2) Es zeigt sich also schon jenes Bestreben, die Höhe vorherrschen zu lassen, welches in der Folge in der Kirchenbaukunst immer mehr hervortrat. Eine andere wesentliche Verschiedenheit besteht darin, dass alle Schiffe der Marienkirche gewölbt sind, da bei den italienischen Basiliken nur die Chorrundung gewölbt ist, die Schiffe aber eine flache Decke oder blosses Gebälk haben. Die Ausführung so grosser Gewölbe beweist übrigens, dass in den verderblichen Zeiten der Völkerwanderung und der darauf folgenden Spaltungen des fränkischen Reichs die von den Römern erlernte Kunst zu wölben nicht verloren gegangen war.

Wenn nun von der einen Seite die Basiliken und andere italienische Gebäude einen bedeutenden Einfluss auf die Marienkirche hatten, so wirkte von der andern Seite eben diese Kirche noch viel mehr auf die Gebäude, die in den nächstfolgenden Jahrhunderten am Rhein aufgeführt wurden; diese aber dienten

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1) Gelenius, Preciosa Hierotheca p. 69.
2) Man vergleiche: Gutensohn und Knapp, Sammlung der ältesten christlichen Basiliken Roms.
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mehr oder weniger für ganz Deutschland zum Vorbild; und so nimmt denn die Marienkirche in der Geschichte der Baukunst eine wichtige Stelle ein. Einen ähnlichen wiewohl geringen Einfluss hatte die Marienkirche, welche Karl der Grosse gegen das Jahr 796 in Aachen bauen liess. Der wesentlichste Theil derselben, das ganze Kuppelgebäude, besteht noch; und im Innern, obschon dasselbe durch neuere Verzierungen entstellt worden, ist noch die ursprüngliche Gestalt zu erkennen; wie das ein sehr schätzbarer Kunstfreund; Herr Nolten in seiner mit einer Zeichnung begleiteten Schrift nachgewiesen hat. 1) Diese Kirche ist offenbar nach dem Muster von St. Vitale in Ravenna gebaut; und so wie St. Marien in Köln bei vielen Kirchen, besonders zu dem Chor und Kreuz als Vorbild gedient hat, so scheint das Münster in Aachen den Gedanken zu der achteckigen Kuppel gegeben zu haben, welche man mit mehreren, dieser Gebäude verbunden sieht.

Am folgenreichsten dürfte zunächst der Einfluss gewesen seyn, den die beiden Marienkirchen auf die ältere Domkirche von Köln ausgeübt haben; denn diese Kirche, welche im Jahre 814 angefangen und 873 vollendet wurde, ist später das Vorbild für die Domgebäude von Mainz, Worms, Speier und andere geworden. 2) Es ist hier nicht der Ort, eine nähere Untersuchung darüber anzustellen, dazu wird sich eine andere schicklichere Gelegenheit finden; einstweilen mag die Andeutung genügen, dass die Kirche Karls des Grossen in Aachen und die ältere Domkirche in Köln Hauptglieder in der geschichtlichen Reihe sind, welche die kölnische Marienkirche mit den bedeutendsten Denkmalen am Rhein ausmacht.

Es bleibt mir noch einiges von dem Bild der Plectrudis und den in Holz geschnitzten Thürflügeln der Marienkirche zu sagen. Jenes Bild ist lebensgross in Stein gehauen und, wie man in dem Aufriss der Kirche bemerken wird, aussen an der Rundung des Chors eingemauert; es war aber ohne Zweifel ursprünglich auf dem in der Kirche befindlichen Grabmahl angebracht. Die Inschrift: DOMINE. DILEXI. DECOREM. DOMVS. TVE. (sic) bezeichnet sehr passend die Stifterinn. Wegen der andern obern Inschrift: S. PLECTRVDIS. REGINA., in welcher sie also eine Heilige und Königinn genannt wird, ist zu vermuthen, dass das Bild nicht gleich nach dem Tode der Fürstinn verfertigt worden, sondern erst nachdem sie durch ein allmähliches Herkommen als Heilige oder vielmehr als Seelige verehrt wurde und man vergessen hatte, dass sie nicht Königinn war, wenn schon ihr herzoglicher Gemahl königliche Macht ausübte. Hiermit stimmt denn auch die Ausführung des Bildes und die Art der Verzierung überein; insofern man nämlich bei der grossen Armuth an Denkmalen aus den frühern Jahrhunderten des Mittelalters im Stande ist, eine Meinung zu fassen, möchte ich vermuthen, dass es dem 10ten oder 11ten Jahrhundert angehöre. Aus derselben Zeit dürften auch die mit vielem Bildwerk verzierten beiden Thürflügel seyn, welche sich an dem Eingang zu dem nördlichen Kreuzschiff befinden. Sie haben viel Aehnliches mit den ehernen Thürflügeln von St. Paul in Rom, 3) zum Theil auch mit den ehernen Thürflügeln in Hildesheim 4) und Augsburg, 5) die alle im 11ten Jahrhundert sind verfertiget worden. In diesem Jahrhundert war Ida die Tochter des rheinischen Pfalzgrafen Ezo Abtissinn der Marienkirche; nach ihrem Tode verehrte man sie als eine Seelige; 6) vielleicht schmückte sie die Kirche mit jenen Bildwerken.

In der Domkirche St. Stephan zu Passau sah man lange auch das Bild einer Plectrudis mit der Inschrift: Plectrudis regina, a dextieris tuis in restitu deaurato circumdata varietate; und man schreibt ihr

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1) F. Nullen, Archäolog. Beschreibung des Münsters in Aachen. 1818.
2) Man sehe die Zeichnung, welche ich nach einer alten Beschreibung (bei Gelenius, De sacr. et eivil. Colon p. 231) von jener Domkirche entworfen, und in mein Werk über den Dom von Köln pl. 17 aufgenommen habe.
3) d‘Agincourt, a. a. O. Sculpture pl. 13.
4) F. H. Müller, Beiträge zur deutschen Kunst- und Geschichts-Kunde pl. 14. S. 44.
5) D. Quaglio, Denkmale der Baukunst in Bayern 1816, und Placid. Braun, Die Domkirche zu Augsburg S. 9.
6) Gelenius, a. a. O. p. 329 und 385.

 

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die Stiftung jener Kirche zu. 1) Es ist nicht unwahrscheinlich, dass diese Plectrud in Passau mit der kölnischen eine und dieselbe Person sey, denn letztere gerieth nach Pipins Tod mit ihrem Stiefsohn Karl Martell in Krieg, wurde von ihm 717 besiegt und scheint von Köln nach Bayern geflohen zu seyn. Sie stammte durch ihren Vater Hugobert aus dem Hause der bayerischen Herzoge der Agilolfinger. Da diese Plectrud, die Gemahlinn Pipins, auch unter dem Namen Blitrud vorkömmt, so ist sie oft mit Pilitrud, der Gemahlin der bayerischen Herzoge Theodoald und Grimoald verwechselt worden, welche allen Umständen nach die Tochter der Plectrud gewesen zu seyn scheint. Pilitrud wurde 725 von Karl Martell nach Besiegung der Bayern gefangen genommen, und später nach Italien verwiesen, wo sie starb; ihre Mutter Plectrud hingegen mag wohl vor dieser Zeit in Passau gestorben und ihrem Willen gemäss in Köln begraben worden seyn. 2)


Die Abteikirche St. Martin in Köln.

     
Taf. X. Aeussere Ansicht XI. 1ter Grundriss XII. 2ter , 3ter , und 4ter Grundriss XIII. Aufriss
       
XIV. Längendurchschnitt XV. Querdurchschnitt    



Die Abtei St. Martin ist von Pipin von Heristall und seiner Gemahlinn Plectrud für schottische Benediktiner Mönche auf einer Insel bei Köln gestiftet, welche später durch Ausfüllung des Rheinarms mit dem Ufer und der Stadt verbunden wurde. Das erste Kirchengebäude muss aber im 10ten Jahrhundert schon sehr baufällig gewesen seyn; denn Erzbischof Bruno liess dasselbe im Jahre 959 ausbessern, und 977 liess Erzbischof Warinus es ganz niederreissen und an dessen Stelle das jetzige aufführen. 3) Dieser letztere Bau ist jedoch nur von dem Chor, dem Kreuz mit dem Mittelthurm und von den Nebenhallen des Schiffes zu verstehen. Die Vollendung des Thurmes mag sich aber in die Länge gezogen haben, wenigstens wurden erst im Jahre 1072 die beiden Nebenthürmchen an der Ostseite von Erzbischof Anno hinzugefügt. 4) Diese Kirche erlitt später manchen Schaden, 5) daher ist denn auch die spitzbogige Bauart des Schiffs und der Vorhalle zu erklären, welche dem Ende des 12ten oder dem Anfang des 13ten Jahrhunderts angehört. Der Helm des grossen Thurms brannte 1378 ab, und der Thurm blieb fast hundert Jahre verstümmelt, bis er 1459 durch ein Vermächtniss des kölnischen Kaufmanns Ewald von Bacharach wiederhergestellt wurde. 4)

In der Hauptanlage dieser Kirche bemerkt man, dass der Baumeister die Marienkirche zum Vorbild genommen hat; wir finden dort, wie hier den Chor und die beiden Enden des Kreuzes mit einer Rundung oder Halbkuppel geschlossen, wobei jedoch die freistehenden Säulen weggeblieben sind, sodann über der Mitte des Kreuzes gleichfalls eine Kuppelwölbung. Der an dieser Stelle mit grosser Kühnheit errichtete Mittelthurm erscheint hingegen als etwas Neues und Eigenthümliches, er ist eins der frühesten und merkwürdigsten Beispiele jener Mittelthürme, die in der Folge so häufig vorkommen. Das Verhältniss der lichten Breite der Kirche zur Höhe der Hauptbogen findet sich auch schon etwas verändert; während es in der Marienkirche noch wie 1 zu 2, so ist es hier schon wie 1 zu 21/3und mehr.

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1) Hundius, Metropol.. Salisb. T. I. p. 290. und Welser, Rer. boic. Lib. IV. p. 223.
2) Du Buat, Histoire des anc. poupl. T. XII. p. 665, und Zierngibl, Von den bayerischen Herzogen vor Karl d. G. i. d. Neuen Abhandlungen der bayer. Akademie d. Wissensch. 1. Bd. S. 118 und 176, haben die Verwirrung der verschiedenen Nachrichten und Meinungen über diese beiden Fürstinnen sehr befriedigend gelöst.
3) Moerckens, Conat. chron. ad catal. episc. Colon. p. 74, 75 und 81.
4) Moerckens, a. a. O. p. 94.
5) Gelenius, a. a. O. p. 375 - 6.
6) Die Cronica von der hilligen Stat Coellen S. 2792.

 

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Die St. Martinskirche enthält einen merkwürdigen Taufstein von länglich-achteckiger Gestalt aus weissem Marmor, welchen ich mit zwei anderen auf der 23ten Tafel habe abbilden lassen. An den Rosetten und den Thierköpfen, womit derselbe verziert ist, sieht man, dass er altrömischer Art und Zeit angehört. Es war offenbar ursprünglich ein Wasserbehälter, welchem man der Schönheit der Verzierung und des Materials wegen jene heilige Bestimmung gab.


Die Stiftskirche St. Aposteln in Köln.

XVI. Aeussere Ansicht XVII. Grundriss XVIII. Aufriss XIX. Durchschnitt
     
XX. Kreuzgang      



Als im Jahre 965 Erzbischof Bruno, Bruder Kaisers Otto des Grossen, in Rheims gestorben war,
brachte man seine irdische Hülle nach Köln; und ehe man sie feierlich bestattete, setzte man dieselbe in der Kirche der Aposteln nieder, welche damals, wiewohl noch unansehnlich, vor der Stadtmauer nahe bei dem Aachener Thore bestand.

An die Stelle dieser Kirche baute 1020 Erzbischof Heribert die gegenwärtige, in deren Nähe, dicht hinter der Rundung des Chors, man jetzt noch die Reste der römischen Stadtmauer sieht, und errichtete dabei ein Chorherren-Stift. Heribert starb jedoch bald darauf 1022, und sein Nachfolger Pilgrim, welcher bis 1035 dem Erzbisthum vorstand, vollendete das Werk. 1) Von diesem Bau ist das meiste noch erhalten, nämlich der Chor, das östliche Kreuz mit der Kuppel und den beiden kleinen Thürmen, der untere Theil des Schiffs und der Hauptthurm; das westliche Kreuz und die Gewölbe sind jedoch, da die Kirche 1098 und 1199 abbrannte, zu Anfang des 13ten Jahrhunderts neu gebaut worden. Der Werkmeister, welcher diesen Bau im Jahre 1219 vollendete, hiess Albero, und war ein Laie, 2) oder weil die Benennung laicus eine zweifache Bedeutung hat, vielleicht auch ein Laienbruder; so nannte man bekanntlich diejenigen Klosterbrüder, welche zwar im Kloster wohnten und das Ordenskleid trugen, aber eigentlich keine Geistliche waren, sondern blos Gewerbe trieben und überhaupt nur Handarbeiten verrichteten. Eine andere Vermuthung über diesen Baumeister wird in der Folge bei der Beschreibung der Kirche von Neuss ihre Stelle finden. Auch im Jalire 1467 wurde ein Theil der Apostelnkirche, und zwar durch das Feuer des Himmels eingeäschert; 3) dieser Brand scheint jedoch nur das Dachwerk theilweise zerstört zu haben. In der neuesten Zeit drohten die Gewölbe des Schiffs einzustürzen; sie sind nach dem Muster der älteren, welche man in dem hier beigefügten Durchschnitt abgebildet sieht, in Holz hergestellt worden.

Der noch ganz ursprüngliche östliche Theil der Kirche zeigt jene Verbindung der Kuppel mit dem Kreuz und dem Chor, welche ich oben angedeutet habe, und wozu, wie zu den beiden Chorthürmen das Vorbild wahrscheinlich von der alten Domkirche von Köln genommen ist. Das Bestreben, die Thürme mit dem Kirchengebäude in ein angemessenes Verhältniss zu setzen, veranlasste die alten Baumeister zu den verschiedensten Versuchen. Ein einziger Thurm, der wie bei St. Marien und auch hier bei St. Aposteln au das West-Ende gestellt wurde, konnte nicht wohl befriedigen, da das Auge zugleich Ebenmaass und Mannichfaltigkeit suchte. Man scheint daher bald auf den Gedanken gekommen zu seyn, zwei Thürme

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1) Gelenius, a. a. O. p. 295 - 6
2) Gelenius, Vita S. Engelberti p. 114: Testudo ejus ecclesiae absoluta fuerat Anno 1219 per Alberonem laicum.
3) Cronica d. St. Coellen S. 3182.

 

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neben der Chorrundung anzubringen; wie wir es von der ältern Domkirche zu Köln und der in den Jahren 828 bis 835 erbauten Abteikirche zu St. Gallen wissen. 1) An der St. Castor-Kirche in Koblenz, 2) deren östlicher Theil wahrscheinlich noch dem im Jahre 836 eingeweihten Gebäude angehört, so wie an dem Chor der Pfarrkirche zu Andernach und an jenem des Münsters zu Bonn, welche Chöre allen Umständen nach aus dem 10ten Jahrhundert herstammen, sind auch zwei Thürme angebracht. Meistens begnügte man sich aber nicht mit diesen zwei Thürmen, sondern errichtete noch einen oder zwei Thürme am West-Ende, so dass man eine Gruppe von drei oder vier Thürmen erhielt. Diese letztere Anlage von vier Thürmen, sey es nun mit oder ohne Kuppel, scheint am Rhein und in ganz Deutschland am meisten Beifall gefunden zu haben, bis später das Beispiel von St. Martin mit seinem Mittelthurm nachgeahmt wurde und dadurch eine neue Anordnung entstand.

Auch das doppelte Kreuz ist von der altern Domkirche auf die Apostelnkirche übergegangen; ja im Innern war dieses selbst rücksichtlich des doppelten Chors der Fall. Bis zum Jahr 1643 bestanden nämlich am West-Ende des Schiffs besondere Abschlussmauern, welche einen zweiten Chor begränzten. 3) Von dieser eigenthümlichen Anlage zweier Chöre, welche bei so manchen deutschen Kirchen aus den früheren Jahrhunderten statt findet, werde ich bei der Abteikirche zu Laach zu sprechen Gelegenheit haben.

Der Kreuzgang bei St. Aposteln ist in unseren Tagen niedergerissen worden ; er lag an der Südseite der Kirche ; drei Flügel desselben bestanden blos aus dem Bogengang; nur der östliche Flügel hatte ein zweites Geschoss und zwar muss dieses, wie man an den spitzbogigen Fenstern sieht, nach jenem oben erwähnten Brande vom Ende des 12ten Jahrhunderts neu gebaut worden seyn. Die Bogengänge können ihrer Bauart nach wohl noch von dem ersten Bau herstammen, wie es denn, weil sie gewölbt waren, sehr möglich ist, dass sie bei dem Brande verschont blieben, während die anderen mit Holz gedeckten Räume zerstört wurden. Jedoch mag auch der ganze Kreuzgang zu gleicher Zeit erbaut worden seyn, da in der zweiten Hälfte des zwölften und zu Anfang des dreizehnten Jahrhunderts sehr häufig Rundbogen und Spitzbogen an einem und demselben Gebäude vorkommen. In dem östlichen Flügel des Kreuzganges befand sich unten die Sacristei und das Kapitelhaus; oben waren andere zu dem gemeinschaftlichen Gebrauch der Stiftsherren bestimmte Gemächer.

Sämmtliches Bauwerk an der Apostelnkirche ist wie an den übrigen bisher beschriebenen Gebäuden von Tufstein, nur die Hauptglieder, d. h. der Sockel unten an der Kirche, die Säulen, ihre Bogen, die kleinen Säulchen , endlich die Tragsteine unter den kleinen Bogen am Dachgesimse sind von grauem Sandstein, und so sind die unterhalb des kleinen Säulenganges eingemauerten Platten von schwarzem Schieferstein. Da dieser Bestand des Mauerwerks an allen älteren Kirchengebäuden in Köln und der Gegend dasselbe ist, so werde ich, um Wiederholungen zu vermeiden, fernerhin nur dort, wo es sich anders verhält, von dem Mauerwerk reden.

Die Dächer des Chors, des östlichen Kreuzes, der Kuppel und der Thürme sind noch jetzt mit Blei gedeckt, ehemals hatten sämmtliche Dächer eine solche Bedeckung. Dasselbe war sonst bei allen Kirchen und grösseren Gebäuden in Köln und der Gegend der Fall; daher denn auch der Cardinal Aeneas Sylvius, später Pabst Pius II., im Jahre l457 unter anderen rühmlichen Dingen von der Stadt Köln sagte, dass die Gebäude derselben mit Blei gedeckt waren. 4) Man bezog wahrscheinlich das Metall zu diesem Zweck aus den in der Nähe gelegenen Bergwerken der Eiffel.

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1) Mabillon, Annal. Ord. St. Bened. II. p. 331, giebt den alten Plan, welcher noch auf der Bibliothek in St. Gallen verwahrt wird; er vermuthet, derselbe sey von Eginhart, dem Geheimschreiber Karls des Grossen entworfen.
2) Moller, Denkmale deutscher Baukunst, Taf. 8.
3) Gelenius, De admir. Magnit. Colon p. 302
4) Epist. Ad Martin. Meyr Cancellar. Archiepisc. Moguntini, apud Bzovium, in Annal. Eccles. T. XVII. p. 194.
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Die Taufkapelle an der Stiftskirche St. Georg in Köln, und mehrere Taufsteine.


Taf. XXI. Grundrisse XXII. Durchschnitt XXIII. Taufsteine XXIV. Taufstein in Unkel



Erzbischöf Anno, als Regent während der Minderjähigkeit von Kaiser Heinrich IV. und durch seine Persönlichkeit ein sehr mächtiger Mann im deutschen Reich, baute 1056 die Stiftskirche St. Maria-Gräden oder ad gradus zu Köln, 1060 die Abteikirche zu Siegburg, um das Jahr 1066 den Chor und die beiden Thürme von St. Gereon, 1072 die beiden östlichen Thürme von St. Martin und zur selbigen Zeit die Kirche St. Georg. 1)Als er 1074 diese letztere mit einem Chorherren-Stift verbundene Kirche einweihte, entstand ein dreitägiger blutiger Aufruhr, aus welchem er sich mit grosser Mühe durch die Flucht rettete. 2) Dieser Aufruhr zunächst durch eine gewaltsame Maasregel des Erzbischofs veranlasst, gründete sich hauptsächlich auf das Mistrauen, welches die Erbauung der Taufkapelle von St. Georg bei den Bürgern von Köln erregte. Diese Kapelle, das westliche Ende der Kirche bildend, lag nämlich nahe an dem alten Bonner Thor dicht an der Heerstrasse, und weil sie mit ungewöhnlich starken Mauern ganz von Quadern erbaut worden, um einen Thurm darauf zu setzen, so fürchteten die Bürger, der Erzbischöf dürfte diesen, wenn er ausgeführt würde, zu einer Feste gegen die Stadt benutzen wollen. Der Thurm wurde dann auch nicht erbaut, sondern die Kapelle blieb bis in die spätesten Zeiten mit einem Krahn bedeckt; man sah denselben noch im 17ten Jahrhundert 3)

Die Kirche von St. Georg besteht noch, ist aber nicht sehr bedeutend, daher habe ich mir versagt, sie in gegenwärtige Sammlung aufzunehmen. Das Schiff und die beiden Nebenhallen, welche sich nur bis zum Chor erstrecken, werden zum Theil von einfachen Säulen mit kubischen Kapitälen getragen; der Chor, ähnlich jenem von St. Gereon, jedoch kleiner und niedriger, liegt viel höher als das Schiff, weil unter demselben eine Gruft angebracht ist. Die Mauern und die Gewölbe der Kirche sind von Tufstein; dahingegen die Mauern der Taufkapelle, wie gesagt, aus Quadern von grauem Sandstein bestehen. Die Säulen an den Nischen und Fenstern dieser letztern sind von schwarzem Schiefer-Marmor und haben vergoldete Kapitäle mit reichem Schnörkelwerk verziert. Ueberhaupt ist die ganze Taufkapelle mit ungemeiner Kunst entworfen und ausgeführt; sie erinnert an die schönsten Theile der ungefähr zu gleicher Zeit erbauten Domkirche in Speier, wo im Chor und im Kreuz ähnliche Nischen wie hier vorkommen. Merkwürdig ist das Verhältniss der Breite zur Höhe; letztere betragt nämlich bis in den Bogen nur 11/3 der lichten Breite, und bis zum höchsten Punkt der Kuppel nur 1½.

In der Mitte der Kapelle steht der auf der 23ten Tafel abgebildete Taufbrunnen, von grauem Sandstein. Man wird bemerken, dass die Verzierung desselben ganz der gleichzeitigen Bauart entspricht; dasselbe gilt von den ebenfalls hier abgebildeten Taufbruunen der Kirchen zu Schwarz-Rheindorf bei Bonn und zu Unkel bei Remagen. Letzterer gehört wahrscheinlich dem 11ten oder 12ten Jahrhundert, ersterer aber, wie die Kirche zu Schwarz-Rheindorf selbst, dem 12ten Jahrhundert au; diese wurde in den Jahren 1151 bis 1166 erbaut. 4) Von dem Taufbrunnen der Kirche St. Martin in Köln ist schon oben die Rede gewesen.

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1) Siehe Moerckens, a. a. O. Bei diesen Jahren, und Gelenius, a. a. O. p. 260 und 318.
2) Lambertus Schafnaburgensis, Annales bei diesem Jahre.
3) Gelenius, a. a. O. p. 323.
4) Moerkens, a. a. O. p. 109 und 110.

 

 

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Die Abteikirche zu Laach.

Taf. XXV. Aeussere Ansicht XXVI. Grundriss



In der Nähe von Andernach, etwa drei Stunden landeinwärts, liegt ein tiefer See von waldbewachsenen Hügeln umgeben; hier besass Heinrich, Pfalzgraf bei Rhein, eine Burg mit grossem Gebiet und er nannte sich vom See (lacus) Heinrich von Laach. Dieser Pfalzgraf soll durch seinen Gross - Oheim Hermann, welcher in den Jahren 939 bis 959 Pfalzgraf war, aus dem bayerischen Hause abstammen. 1) Im Jahre 1093 stiftete Heinrich in jener Einsamkeit eine Benediktiner-Abtei unter dem Namen der Maria und des heil. Nicolaus. 2) Er legte sogleich den Grund zur Kirche; und der Bau zweier Thürme nebst einer Kuppel fieng schon an sich zu erheben, als ihn 1005 der Tod überraschte. 3) Sein Stiefsohn Siegfried, aus dem Hause der Grafen von Luxemburg, 4) wurde sein Erbe und folgte ihm auch in der Pfalzgrafschaft. Um die Mönche für die Zukunft vor etwaiger Bedrückung zu sichern, liess er die auf einer Anhöhe am östlichen Ufer des Sees gelegene Burg abtragen. Sodann setzte er den Bau der Kirche und des Klosters, namentlich des Kreuzgangs, der Gruft und der Thürme, wahrscheinlich am westlichen Chor, fort. Hedwig, Wittwe des Grafen Gottfried von Arras, welche die Burg zu Nickendich in der Nähe von Laach bewohnte, trug ihre Hülfe zu dem frommen Unternehmen an, und es wurde ihr gestattet, einen Chor mit Gruft und Thürmen, vermuthlich der östliche Chor, auf ihre Kosten zu erbauen. Siegfried erlebte jedoch die Vollendung des Gebäudes nicht; er starb 1113 auf dem Schlachtfeld, und die Kirche wurde erst 1156 von Hillinus, Erzbischof von Trier, geweiht. 5)

Pfalzgraf Heinrich wurde seiner Verordnung gemäss in der neuen Kirche begraben. Auch Siegfried hatte dieselbe zu seiner Grabstätte gewählt; aber im Jahre 1699, wo Tolner, Geschichtschreiber der Pfalz, in Laach war, konnte er weder das Grab Siegfrieds noch jenes seiner Gemahlinn Gertrud, einer Tochter Heinrich des Dicken, Grafen von Northeim auffinden; die Mönche hatten durchaus keine Kunde von einem dieser Gräber. Wahrscheinlich sind also die Gebeine des Ehepaars nie in der Laacher Kirche beigesetzt worden. Tolner vermuthet, da Siegfried in Sachsen, bei Warensted umgekommen, er könne in Braunschweig oder in dem sächsischen Kloster Breitingen begraben seyn, welches seine Gemahlinn gestiftet hatte. 6) Es ist jedoch zu vermuthen, dass Siegfried und Gertrud in der Kapelle Frauenkirch, eine Stunde von Laach, welche gleichfalls im Jahre 1156 von dem Erzbischof Hillinus geweiht worden, ihre Ruhestätte gefunden haben. Ich sah dort 1811 in der südlichen Nebenhalle noch jenes mit den Bildsäulen eines gewappneten Ritters und einer jungen Frau geschmückte Denkmal, welches man seit langen Zeiten für das Grab des durch die Sage so hochberühmiou Ehepaars : Siegfried und Genovefa gehalten hat. Unten an den Seiten des Grabes war der Schild mit dem pfälzischen Löwen mehrmal angebracht. Dieses Denkmal, der Ausführung nach offenbar gleichzeitig mit der Kapelle errichtet, ist nun verschwunden; von der Kapelle aber, an welcher der Chor im 14ten oder 15ten Jahrhundert erneuert worden, sind, da sie in Verfall gerathen war, jetzt die Nebenhallen abgetragen, und blos das mittlere Schiff ist einigermassen wiederhergestellt.

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1) Tolner, Histor. Palatin. p. 162 und 196.
2) Tolner, a. a. O. Cod. dipl. p. 32.
3) Brower et Musenius, Annal. Trevir. I. p. 570.
4) Tolner, Addition, ad. Histor. Palatin p. 19-23.
5) Brower et Masenius, a. a. O. I p. 569 und 570, II p. 8, 9 und 61. Tolner, a. a. O. p. 89, 90 und Cod. dipl. p. 33. Jene Gräfinn Hedwig war von hoher Herkunft, jedoch wird diese nicht näher bezeichnet. Durch den Tod ihres Gemahls scheint die Burg Arras in den Besitz des Erzbischofs von Trier gekommen zu seyn; denn 1139 finden wir ihn desshalb im Streit mit den Herren von
Nantersburg, und 1147 mit dem Grafen von Vianden. Diese Burg lag bei Lützerath in dem Winkel, den die Alf mit der Mosel bildet, Brow. et Masen., a. a. O. II p. 35 und 47.
6) A. a. O. p. 162 Tab. und p. 289 auch, Addition. p. 23.

 

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Ob die Kapelle ursprünglich dem Andenken des Siegfrieds und der Genovefa gewidmet worden, dürfte wohl nicht mehr zu ermitteln seyn. Das Bildwerk, die Schicksale der Genovefa darstellend, welches ich im Chor sah, ist allem Anschein nach im 17ten Jahrhundert verfertiget worden; aus derselben Zeit stammt auch die dabei angebrachte verstümmelte lateinische und deutsche Inschrift, woraus ich übrigens entnehmen konnte, dass sie einen kurzen Auszug der Sage enthielt mit dem Zusatz am Schluss: Siegfried habe beschlossen, an der Stelle, wo er seine treue Genovefea wiedergefunden, Unserer Lieben Frauen zu Ehren ein Kirchlein, zu erbauen, und dasselbe sey von Hisdolphus geweiht worden. Dürften wir dieser Inschrift Glauben beimessen, so hätte schon eine ältere Kapelle zu Frauenkirch bestanden und es wäre nicht mehr zu zweifeln, dass die Sage von Siegfried und Genovefa auf historischem Grunde beruhe. Denn Hisdolphus, Erzbischof von Trier, lebte in den Jahren 666 bis 707, 1) und in einer Urkunde Königs Childebert II. vom Jahre 710 kömmt ein Pfalzgraf Siegfried vor; 2) die Sage aber versetzt bekanntlich Genovefa gerade in diese Zeit. Die Sage scheint zwar in der Gestalt, wie wir sie besitzen, erst im 15ten Jahrhundert niedergeschrieben zu seyn; 3) der Verfasser hat jedoch ohne Zweifel ältere schriftliche Quellen vor sich gehabt, und dann gehört es ja zum eigentümlichen Wesen aller Sage, dass sie sehr lange, oft viele Jahrhunderte im Munde des Volks lebt, ehe sie der Schrift anvertraut wird. Verhalte es sich nun mit Siegfried und Genoyefa, wie es wolle; immerhin ist die oben erwähnte Kapelle zu Frauenkirch ein Werk des 12ten Jahrhunderts, und es dürfte nicht unwahrscheinlich seyn, dass jenes Grabmal unserm spätern Pfalzgrafen Siegfried und seiner Gemahlinn Gertrud angehört habe. Diese leztere mag ihren Herrn lange überlebt und die Kapelle entweder ganz neu gestiftet oder an die Stelle der allen erbaut haben. In beiden Fällen kann das Andenken an Genovefa damit verbunden gewesen seyn; wobei noch zu erwägen, dass dasselbe einen besondern Bezug auf die Familie unsers späteren Siegfrieds hatte; dieser stammte nämlich aus dem Hause der Grafen von Luxemburg, welches mit jenem von Brabant in naher Verwandtschaft stand; auch war seine Mutter in erster Ehe mit dem Grafen Heinrich von Löwen und Brüssel verbunden. 4) Genovefa aber sollte aus dem brabantischen Stamm entsprossen seyn, daher denn nach der Sinnesweise der allen Zeit anzunehmen, dass in Siegfrieds älterlichem Hause die Sage von ihrem Schicksal sich um so
lebendiger erhalten habe. —

Kehren wir nun zu der Kirche von Laach zurück, so finden wir das Grabmal des Stifters in der Mitte des westlichen Chors unter der Orgelbühne in Gestalt eines länglichen Tisches oder Altars. Ueber demselben erhebt sich eine durchbrochene Laube von sechs Säulen getragen; das Ganze ist wie das Grabmal von Steimwerk, und 21 Fuss hoch. Vor zwanzig Jahren lag noch auf dem Grabmal das lebensgrosse Bild des Pfalzgrafen Heinrich mit Fürstenhut und Mantel von Holz, durchaus bemalt , das Modell der Kirche in der Hand tragend. Der weisse, faltige Leibrock oder Talar war mit vielen kleinen, goldenen Burgen verziert, welche ohne Zweifel ein Sinnbild der Pfalz seyn sollten. Jetzt befindet sich dieses Bild in der Sammlung des Grafen Rennesse zu Bürresheim bei Koblenz. Nach einer alten Inschrift, welche bei dem Grabmal zu sehen war, hat Abt Thirricus (d. h. Theodericus) dieses Grabmal verfertigen lassen. 5) In dem Verzeichniss der Aebte von Laach finden sich aber zwei dieses Namens; der eine stand dem Kloster vor in den Jahren 1235 bis 1247, der andere in den Jahren 1252 bis 1295; 6) wahrscheinlich ist der in der Inschrift genannte der erstere von diesen beiden.

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1) Art de verif. l. Dates III 289.
2) Tolner, a. a. O. 156
3) Im Jahre 1472, man sagt von einem Karmeliter Mönch Emichius; siehe: Brower et Masenius, a. a. O. II p. 61 und Tolner, a. a. O. p. 156.
4) Tolner, Addition p. 19.
5) Tolner, Histor. Palatin p. 279 und 280; dort ist auch eine, jedoch nicht eben treue, Abbildung des Grabmals zu sehen.
6) Bucclinus, German. Sacr. II. p. 203.

 

 

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Was das Kirchengebäude betrifft, so scheint die Hauptanlage desselben mit zwei Chören, zwei Kuppeln und vier Thürmen von der alten Domkirche zu Köln entlehnt, welche, wie ich früher schon bemerkte, auch bei Erbauung der Domkirchen von Worms, Mainz und Speier zum Vorbilde gedient hat. Alle diese Gebäude haben zwei Chöre, einen östlichen und einen westlichen. In Speier ist der westliche Chor oberhalb der Vorhalle angebracht.

Ueberhaupt kommt die Anlage zweier Chöre in Deutschland bei grösseren Kirchen vom 8ten bis zum 13ten Jahrhundert sehr oft vor. Unter andern fand sie in den ursprünglichen Abteikirchen von Fulda und St. Gallen statt , welche in der letzten Hälfte des 8ten und zu Anfang des 9ten Jahrhunderts erbaut worden. 1) Spätere, noch bestehende Beispiele ausser den oben genannten vier Kirchen, sind die Domkirchen zu Bamberg und Naumburg und die Stiftskirche St. Sebald in Nürnberg, alle vom Ende des 12ten oder Anfang des 13ten Jahrhunderts. Hierbei ist nun sehr merkwürdig, dass man diese so bedeutsame Einrichtung in keinem andern Lande als in Deutschland sieht, und dass hier der eigentliche Zweck derselben in Vergessenheit gerathen ist. Die bewährtesten Schriftsteller über kirchliche Alterthümer geben keinen Anfschluss darüber; Binterim allein sagt bei Gelegenheit der ältern Domkirche von Köln, jedoch ohne weitere Nachweisung, der östliche Chor sey zu den grossen, bischöflichen Feierlichkeiten und der westliche zu dem täglichen Gottesdienst bestimmt gewesen. 2) Da mit den meisten Domkirchen, den grösseren Abteien und Stiftskirchen eine Pfarrei verbunden war, so dürfte am wahrscheinlichsten seyn, dass einer der beiden Chöre für diese, der andere hingegen für die Stiftsherren oder Mönche erbaut worden. In den Domkirchen zu Augsburg und Mainz deuten die dort noch erhaltenen Benennungen Pfarrchor und Pfarrthurm auf eine solche Einrichtung.

Vorderseite des Altartisches in der Stiftskirche zu Komburg bei Schwäbisch-Halle.

Taf. XXVII. Vorderseite des Altartisches XXVIII. Schmelzwerk an demselben



Die Goldschmiedkunst trug im Mittelalter, besonders von dem 10ten bis zum 13ten Jahrhundert nicht wenig zur Ausschmückung der Kirchen bei, und sie bediente sich dazu meist architectonischer Formen und Verzierungen. Am bedeutendsten erscheint diese Anwendung der Goldschmiedkunst an der Vorderseite des Altartisches und an den Reliquienkasten, welche man auf denselben zu stellen pflegte. Man verzierte nämlich die hölzerne Tafel, welche zur Bedeckung der Vorderseite des Altartisches diente, und ebenso die hölzernen Kasten, worin man die Reliquien aufbewahrte, mit Bildwerk von getriebener Arbeit aus Kupfer- oder Silber-Blech oder sogar auch aus ächtem Goldblech. Es waren meist einzelne, hoch erhabene Figuren: Christus, Maria, die Aposteln und Propheten darstellend. Man brachte sie in viereckigen oder rundbogigen Feldern an; diese Felder aber theilte man mit Bändern oder Bogen und Säulchen von Schmelzwerk ab, zwischen welchen man auch noch Bänder und Bogen mit eingeschmelzten Inschriften, oder mit Filigranarbeit, rohen Edelgesteinen und mehr oder weniger kunstreichen Gemmen, meist von altgriechischer oder römischer Arbeit, einfügte. Den Reliquienkasten gab man eine dachförmige Decke, so dass sie die Gestalt eines Sarges hatten, durch die architectonische Verzierung jedoch mehr einem Kirchengebäude ähnlich sahen.

Vor der französischen Eroberung besass fast jede grössere Kirche in Köln und der Umgegend noch einen oder mehrere solcher Reliquienkasten aus alter Zeit. Ausser dem grossen Kasten der heil. drei

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1) Schannat, Histor. Fuldens. Cod. Prob. p. 1. 96. 108. derselbe, Dioeces. et Hierar. Fuldens. p. 51. Mabillon, Annal. Ord. St. Bened. II. p. 331.
2) Denkwürdigkeiten der christl. Kirche IV. S. 68

 

 

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Könige im Dom zu Köln und den Reliquien-Behältern in der Abteikirche zu Siegburg sind alle diese Heiligthümer bis auf wenige unvollständige Reste ihres kostbaren Schmucks beraubt worden. Und von Altartafeln jener Art ist nur eine einzige wohl erhaltene, und eine andere vielfach verdorbene übrig geblieben. Erste aus der Kirche zu Leudesdorf bei Andernach herkommend, befindet sich in den Händen der Familie Finck in Koblenz, und ist der in gegenwärtigem Werk abgebildeten so ähnlich, dass man sie für eine Arbeit von derselben Hand halten möchte. Die andere Tafel wird in Köln in der Wallraf‘schen Sammlung aufbewahrt; an derselben bestehen nur die Säulchen und Bogen der Abtheilungen aus Metall und Schmelzwerk; die Heiligenbilder hingegen sind Malereien von der einfachsten Art, eigentlich Zeichnungen im Umriss auf Goldgrund, an denen blos die äussersten Theile gemalt sind; sie stellen goldene Bildsäulen mit fleischfarbig gefärbten Köpfen, Händen und Füssen vor, wie sie in jener Zeit häufig verfertigt wurden.

Da die Gränzen des gegenwärtigen Werks mir nicht gestatteten, den Reliquienkasten der heil. drei Könige aufzunehmen, 1) und ich zur Zeit jene Altartafel in Koblenz nicht kannte, so habe ich ausnahmsweise ein noch in Schwaben befindliches Denkmal alter Goldschmiedkunst gewählt Diese Altartafel wurde im Jahr 1816 in der Stiftskirche zu Komburg gezeichnet.

Das Stift Komburg war ursprünglich eine Benedictiner- Abtei, welche im Jahre 1079 von zwei Brüdern Burkhard und Rugger, Grafen von Rottenburg gestiftet, und deren Kirche 1088 von Adelbero, Bischof von Würzburg, unter dessen Sprengel sie stand, geweiht wurde.

Die Altartafel ist daher und der Art ihrer Verzierung nach, dieser Zeit oder dem 12ten Jahrhundert zuzuschreiben. Zur Erklärung derselben habe ich nur wenig zu sagen. Die Filigranarbeit beschränkt sich hier, wie man sieht, auf die äusseren Ränder und auf die mit Edelsteinen ausgestatteten Zwischenstücke. Die Apostel, welche den Christus umgeben, sind blos durch die beigeschriebenen Namen kenntlich; bei Paulus ist jedoch die Inschrift verstümmelt, an dem V fehlt vorne ein Zug wie bei Bartholomäus an dem R angebracht ist, und welcher A bedeutet. Auch die Inschrift, welche das Christusbild umgiebt, ist nicht vollständig, es fehlen daran offenbar mehrere Worte. Der Vers: AD. SOLIVM. CAELI. DVM. FORMAM. TRANSFERO. SERVI. bildet die erste Hälfte, dann kömmt die Lücke und die Sylbe PIS mit den Schlussworten TERRESTRIA. JVNGO. Die grössere um die ganze Tafel herum laufende Inschrift bezieht sich auf die Aposlel und lautet folgendermassen: HI. SVA. SPE. YITAE. LINQVERVNT. OMNIA. — SEQVE. SECTANTES. CHRISTI. FACTIS. PRECEPTA. MAGISTRI. — PRO. QVOQVE. MACTATI. VIVVNT. SINE. FINE. BEATI. - QVI. RESERANT. DIGNIS. CAELVM. CLAVDVNTQVE. MALIGNIS. — ET. CVM. DISTRICTO. RESIDEBVNT. IVDICE. CHRISTO. Hier fehlen ein paar Worte, wahrscheinlich :
QVI. CVNCTA. dann folgt: DIGNE. REDIENS. EXAMINAT. IGNE.

 


Der Kreuzgang an der Abteikirche St. Pantaleon in Köln.

Taf. XXIX. Der Kreuzgang nebst zwei Thüren XXX. Kapitäle aus dem Kreuzgang



Bei der Abteikirche St. Pantaleon in Köln, welche jetzt die evangelische Garnisonskirche ist, bestand vor etwa zwanzig Jahren noch ein Kreuzgang. Davon waren drei Seiten sehr einfach mit ganz gleichen kleinen Bogen und die Säulchen mit Würfelkapilälen ausgestattet; diese drei Flügel mögen wohl dem 10ten Jahrhundert angehört haben, wo Erzbischof Bruno diese Benedictiner-Abtei stiftete und die Gebäude dazu aufführen liess. Der südliche Flügel hingegen war in jeder Hinsicht viel reicher und schöner bestellt; und wie man an dem hier abgebildeten Theile desselben, so wie an der Verzierung der Kapitäle

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1) In der Sammlung der prächtigen Edelsteine, womit der Kasten der heil. Drei Könige etc. (von Vogel) Bonn 1781 4° - befindet sich eine, wiewohl unbefriedigende Abbildung dieses Kastens.


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sieht, so ist derselbe im 12ten Jahrhundert erbaut worden. Aller Wahrscheinlichkeit nach war Abt Walbero, welcher von 1147 bis 1167 dem Kloster vorstand, der Erbauer dieses südlichen Flügels, denn man weiss, dass er im Kreuzgang eine Marienkapelle erbaut hat, in die er begraben worden. 1)

Die beiden Thüren, welche ich dem Kreuzgange beigefügt habe, sind mit ihm gleichzeitig; die eine befand sich in demselben, die andere ist die Hausthüre des Steinfelderhofs in der Nähe der St. Gereonskirche zu Köln. Dieser Hof gehörte seit 1420 der Norbertiner-Abtei Steinfeld in der Eiffel, welche Abtei im Jahre 1126 gestiftet worden. 2) Jede der in dem Sprengel der kölnischen Kirche gelegenen Abteien hatte in der Stadt einen solchen Hof mit Wohngebäuden, Hauskapelle und allen übrigen Einrichtungen, deren die Geschäftsleute des Klosters oder der Abt selbst bedurfte, wenn er zu Zeiten nach Köln kam.

Man wird auf den Kapitälen der Thüre am Steinfelderhofe zwei Löwen bemerken, welche dort gleichsam als Wächter angebracht sind. Auf dieselbe Weise sieht man noch zwei Löwen an der auf der 15ten Tafel abgebildeten Thüre der Abteikirche St. Martin. Ebenso war es an der St. Katharinenkirche in Köln, um das Jahr 1219 erbaut, und an der St. Kunibertkirche daselbst, um 1248 erbaut; 3) diese beide Thüren sind nun zerstört. In der Vorhalle der St. Gereonskirche hingegen sind jetzt noch in den vier Ecken auf eigenen Fussgestellen vier solche Thiergestalten in grösserem Maassstab angebracht.

Diese Sitte, Löwen an dem Eingänge der Kirchen aufzustellen, scheint in Folge der Kreuzzüge in der ersten Hälfte des 12ten Jahrhunderts entstanden zu seyn. Die Löwen- und Sphinx-Bilder, welche man in Aegypten vor den alten Tempeln gesehen, mögen dazu Anlass gegeben haben. Zu gleicher Zeit kam der Gebrauch auf, allerlei abentheuerliche Bilder, seltsam verschlungene Thiere, Ungeheuer, zum Theil aus Menschen- und Thier-Gestalten zusammengesetzt und Aehnliches, mehr oder weniger mit Laubwerk verbunden zur Verzierung der Kapitäle, Gesimse, Chorstühle u. s. w. in Kirchengebäuden anzuwenden. Und zwar wurde dieser Gebrauch so allgemein, dass der heil. Bernhard glaubte, gegen denselben als eine grosse Unschicklichkeit eifern zu müssen. 4)

An den Kapitälen der Thüre des Steinfelderhofs und an einigen Kapitälen aus dem Kreuzgange von St. Pantaleon haben wir Beispiele dieser ohne Zweifel auch durch Einfluss des Orients entstandenen Arabeskenverzierung. Die Kapitäle aus dem genannten Kreuzgange sind nach der Zerstörung desselben zur Ausschmünkung des königlichen Regierungsgebäudes an der Sachsenhäuserstrasse in Köln benutzt worden.


Der Kreuzgang an der Stiftskirche St. Gereon in Köln.

Taf. XXXI. Der Kreuzgang XXXII. Säulen und Kapitäle aus demselben XXXIII. Das Dormitorium



Die Bauart, dieses Kreuzganges gehört dem 12ten Jahrhundert an, obwohl derselbe höchst wahrscheinlich erst zu Anfang des 13ten erbaut worden; darum füge ich dieses Gebäude hier abgesondert von der Kirche ein, welche ihre Stelle in dieser geschichtlichen Reihe weiterhin finden wird.

Um nun so viel als möglich einen befriedigenden Begriff von dem Kreuzgang und den damit zusammenhängenden Gebäuden zu erhalten, wie sie vor wenigen Jahren noch bestanden, werfe man einen Blick auf die in der 62ten Tafel gegebenen Grundrisse. Nach der Ostseite, sieht man, schloss sich der Kreuzgang an die Vorhalle der Kirche an; die drei anderen Seiten desselben aber waren von den verschiedene zu den Geschäften des Stifts dienlichen Gebäuden umgeben. Da war der Kapitelsaal oder das Kapitelhaus, wie man es auch nannte, die Bibliothek, die Schule, die Kammern für die Güterverwaltung, dann unter anderen auch das Dormitorium oder Schlafhaus, und zwar die grösseren Räume mit ansehnlichen Kaminen

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1) Gelenius, a. a. O. p. 366.
2) Annales Praemonstratentes. II. p. 851-59.
3) Moerkens, a. a. O. index chron. 1219 und 1248.
4) Apologia ad. Guillelm. St. Theoderici Abbat. cap. XII. Opera, Tom. I p. 544.

 

 

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zur Holzheizung versehen. Das letztere Gebäude auf dem Grundriss mit C. D. bezeichnet, wurde bis in die jüngste Zeit das Dormitorium genannt; es scheint daher ursprünglich zur Wohnung der jungen Geistlichen gedient zu hahen, welche zu Stiftsherren bestimmt waren und noch den Unterricht des Schulvorstehers oder Scholasters genossen. Das Schlafhaus der Stiftsherren selbst kann dieses Gebäude nicht gewesen seyn, denn ausserdem, dass es zu dem Zwecke zu klein war, dauerte das Zusammenleben jener Herren nur bis in das 11te Jahrhundert. Von dieser Zeit an bis zum Anfang unseres Jahrhunderts wohnten sämmtliche Stiftsherren in Köln, wie anderwärts, in abgesonderten Häusern, welche um einen Platz herum lagen, dessen Eingänge mit Thorcn versehen waren und Abends geschlossen wurden. Man nannte diesen Bezirk, an den sich die Kirche sammt dem Kreuzgang anreihte, das Kloster des Stifts. So gab es ein Domkloster, ein St. Gereons-, St. Aposteln-, St. Georgs-Kloster u. s. w.; genug, jedes Stift hatte seinen eigenen Bezirk und für denselben nahm es gegenüber der weltlichen Macht mehr oder weniger Immunität oder Freiheit in Anspruch.

Von dem Kreuzgange des St. Gereonsstifts bleibt mir nur noch zu sagen, dass die Säulen an demselben von schwarzem Schiefermarmor, die Kapitäle und Füsse derselben vergoldet waren, dass die Bogen der Gewölbe aus einem breiten Stab oder Wulst bestanden, und dass die Gewölbe in der Mitte mit einem frei herabhängenden Granatapfel verziert waren.


Alte Wohnhäuser in Köln.

Taf. XXXIV. Zwei Wohnhäuser XXXV. Grosses Wohnhaus XXXVI. Fenstergewände



Mau wird an diesen Häusern besonders an den beiden grösseren dieselbe Bauart erkennen, welche man an dem Kreuzgange von St. Pantaleon und an jenem von St. Gereon, so wie an dem Dormitorium des letztern bemerkt hat. Das kleinere Haus mit dem treppenartigen Giebel scheint etwas älter als die beiden anderen, und könnte daher im 11ten Jahrhundert erbaut seyn. Dasselbe wurde vor einigen Jahren niedergerissen; es stand nahe bei der Cäcilienstrasse an dem kleinen Platz, den man die Wollküche nennt. Das gleichfalls auf der 33ten Tafel abgebildete Wohnhaus mit den Zinnen, ist bis auf einige in neuerer Zeit vorgenommene Veränderungen noch so erhalten, wie man es hier sieht; dasselbe steht am alten Markt. Das dritte grössere, in der Rheingasse gelegene Haus ist an der Vorderseite fast noch ganz in seiner ursprünglichen Gestalt; wenigstens sind da, wo etwas davon fehlt, die Spuren des Gewesenen noch deutlich vorhanden. —

Von allen diesen Häusern ist zu bemerken, was überhaupt von den in Massen zusammenstehenden Wohnhäusern alter Städte bis in die neueren Zeiten gilt, dass sie bei weitem mehr Tiefe als Breite haben.


Von dem Hause in der Rheingasse sind, wie man aus dem Grundriss entnehmen wird, selbst die wesentlichsten Theile der innern Einrichtung noch erhalten. Die Hinterseite desselben mag aber, besonders in den oberen Geschossen viele Veränderungen erlitten haben. Die viereckige Gestalt der Fenster in den beiden ersten Geschossen der Hinterseite beweist übrigens nicht, dass diese später als die Vorderseite gebaut worden, denn die Stäbe von schwarzem Marmor mit vergoldeten Ringen, welche im untern Geschoss zur Einfassung der Fenster dienen, gehören ganz eigentümlich der Bauart an, welche gegen Ende des 12ten und zu Anfang des 13ten Jahrhunderts den Uebergang von der rundbogigen oder romanischen zu der spitzbogigen oder deutschen Baukunst bezeichnet. Auch sieht man an den gleichfalls viereckigen Fenstern von der Hinterseite eines eben so alten oder noch ältern Hauses, Nro. 48 im Filzengraben in Köln, dass diese mehr Licht zulassende Form gegen den Hof oder den Garten zu nicht ungewöhnlich war, während man für die Strassenseite die Bogenfenster vorzog, welche freilich dem Hause zur grösseren Zierde gereichten.

An der Vorderseite des Hauses in der Rheingasse sind die Säulchen der Fenster von schwarzem Marmor, und die Kapitäle so wie die Füsse derselben zeigen Spuren von Vergoldung. Der Untersatz oder Sockel des Hauses und die Thürsturze sind von grauem Sandstein, alles übrige ist von Tufstein. Von

 

 

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diesem letztern Material sind auch alle noch übrigen älteren Wohnhäuser in Köln, und es scheint, dass man im Mittelalter sich dort dieses vortrefflichen Gesteins allgemein bedient hat, bis man zu Ende des 16ten Jahrhunderts anfing, mit Ziegeln zu bauen, und zu den Gewänden der Fenster und Thüren jenes harte, poröse, lavaartige Gestein brauchte, welches in den Gruben zu Mennig bei Andernach gebrochen wird.

Nach altem Herkommen hatte jedes Haus seinen eigenen Namen, so hiess das hier besprochene Haus nach einer früher daran befindlichen Inschrift, deren Kenntniss wir Herrn Denoel verdanken, das Haus zur Rheingasse. Die Inschrift lautete nämlich so: tzo der Rhyngasze byn ich genant, goden Luiden wail bekannt.

Man sieht hieraus, dass es in dieser Strasse, so zu sagen, das Haus der Häuser muss gewesen seyn. Auch ist es, als in dem bewohntesten Theil der Stadt gelegen, nach den bescheidenen Verhältnissen jener Zeit von bedeutendem Umfang, und mag daher wohl von reichen Leuten, vielleicht von den Overstolzen gebaut worden seyn, welches Geschlecht im 12ten und 13ten Jahrhundert sehr zahlreich und berühmt, gerade diesen Theil der Stadt bewohnte. Im 15ten Jahrhundert soll der Patrizier von Hardenrath, Stifter der St. Salvatorskapelle in St. Marien auf dem Kapitol, in dem Hause zur Rheingasse gewohnt haben. Da seit dem 12ten Jahrhundert der Wechsel des Grundeigenthums in den verschiedenen Pfarrsprengeln der Stadt bei den sogenannten Schreinen regelmässig aufgezeichnet worden, und da die Verzeichnisse und Bücher, welche in diesen Schreinen verwahrt wurden, noch bei der Gerichtsbehörde vorhanden sind, so könnte man gelegentlich wohl auffinden, wann dieses und die anderen hier erwähnten Häuser sind erbaut worden.

Gewöhnlich nannte das Volk bis in die neuesten Zeilen solche alte Häuser mit rundbogigen Fenstern Tempelhäuser, ohne dass man irgend einen Grund dafür anzugeben wusste. Höchst wahrscheinlich bestand der Grund blos in der Aehnlichkeit mit den Gebäuden der Tempelherren. Da nämlich der Orden im 12ten Jahrhundert gestiftet und schon zu Anfang des 14ten Jahrhunderts wieder aufgehoben worden, so sind natürlich die meisten Höfe, Priorat- und Kommthur-Häuser desselben von jener ältern Bauart gewesen, und bei dem tiefen Eindruck, den das Schicksal der Templer auf die Gemüther gemacht hat, mag ihr Andenken durch Volksüberlieferung von den ächten Gebäuden des Ordens, nachdem diese im Lauf der Zeiten die Gestalt gewechselt, auf andere ähnliche übertragen worden seyn.

Das Erenthor an der Stadt Köln, und das Grabmal des Erzbischofs Philipp von Heinsberg.

Taf. XXXVII. Das Erenthor XXXVIII. Das Grabmal

 

 

Es giebt wohl kaum eine Stadt, welche so grosse burgartige Thore, und Mauern von solcher Höhe und so weitem Umfang aus dem eigentlichen Mittelalter aufzuweisen hätte, wie die Stadt Köln. Von den Thoren und Mauern an der Rheinseite ist hier nicht die Rede; dieselben sind und waren immer weniger bedeutend als jene an der Landseite, und haben übrigens auch weit mehr Veränderungen erlitten. Eigentlich merkwürdig sind am Rhein nur die beiden Thürme, welche am obern und untern Ende die Stadt begränzen, besonders jener der Beyenthurm genannte, eine überaus hohe mit bewunderungswürdiger Genauigkeit und Schärfe von Tufstein aufgemauerte achteckige Masse mit einem Kranze schöner Zinnen gekrönt. Dieser Thurm ist in seinen wesentlichsten Theilen noch so erhalten, wie er nach dem Jahr 1262 hergestellt worden, wo die Bürger ihn mit der Burg eroberten, welche kurz vorher Erzbischof Engelbert II. um denselben herum gebaut hatte. Dass der Thurm bald nach dieser Eroberung, auf jeden Fall nach dem im Jahr 1270 geschlossenen Frieden erneuert worden, beweisen die oben unter den Zinnen an vier Seiten

 

 

 

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angebrachten Wappenschilde der Stadt Köln; denn gewisslich hatte der Erzbischof dieselben nicht dorthin setzen lassen. Diese Schilder, welche im Jahre 1797 bei der unsinnigen Ausführung des französischen Gesetzes gegen alle Zeichen der Feudalherrschaft verstümmelt wurden, sind so gut mit dem Mauerwerk verbunden, dass man glauben mochte, sie seyen ursprünglich in dasselbe eingefügt. Der am untern Ende der Stadt gelegene runde Thurm, gleichfalls mit Zinnen gekrönt, wird seines geringen Umfangs wegen das Thürmchen genannt, und ist offenbar nur ein Nebenwerk der in jener Zeit vom Erzbischof Engelbert gebauten und damals auch von den Bürgern eroberten festen Burg zu Ryle.

Das Rheinufer zwischen diesen beiden Thürmen, welches einen einwärts gekehrten Bogen bildet, misst 11,560 rheinländische Fuss, also mehr als eine halbe deutsche Meile. Nach der Landseite zu bezeichnet der Umfang der Stadt zwischen denselben Thürmen einen auswärts gekehrten Bogen von 21,600 rheinländische Fuss, welches einer deutschen Meile (22,803') sehr nahe kömmt; so hat denn die Stadt im Ganzen die Gestalt eines halben Mondes, und kann kaum in drei Stunden umgangen werden. Köln gehörte daher selbst im 15ten Jahrhundert noch zu den grössten Städten von Europa, insofern Rom und Konstantinopel davon ausgenommen werden, es hatte damals gleichen Umfang mit Löwen, Gent, Lüttich und Paris. 1)

An der Landseite belindcn sich zwölf Thore, zwischen diesen und jenen beiden Gränzthürmen steht auf einem hohen Wall, der auswärts mit einem tiefen Graben umgeben ist, die Mauer mit fünfzig Halbthürmen oder Wichhäusern, 2) wie sie von alter Zeit her bis jetzt noch in Köln genannt werden. Der untere Theil der Mauer und der Wichhäuser besteht aus Basaltblöcken, welche durch Mauerwerk von Tufstein verbunden sind. Innerhalb auf dem Wall ist dieser untere Theil der Mauer durch mächtige Pfeiler und Rundbogen verstärkt, deren Vorsprung den Schützen rundum einen bequemen Stand und Gang gewährte. Am obern Rande waren die Mauer und die Wichhäuser wie die Thürme an den Thoren ursprünglich mit Zinnen versehen; vor den seit fünfzehn Jahren gemachten Veränderungen konnte man die Spuren dieser Zinnen, welche an der Mauer breit, an den Wichhäusern aber schmal gewesen, noch ganz deutlich an der etwas verschiedenen Farbe der Tufsteine erkennen, womit die Zwischenräume ausgemauert waren. Diese Ausfüllung der Zinnen ist wahrscheinlich im Jahre 1474 bewerkstelligt worden, als man in dem Kriege mit Erzbischof Ruprecht, welchem Herzog Karl der Kühne von Burgund beistand, die Stadt neu befestigte. 3) Zu dem damals schon allgemein gebräuchlichen Feuergewehr konnten die Zinnen an der Stadtmauer nicht wohl mehr dienen, und so legte man statt derselben Schiessscharten an. Später im Jahre 1497
wurden aus den Strafgeldern der Wucherer die Mauer und die Wichhäuser mit Dächern versehen; 4) an der Mauer wurde nämlich der oben erwähnte Gang mit einem Dache bedeckt, wie es bei der damaligen Beschaffenheit des Feuergewehrs allerdings ein Bedürfniss war. In diesem Zustande ist die Mauer bis zu der französischen Eroberung, im Jahre 1791, erhalten worden; dann aber hat man sie in Verfall gerathen lassen. Und erst bei der von der preussischen Regierung in der neuesten Zeit unternommenen Befestigung sind die Mauer und die Thore gänzlich ausgebessert worden. Bei dieser Gelegenheit wurden die verfallenen Dächer der Mauer und der Wichhäuser abgetragen, eben so wurde das über die Mauer hervorragende Mauerwerk dieser letzteren mit derselben gleich gemacht; auch wurde an einigen Thoren der obere schadhaft gewordene Theil mit den Zinnen niedergelegt, durch alles dieses ist denn freilich die ursprüngliche Gestalt unkenntlich geworden. Um das Andenken derselben einigermassen zu erhalten, habe ich, als man die Veränderungen zu machen begann, das Erenthor mit einem Theil der Stadtmauer zeichnen lassen. Meine Absicht war, dabei an einer Seite des Thores die Mauer so zu geben, wie sie seit dem 15ten Jahrhundert bestanden, und an der anderen Seite dieselbe so herzustellen, wie sie vor jener Zeit gewesen.

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1) Lipsius, Opera III. p. 1361. Minola, Uebersicht der merkw. Ereign. Am Rheinstr., 2te Ausg. S. 270.
2) Gottfried Hagen, Köln. Reimkronik bei Hamm, Engelbertus Comes a Falckenburg p. 50.
3) Cronica der Stadt Coellen S. 322. 2)
4) Cronica der Stadt Coellen S. 346 und Annales Novesienses bei Martene et Durand, Veter. Scriptor. Collect. T. IV. p. 629.

 

 

 

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Aber der Künstler hat mich nicht ganz verstanden, ja er hat sich sogar in dem noch erhaltenen unteren Theil des Thors eine willkührliche Abänderung erlaubt. Ich bemerkte dieses leider zu spät; da jedoch im Ganzen die Darstellung des Thors ein richtiges Bild giebt, so nahm ich, um das Werk nicht aufzuhalten, die schon fertige Platte auf. Um nun die Irrthümer zu berichtigen, füge ich hier eine meiner Absicht ganz entsprechende Zeichnung in Holzschnitt bei.

 

 

 


Man wird daraus ersehen, dass der Eingang des Erenthors aus einem Spitzbogen besteht, welcher unter einem grossen Rundbogen angebracht ist; diese Anordnung, deren Ursprünglichkeit, wie das Mauerwerk beweist, keinem Zweifel unterliegt, scheint den Zweck gehabt zu haben, neben dem Haupteingang noch ein Thörlein für die Fussgänger anzubringen, welches aber nachher zugemauert worden. Im allgemeinen ist der Eingang an den kölnischen Stadtthoren an einigen rundbogig, an anderen und zwar an den meisten spitzbogig. Von letzterer Art ist namentlich der Eingang am St. Severinsthor, welches nach Bonn führt; dort nimmt der Spitzbogen die ganze Breite des Thors ein, so wie es irriger Weise in der grossen Zeichnung des Erenthors dargestellt wurde.

Ich habe oben gesagt, dass sich zwölf Thore an der Landseite befinden; von diesen sind zwei, die Ulrepforte nächst dem St. Severinsthor und die Kaldenhäuserpforte bei St. Kunibert unbedeutend. Beide waren schon von früheren Zeiten her zugemauert und der Brücken beraubt, auf denen man über den Graben zu denselben gelangte; dieses gilt auch von der St. Pantaleonspforte, der Bachpforte und der St. Gereonspforte, welche aber alle drei stattliche burgartige Gebäude sind. Die Burgform ist den kölnischen Stadtthoren besonders eigenthümlich; der Stadtschreiber Gottfried Hagen, welcher den Krieg mit dem Erzbischof Engelbert II. in seiner gereimten Kronik als Augenzeuge erzählt, nennt sie auch geradezu Burgen. 1) Sie sind meist alle aus drei Thürmen zusammengesetzt, indessen herrscht in der Anlage derselben viel Mannichfaltigkeit; so ist entweder der Mittethurm vorherrschend und die Nebenthürme sind niedriger, oder die Nebenthürme haben mehr Bedeutung und der mittlere dient blos zur Verbindung derselben; auf gleiche Weise verhält es sich mit der Gestalt der Thürme, dieselbe ist bald achteckig, bald rund, bald viereckig. An dem St. Severinsthor ist der mittlere Thurm achteckig und die zwei kleineren Nebenthürme, welche ehemals auch Zinnen hatten, sind rund. An dem St. Pantaleonsthor hingegen sind alte drei Thürme viereckig. Was das Mauerwerk der Thore betrifft, so besteht die Unterlage, wie man sie im Stadtgraben sehen kann, hier gleichfalls aus Basaltblöcken und Tufstein; aber das eigentliche Thor, das heisst der Eingang mit seiner Umgebung, kurz das ganze untere Geschoss des Gebäudes ist meist aus rustiken Quadern von grauem Sandstein erbaut, die oberen Geschosse sind aus Tufstein.

Von diesen Thoren führen jetzt drei nach grossen Heerstrassen, nämlich das St. Severinsthor nach Bonn und dem Ober-Rhein, das Hahnenthor nach Aachen, Brabant und Frankreich, und das Eigelsteinsthor nach Neuss, Kleve und Holland. Ehemals bestanden noch drei andere Hauptstrassen. Zwei derselben giengen vom Weiherthor ans. Eine davon war über Zülpich durch die Eiffel nach Trier gerichtet, und hiess die Königsstrasse. 2) Es war der alte Römerweg zwischen Köln und Trier; an demselben finden sich

 

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1) A. a. O. S. 57 und 60
2) Gelenius, De sacr. et civil. Magnit. Colon. p. 89

 

 

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die Spuren jener römischen Wasserleitung, über welche man so viel gefabelt hat. Die Hauptschwierigkeit, die Sache zu erklären, lag offenbar darin, dass man den Kanal für eine einzige von Trier nach Köln gehende Wasserleitung hielt. Sobald man, wie Minola 1), mehrere eines Theils für die Stadt Trier, andern Theils die Stadt Köln und einige zwischen beiden Städten liegende Orte bestimmte Wasserleitungen in jenen Kanalresten erkannte, mussten alle Zweifel verschwinden. Auf dieser Strasse reiste Petrarca im Sommer 1331 von Köln durch die Ardennen nach Lyon; 2) man rechnete nämlich damals die Eiffel noch zu den Ardennen. Die andere Strasse vom Weiherthor aus führte über Düren nach Aachen und (wahrscheinlich über Malmedy, Sedan und Rheims) geradezu nach Paris. Man nannte sie im 17ten Jahrhundert noch die Kaiserstrasse, sey es weil Karl der Grosse sie wiederhergestellt hatte, oder weil die Kaiser auf derselben reisten, wenn sie von Aachen von der Krönung kamen und ihren feierlichen Einzug in Köln hielten. 3) Die Heerstrasse, welche vom Hahnenthor, im 16ten Jahrhundert noch Haynenthor genannt, 4) ausging, hatte in jener Zeit ihre Richtung über Jülich und Maestricht nach Tungern, Brüssel u. s. w. Die dritte alte Hauptstrasse endlich bezeichnete den geradesten Weg nach Antwerpen. Das Erenthor führte zu derselben;
sie lief über Büsdorf, Bedburg, Gangelt, Sittard, Stockem, dann durch die Heide u. s. w. Albrecht Dürer reiste, wie sein Tagebuch beweist, im Sommer 1520 auf dieser Strasse von Köln nach Antwerpen. 5) Durch die in neuster Zeit zur Sprache gekommene Anlegung einer Eisenbahn zwischen den beiden Städten, würde diese Strasse grösstentheils wiederhergestellt werden.

Man sieht hieraus, dass in alten Zeiten das Weiher- und das Eren-Thor auch Hauptthore waren, wie man bei dem letztern schon aus dem Namen schliessen möchte. Indessen entspricht dieser Name nur zufällig seiner Bedeutung, insofern man darunter wie jetzt gewöhnlich Ehrenthor versteht, denn in Urkunden des 13ten Jahrhunderte heisst dasselbe nicht etwa porta honoris oder porla triumphalis sondern porta erea. 5) Und zwar war dieses der Name der alten römischen Pforte, deren Stelle jetzt weit zurück im Innern der Stadt bei der St. Apernstrasse zu suchen ist. Die römischen Benennungen wurden nämlich, jedoch meist verstümmelt, auf die in derselben Richtung vorwärts neu errichteten Thore übertragen. Die in ihrer Verehrung für das römische Alterthum etwas blinden Forscher des 17ten Jahrhunderts haben auf jene Urkunden keine Rücksicht genommen und Erenpforte als Thor der Here, porta ΄Ηρα deuten wollen. 7) Aber ausserdem, dass die Annahme des griechischen Namens der Göttinn Juno höchst willkührlich und erzwungen ist, so liegt eine befriedigende Erklärung der urkundlichen Benennung porta erea- ganz nahe. Die alte römische Pforte scheint nämlich eine eherne Pforte, das heisst eine solche gewesen zu seyn, an welcher die Thorflügel mit ehernen Platten beschlagen waren. Auch ist diese Auszeichnung dadurch begreiflich, dass das Erenthor nach dem Urtheil der meisten kölnischen Altertumsforscher zur Römer Zeit das Hauptthor nach Westen hin gewesen, und mit der Strassenlinie in Verbindung gestanden habe, welche die Stadt bis an den Rhein durchschnitten. 8)

Auf dieselbe Weise würde man noch manche irrige Erklärung der kölnischen Thor- und Strassen-Namen berichtigen können, wenn man nur mit Unbefangenheit auf die urkundlichen Benennungen zurückgehen wollte. Man würde sich dann zum Beispiel auch überzeugen, dass die nahe beim Dom gestandene Pforte, welche vor wenigen Jahren abgetragen wurde, keineswegs von porta Paphia (Thor der Venus von Paphos) Pfaffenpforte hiess, sondern dass dieser Name nach der in alten Zeiten gar nicht verächtlichen, vielmehr ganz ehrenvollen Bedeutung des Worts Pfaffen, sich auf die Stiftsherren des Doms bezogen, welche

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1) A. a. O. S. 308.
2) Siehe den zweiten Brief an seinen Freund und Gönner Johannes Colonna: Petrarca, Opera. Epistol. famil. IV.
3) Gelenius, a. a. O. p. 89.
4) Clasen, Edeles Cöllen S. 50.
5) Campe, Reliquien von Alb. Dürer S. 78.
6) Clasen, Schreinspraxis S. 32 und 35 in den Anmerkungen.
7) Gelenius, a. a. O. p. 89.
8) Wallraf, Beiträge zur Geschichte der Stadt Köln S. 14.

 

 

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die vornehmsten Geistlichen der Stadt, in der Nachbarschaft des Thors wohnten, wie denn auch in den alten Urkunden dasselbe porta clericorum genannt wird.' 1) Doch es ist hier nicht der Ort, die topographischen Alterthümer der Stadt Köln in ihrem ganzen Umfange zu untersuchen; es mag genügen, dass ich mich in so weit darauf eingelassen habe, als es zur gehörigen Beleuchtung des hier behandelten Gegenstandes förderlich schien.

Und so gehe ich denn schliesslich zu der vielfach besprochenen Frage über, wann die jetzigen Mauern und Thore erbaut worden seyen? — Bis vor fünfzig Jahren wurde allgemein angenommen, dass die jetzigen Mauern und Thore diejenigen seyen, welche in den Jahren 1180 und 1187 von den Bürgern und dem Erzbischof Philipp erbaut worden. Dann aber trat der in kölnischen Urkunden sehr bewanderte Matheis Clasen auf, und behauptete, dieser Bau dürfe nicht auf die jetzige Mauer, welche die dritte ist, bezogen werden, sondern derselbe sey von der zweiten Ummaurung zu verstehen. 2) Der um die Alterthümer seiner Vaterstadt viel verdiente Wallraf fasste später diese Behauptung mit einiger Abweichung auf, und entwickelte sie mit grosser Ausführlichkeit. Clasen sprach bei jener Aeusserung über die Befestigung gegen Ende des 12ten Jahrhunderts eigentlich nur von den beiden nördlichen und südlichen Vorstädten Niederich und Oversburg. 3) Es folgt aber daraus, dass er über den westlichen Bezirk mit der St. Mauritius- und St. Aposteln-Pfarrei eben so dachte. Wallraf setzte nun, ohne nähere Gründe anzugeben, die Einschliessung der südlichen Vorstadt zwischen 1067 und 1180, und jene der nördlichen Vorstadt noch früher; die Befestigung unter Erzbischof Philipp bezog er sodann blos auf den westlichen Bezirk. 4) Diess entspricht aber keineswegs der Wichtigkeit, welche diese Befestigungsarbeiten nach dem Zeugniss der gleichzeitigen Schriftsteller hatten; wie denn Kaiser Friedrich I. zweimal eine Entscheidung darüber geben musste. 5) Ueberhaupt sind die geschichtlichen Bestimmungen der beiden Altertumsforscher über diesen Gegenstand so unbefriedigend, als ihre topographischen Bestimmungen, in welchen sie Gelenius zum Vorgänger hatten, befriedigend sind. Beide haben übersehen, dass in dem letzten Lebensjahre des Kaisers Heinrich IV. 1106, als er sich mit Hülfe Heinrichs von Limburg, Herzogs von Niederlothringen, und des Bischofs Obert von Lüttich gegen einen Ueberfall seines Sohns, König Heinrich V. vertheidigte, Köln mit Wällen und Thoren befestigt wurde. Wir wissen es von dem gleichzeitigen Biographen des Kaisers, welcher fast allgemein für den Bischof Obert gehalten wird. 6) Der König belagerte die Stadt mehrere Wochen lang mit 20,000 Mann ohne allen Erfolg. Dieses hätte bei dem damaligen Umfang der obengenannten Vorstädte und bei der Grösse der in denselben nahe an der alten Römermauer gelegenen Kirchengebäude von St. Georg, St. Aposteln, St. Andreas und anderen nicht statt finden können, wenn diese Vorstädte nicht in eine feste Verteidigungslinie eingeschlossen gewesen wären. Die Befestigung in den Jahren 1180 und
1187 müsste demnach blos zur Verstärkung dieser zweiten Einschliessung gedient haben, wenn sie nicht auf die jetzige Mauer bezogen werden dürfte; zugleich müsste auch nachgewiesen werden können, dass letztere zu einer andern Zeit erbaut worden. Hiervon findet sich aber nirgend eine Nachricht, dahingegen sprechen alle Umstände dafür, dass jene dritte Befestigung eine ganz neue, und zwar die Anlage zu den jetzt noch bestehenden Wällen, Mauern und Thoren gewesen.

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1) Clasen, Schreinspraxis S. 48.
2) A. a. O. S. 56 und 64.
3) Von dieser letztern entdeckte er die Einfassuugswerke in sichtbaren Spuren und übriggebliebenen Namen auf der Linie von der Neckelskaulpforte über den Perlengraben bis an die Weissenfrauenpforte. Die Benennung Perlengraben ist durch neuere Schreibart ganz verfälscht; dieser Graben lieisst nach alter Schreibart Peelengraben; Peelen bedeutet aber keineswegs Perlen, sondern Pfähle, also Pfahlgraben, wovon man sich leicht aus der kölnischen Kronik überzeugen kann, welche S. 318 berichtet, dass 1465 der Rath den Rhein gegen Deutz zu peelen, dass heisst, pfählen liess, um die von Geldern zu hindern, dass sie nicht vorbeifahren konnten. Nach der gegenwärtigen kölnischeni Aussprache heisst freilich pfählen, poelen; aber wie veränderlich ein Dialekt ist, der nicht mehr geschrieben wird, und blos im Munde des Volkes lebt, das weiss jeder Sachkundige.
4) A. a. O. S. 126 – 127.
5) Wallraf, a, a. O. 116 u. 128.
6) Vita Henrici IV. bei Urstisius, German. Historicor. I. p. 390.

 

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Bei der durch die Blüthe des Handels und der Gewerbe stets zunehmenden Bevölkerung, welche nach dem Jahre 1164 auch noch durch häufige Wallfahrten zu den Gebeinen der heiligen drei Könige befördert wurde, ist es sehr begreiflich, dass die Bürger im Jahr 1180 die Gränzen ihrer Stadt zu erweitern, und die noch ausserhalb derselben liegenden drei äusseren Vorstädte, nämlich die Bezirke von St. Severin, St. Pantaleon und St. Gereon in dieselben einzuschliessen wünschten. Sie fingen also an, einen Graben und Wall aufzuwerfen. 1) Erzbischof Philipp, hierüber eifersüchtig, klagte desshalb beim Kaiser so wie auch wegen allerlei Gebäuden zur Wohnung und zum Handel, welche die Bürger gegen den Markt und den Rhein hin ohne seine Bewilligung erbaut hatten. Der Kaiser entschied, dass die Bürger von diesen Gebäuden jährlich eine kleine Abgabe an den Erzbischbof zahlen sollten, und dass sie gegen Vergütung von 2000 Mark an denselben den Graben und Wall zur Zierde und Befestigung der Stadt forlsetzen dürften. 2) Später 1186 gerieth der Erzbischof mit dem Kaiser in Zwiespalt; da erhoben sich die Bürger für ihn, erneuerten den Graben und bauten neue Thore. Der Kaiser, hierüber sehr erzürnt, drohte mit Krieg, söhnte sich dann aber im Jahre 1188 aus; indessen mussten ihm die Bürger 2000 Mark Busse zahlen, ein Thor bis auf ein Gewölbe abtragen, und den Graben an vier Stellen, jede zu 400 Fuss breit, wieder auffüllen; dabei wurde ihnen jedoch zugestanden, den Tag nach dieser Handlung der Unterwürfigkeit alles wieder in den vorigen Stand zu setzen. 3) Man sieht hieraus, dass von einem grossen Werke die Rede war, auch hatten die Bürger von 1180 bis 1186 Zeit genug, den Wall und Graben zu vollenden, und in den folgenden anderthalb Jahren, da sie gemeinschaftlich mit dem Erzbischof handelten, konnten sie wohl die Thore aufführen; auch werden sie nachher nicht unterlassen haben, die mit schwerem Geld erkaufte Erlauhbniss zur gänzlichen Vollendung des Werks zu benutzen. Ob jedoch hierunter auch schon die Mauer zu verstehen sey, ist zweifelhaft; der gleichzeitige Otto von St. Blasien spricht zwar ausdrücklich von der Mauer; der ebenfalls gleichzeitige Gottfried von St. Pantaleon hingegen, der in Köln selbst wohnte, redet nur von einem Graben. Diese Befestigung mag also blos in dem Graben und dem Walle, der sich mit jenem von selbst versteht, und in den Thoren bestanden haben; die Mauer mit ihren Wichhäusern mag sodann erst in den Jahren 1198 bis 1205 gebaut worden seyn, wo sich die Bürger, und bis 1204 auch Erzbischof Adolph, des Königs Otto IV. gegen König Philipp von Schwaben annahmen. Von dem Jahre 1205 an hielt die Stadt, in welcher sich König Otto und Erzbischof Bruno befanden, achtzehn Monate lang eine Belagerung aus gegen die grosse Heeresmacht Königs Philipp und seiner Bundesgenossen, worunter der abgesetzte Erzbischof Adolph. 4) Zu jener Zeit, im Jahre 1205, musste das nahe bei der Stadt gelegene Kloster Weiher, welches erst im Jahre 1194 erbaut worden, wegen der bevorstehenden Belagerung abgetragen werden. 5) Man kennt die Lage dieses Klosters; es ist bald wieder aufgebaut worden; und später 1474, als man eine Belagerung von Herzog Karl dem Kühnen von Burgund fürchtete, ist es zum zweitenmal abgerissen worden. Von den Grundmauern desselben fanden sich noch unlängst Reste in einer geringen Entfernung von der jetzigen Stadtmauer. 6) Wäre also diese 1205 noch nicht erbaut gewesen, so würde man es gewiss nicht für nöthig gehalten haben, das damals noch ganz neue Klostergebäude zu zerstören.

Weitere Beweise für die aufgestellte Meinung liefern Schreinsurkunden von 1231 und 1235, worin von dem neuen Wall die Rede ist. 7) Am entschiedensten aber wird dieselbe durch die ganz zuverlässige Kronik des Stadtschreibers, Gottfried Hagen, vom Jahre 1270 bestätigt. Dieser Augenzeuge des Krieges zwischen der Stadt und dem Erzbischof Engelbert von Falkenburg legt letzterm die Klage in den Mund: „dass die Kölner ihm die Burgen und Thore abgenommen, welche vor hundert Jahren die Leute von

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1) Gotfried Pantaleonita bei Freher, Rerum germanic. Scriptor. I. 247.
2) Siehe die Urkunde bei Wallraf a. a. O. S. 116
3) Gotfried Pantaleonit. a. a. O. p. 252 und Otto S. Blasii bei Urstisius, German. Historic. I. p. 213.
4) Gotfried Pantaleonit. a. a. O. p. 265 u. f.
5) Clasen, Edeles Cöllen S. 38
6) Clasen, Schreinspraxis S. 42 i. d. Anmerk.
7) Clasen, a. a. O. S. 32 u. 57 i. d. Anmerk.

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St. Peter erbaut hatten." 1) Der Erzbischof in seiner feindlichen Stellung erwähnt hier natürlich nicht die Mitwirkung der Bürger bei dem Bau, aber es ist augenscheinlich, dass er von den Thoren spricht, welche die Bürger 1187 mit dem Erzbischof Philipp aufgeführt hatten; und dass diese 1262 eroberten Thore diejenigen waren, die noch jetzt bestehen, das geht aus dem Bau der Burgen zu Beyen und Ryle, aus dem feindlichen Einbrüche bei der Ulreportzen und aus allen übrigen in jener Kronik vorkommenden Umständen auf das klarste hervor. Diesem Ergehniss einspricht auch die Bauart der Stadtthore, denn die daran bemerkliche spitzbogige Wölbung der Eingänge kam schon in der ersten Hälfte des 12ten Jahrhunderts in Gebrauch; zudem findet sich auch, wie schon oben gesagt, in der Geschichte der Stadt Köln weder eine Nachricht, noch ein Verhältniss, woraus man vermuthen könnte, dass die jetzigen Thore und Mauern nach 1262 wären erbaut worden. Und so wird denn das Grabmal des Erzbischofs Philipp von Heinsberg mit Thoren, Thürmen und Zinnen umgeben, welches ich hier habe abbilden lassen, nach wie vor auf die jetzigen Thore und Mauern der Stadt bezogen werden müssen.

Dieses Grabmal ist aus feinem Sandstein gearbeitet, es steht in der Domkirche in der zweiten nördlichen Kapelle der Chorrundung. Manche, Theile, wie das Bildniss, die Wappen u. s. w., scheinen ursprünglich bemalt gewesen zu seyn. Dasselbe wurde ohne Zweifel erst bei der Vollendung des Domchors errichtet, aber das daran neben dem Familienwappen Philipps angebrachte Wappen der Stadt beweist, dass das Domstift mit diesem Denkmal keineswegs das Andenken an die Mitwirkung der Bürger bei Erbauung der Thore vertilgen wollte. Uebrigens hatten die Kölner die Thore und Mauern der Stadt in offener Vertheidigung ihrer Rechte erobert, und waren durch Friedensverträge im rechtmässigen Besitz derselben, nachdem sie den Erzbischof Engelbert II. für die Kosten seines Baues der Burgen 2) zu Beyen und Ryle mehrfach entschädigt hatten.


Die Abteikirche zu Heisterbach.

Taf. XXXIX. Grundriss XL. Aufriss der Vorderseite und Querdurchschnitt XLI. Längenaufriss XLII. Aufriss des Chors
   
XLIII. Längendurchschnitt XLIV. Springbrunnen    



Im Jahre 1188 versetzte Philipp von Heinsberg, Erzbischof von Köln, eine Kolonie von Cisterziensermönchen aus dem Kloster Hemmenrode bei Kylburg in der Eiffel, nach dem Siebengebirge auf den Petersberg, auch der obere Stromberg genannt. Schon seit 1143 hatte dort ein Augustinerkloster bestanden, welches ohne Zweifel in Abnahme gekommen war. Die Cisterziensermönche hielten aber nicht lange auf dem Petersberg aus. Obwohl die Oberfläche desselben von ziemlichem Umfange und zum Getreidbau geeignet war, welcher auch jetzt noch auf demselben betrieben wird, zogen sie 1191 hinab in das am Fusse jenes Berges gegen Nordwesten gelegene Thal von Heisterbach. 3) Die Bergluft mag den guten Brüdern zu rauh gewesen seyn; jedoch hat gewiss auch das bei ihrem Orden bestehende Herkommen, sich nach dem Vorbild der Mutterklöster von Cisterz und Clairvaux im Thal anzusiedeln, grossen Einfluss auf ihren Entschluss gehabt. Genug, sie liessen sich in der waldbewachsenen, an drei Seiten mit Bergen umgebenen Einsamkeit von Heisterbach nieder, und 1202 legte ihr zweiter Abt, Gerhardus, den ersten Stein zu dem grossen Kirchengebäude 4) wovon ich die Abbildung gebe. Im Jahre 1227 muss der Bau schon sehr weit gediehen gewesen seyn, denn damals wurden viele Altäre geweiht; im Jahre 1233 aber erreichte die Kirche ihre gänzliche Vollendung, und es fand die Einweihung derselben statt. 5) Ausser dem

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1) Bei Hamm, Engelbertus Comes a Falkenburg p. 77.
2) In Golfried Hagens Kronik nennen die Bürger diesen Bau: uns Heren bu, unsers Herrn Bau, a. a. O. S. 57.
3) Manrique, Annal. Cistertiens. III. b. J. 1188. und Jongelinus, Notitia abbatiarum ord. Cistert. p. 34 u. f.
4) Caesarius Heisterbac, Dialog, Lib. 12, Cap. 5,
5) Jongelinus a. a. O. p. 36.

 

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ersten Stifter, Philipp von Heinsberg, wird auch Jutta, Gräfin von Landsberg, Schwiegermutter Heinrichs, Grafen von Sayn, als eine grosse Wohlthäterin dieses Klosters genannt; sie wurde 1216 dort begraben. Später wählten auch die benachbarten Bewohner des Siebengebirgs, die Herren von Drachenfels und die Grafen von Löwenburg, dort ihre Grabstätte. 1)

Diese Kirche, aus dem festen Gestein des in dem Heisterbacher Thal gelegenen Stenzelberges gebaut, erlitt bis auf unsere Zeit keine wesentlichen Veränderungen. Aber die Klostergebäude wurden im 16ten Jahrhundert durch Brand und Plünderung gewaltig verheert. Es geschah im Jahre 1588 während des zweiten Krieges, welcher für den abgesetzten Erzbischof Gebhard, Truchsess von Waldburg, gegen den Erzbischof Ernst von Bayern von dem Grafen Neuenaar und dem Feldherrn Schenk geführt wurde. 2) Indessen ging aus dieser Verwüstung der Kreuzgang noch unversehrt hervor, und erst im Jahre 1810 wurde er so wie die Kirche zerstört, mit welcher derselbe gleichzeitig erbaut war. Die Regierung des Grossherzogthums Berg unter Murat übeliess nämlich damals die Gebäude für einen Spottpreis an Unternehmer, welche bedeutenden Vortheil dabei fanden, dieselben abzubrechen, und die unverwüstlichen Quader zum Festungsbau nach Wesel zu verkaufen. Nur ein Theil der Chorrundung blieb stehen, und wird von dem Grafen von der Lippe, dem gegenwärtigen Besitzer der Klostergüter, als Ruine veralteter Kultur und als Denkmal neuer Barbarei erhalten.

Die Heisterbacher Kirche gehört zu den wenigen uns bekannten, vollständig nach einem Plan ausgeführten grossen Gebäuden, an denen man den Uebergang von der romanischen zu der germanischen oder deutschen Bauart sehen kann. Die spitzbogige Wölbung, wodurch diese grosse Veränderung in der Baukunst entstand, wurde zuerst gegen die Mitte des 12ten Jahrhunderts bei bedeutenden Gebäuden im nördlichen Frankreich und in Deutschland angewendet; in der zweiten Hälfte desselben Jahrhunderts fand dieses auch in England und in Italien statt. In den Rheingegenden haben sich von grossen Kirchengebäuden, bei denen man zuerst die spitzbogige Wölbung anwendete, nur einzelne Theile erhalten; so an den Münstern zu Freiburg und Strassburg und an dem Dom zu Mainz. Von jenem ältern Münster zu Freiburg, welcher in den Jahren 1150 bis 1186 erbaut wurde 3) ist nämlich nur noch das Kreuzschiilf mit der Kuppel übrig; von dem Münster zu Strassburg gehört der Chor mit der Kuppel dem Bau an, welcher gleich nach den Feuersbrünsten von 1150 und 1176 vorgenommen wurde, 4) und so stammt das westliche Ende des Doms zu Mainz sammt Kreuzschiff und innerer Kuppel ohne Zweifel von dem Bau nach dem Brande von 1164 her. 5) Am Niederrhein scheinen in jener Zeit nur kleinere Gebäude mit Spitzbogen aufgeführt worden zu seyn. Dazu gehört jene im Jahre 1156 geweihte Kapelle, Frauenkirch bei Laach; an derselben waren von dem ursprünglichen Bau an beiden Seiten des Schiffs Spitzbogen, welche dasselbe mit den Nebenhallen verbanden. Auch soll die kleine, in der ältern Spitzbogenart erbaute Marienkapelle im Kloster Allenberg bei Köln von der ersten Anlage desselben im Jahre 1145 herrühren. Dass die meisten 1188 errichteten Stadtthore von Köln spitzbogige Eingänge haben, ist schon gesagt worden.

In der Kirche zu Heisterbach finden wir die spitzbogige Wölbung neben der rundbogigen angewendet; im Innern sind alle Hauptbogen des Schiffs und des Kreuzes spitzig, während alle Bogen der Nebengänge rund sind; eben so verhält es sich mit dem Aeussern, an der Vorderseite sind die Thüre und Fenster, ausser dem Mittelfenster, spitzbogig; an den Nebenseiten, den Kreuzschiffen und der Chorrundung aber sind alle Fenster rundbogig oder ganz rund, welche letztere wieder in sechs, acht oder zwölf Kreisabschnitte getheilt, schon die Anlage zu den Rosen enthalten, die bei der vollkommenen Entwicklung des Spitzbogen-Styls eine so bedeutende Stelle einnehmen. Auch in dem Grundriss zeigt sich der Uebergang von der

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1) Jongelinus, a. a. O. p. 37.
2) Jongelinus, a. a. O.
3) Freiburger Kronik S. 22, und Moller, das Münster zu Freiburg.
4) Crandidier, Essais sur la cathédrale de Strassbourg p. 30. 31, und Chapuy et Schweighauser, Vues pittoresque de la cathédrale de Strassbourg.
5) Gudenus, Codex diplomat. T. V. p. 1104

 

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ältern zu der neuern Bauart: die halbrunden Kapellen an der Chorrundung deuten offenbar auf die vieleckigen Kapellen, welche in der Folge an diesem Theil aller grossen Kirchengebäude in Deutschland und Frankreich angebracht wurden. Zugleich ist klar, dass der Gedanke zu jenen halbrunden Kapellen durch die Nischen veranlasst worden, welche man an mehreren Gebäuden der frühern Zeit, und namentlich noch des 11ten Jahrhunderts, wie am Dom zu Speier und in der Taufkapelle von St. Georg in Köln bemerkt, und welche sich auch in den Nebengängen der Heisterbacher Kirche wieder finden. Was das Verhältniss der Breite zur Höhe in diesem Gebäude betrifft, so war es im Schiff bis zur Spitze des Gewölbes im Lichten wie 1 zu 21/3 in den Nebengängen aber wie 1 zu 2¾. Rücksichtlich der Verzierungen war diese Kirche sehr sparsam ausgestattet; die Kapitäle fanden sich, bis auf wenige Ausnahmen, ohne allen Blätterschmuck, und selbst, wo solcher angebracht war, bestand der ganze Schmuck aus sehr wenigem einfachen Laubwerk. Am reichsten war noch die Verzierung der Kapitäle und Tragsteine im Kreuzgang; dieselbe hatte am meisten Aehnlichkeit mit jener der auf der XLIX. Tafel abgebildeten Kapitäle von Andernach, bei welchen man auch zwei der einfacheren Kapitäle aus dem Heisterbacher Kreuzgang finden wird. Dieser Kreuzgang hatte runde Bogen, und jeder Bogen war wieder in drei verlängerte runde Bogen abgetheilt, wovon der mittlere höher als die beiden anderen war; Doppelsäulchen unterstützten diese kleinen Bogen. An der Südseite beugte sich der Kreuzgang gegenüber dem Refectorium oder Speisesaal, nach dem Hofe zu in einen Halbkreis aus, dort stand jener schöne Springbrunnen mit unaufhörlich strömendem Wasser, den man auf der XLIV. Tafel sieht. Ob die Fenster der Kirche ursprünglich mit Glasmalerei verziert gewesen, lässt sich nicht mit Gewissheit bestimmen, da zuletzt alles Glaswerk erneuert war. Es ist wohl zu vermuthen, dass solche Verzierung statt gefunden habe; indessen kann man überzeugt seyn, dass diese, wie jene der Kapitäle, ebenfalls nicht sehr reich gewesen; denn bei den Cisterziensern, deren Orden
bekanntlich, gegen Ende des 11ten Jahrhunderts, aus dem Bestreben entstand, von der Pracht und Ueppigkeit, worein die Benedictiner grossentheils gerathen waren, zu einem strengern Leben zurück zu kehren, wurde in allem auf eine gewisse Einfachheit gehalten. Daher sieht man auch in der Abteikirche zu Altenberg, welche in der zweiten Hälfte des 13ten Jahrhunderts erbaut worden, alle Fenster mit sogenannten damascirten Glasmalereien meist ohne alle oder nur mit sehr wenig Farbe; sie machen aber in ihrer Einfachheit durch die schöne Zeichnung des Laubwerks und der übrigen Verzierungen eine vortreffliche Wirkung. Aus dem angeführten Grunde galt bei den Cisterziensern ebenfalls die Regel, an ihren Kirchen nur einen kleinen Dachthurm mit Glocken von mässigem Umfang anzubringen; dieselbe Regel befolgten die mit ihnen zu gleicher Zeit entstandenen Carthäuser und die hundert Jahre später gestifteten Orden der Karmeliter, Dominikaner und Franciskaner, dahingegen die Benedictiner ihre Kirchen mit einem oder mehreren grossen steinernen Thürmen schmückten, welche ein prächtiges Geläute enthielten.


Zeigt nun die Kirche zu Heisterbach auf eine höchst merkwürdige und lehrreiche Weise den Uebergang von dem Rundbogen- zu dem Spitzbogen-Styl, so bezeichnet sie doch nicht den Standpunkt, welchen die Baukunst zu der Zeit erreicht hatte, als sie aufgeführt wurde, sondern vielmehr, jenen, auf welchen die Baukunst schon vor etwa vierzig oder fünfzig Jahren gelangt war. Der Spitzbogenstyl entwickelte sich allmählig, und während einige erfinderische Baumeister zu einer neuen Stufe fortschritten, blieben andere auf einer ältern stehen. Das war ganz dem natürlichen Gange der Dinge gemäss, wie denn auch diese Erscheinung bei jedem grossen Umschwung in der Kunstgeschichte vorkommt. Man wird in der Folge dieses Werkes noch einigemal Gelegenheit haben, sich davon zu überzeugen.

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Die Pfarrkirche in Andernach.

 

Taf. XLV. Aeussere Ansicht XLVI. Grundriss XLVII. Durchschnitt XLVIII. Thüre
     
XLIX. Kapitäle      



Die Erbauung dieser Kirche wird Kaiser Ludwig dem Kind zugeschrieben; sie soll im Jahre 908 statt gefunden haben. 1) Dieses kann jedoch nur von dem Chor und den beiden Thürmen desselben verstanden werden; denn das Schiff und die beiden am Eingang stehenden Thürme sind, wie man sieht, in jener spätern im 12ten Jahrhundert entstandenen Bauart aufgeführt. Ueber die Zeit, wann dieser grössere Theil der Kirche erbaut worden, hat sich bis jetzt keine Nachricht gefunden; man hat aber alle Ursache zu vermuthen, dass es gleich nach dem schon erwähnten Kriege geschehen, welchen in den Jahren 1198 bis 1206 Philipp von Hohenstaufen gegen Otto von Braunschweig um den Kaiserthron geführt. Denn das Heer des Königs Philipp verwüstete in diesem Kriege zu wiederholtenmalen die Städte des kölnischen Landes mit schonungsloser Wuth, und namentlich wurden Andernach, Remagen, Bonn und andere in der Nähe derselben gelegenen Orte den Flammen Preis gegeben und zum grössten Theil in Asche gelegt. 2) Es ist also höchst wahrscheinlich, dass die Kirche zu Andernach von dem allgemeinen Stadtbrand ergriffen worden, und dass nur der Chor, mit seinen beiden Thürmen der Zerstörung entgangen. Ja bei näherer Betrachtung scheint es, dass selbst der grössere Theil des Thurmes an der Südseite des Chors, obwohl die Fenster desselben alle rundbogig sind, nach dem Brand erneuert worden. Man wird nämlich bemerken, dass dieser Thurm sich durch das Gliederwerk und die Verzierungen seiner beiden oberen Geschosse auffallend von dem nördlichen Thurm unterscheidet, während er eben in diesen Stücken mit den Vorderthürmen gar sehr übereinstimmt. Meine Vermuthung wird auch noch durch den Umstand unterstützt, dass das Gewölbe zwischen den beiden Thürmen am Chor, wie sich aus den Kreuz- oder Diagonal-Rippen desselben ergiebt, offenbar dem spätern Bau angehört. Die Anwendung der Rippen bei den Gewölben kam erst mit dem Uebergang zu der spitzbogigen Bauart auf; und jene Rippen in dem vordern Chorgewölbe sind auch ganz so gestaltet, wie die Rippen in den Gewölben des Schiffs.

Die Kirche von Andernach ist also grösstenteils als ein Werk aus dem Anfang des 13ten Jahrhunderts zu betrachten, bei welchem man die wenigen noch dauerhaften Reste des alten Gebäudes mit dem neuen Bau zu einem in den Hauptstücken sehr gut übereinstimmenden Ganzen verband. In dieser Beziehung muss ich erinnern, dass der Zeichner der äussern Ansicht sich sogenannter malerischer Freiheit bedient und das Chor mit dem Dach zwischen den beiden Thürmen zu hoch gestellt hat. Das grosse Chorgewölbe ist sogar niedriger als die Gewölbe des Schiffs; indessen läuft das Dach desselben mit jenem des Schiffs in einer Linie, keineswegs aber steht es noch höher.

Auf die Vorliebe, welche man in Deutschland während der ersten Hälfte des Mittelalters für die Errichtung von vier Thürmen an den Kirchengebäuden gehabt, habe ich schon bei Gelegenheit der St. Apostelnkirche in Köln aufmerksam gemacht; die Kirche zu Andernach, der Dom zu Bamberg, welcher gleichfalls dem Anfange des 13ten und nicht des 12ten Jahrhunderts, wie man bisher glaubte, angehört, ferner die Domkirchen zu Magdeburg, Naumburg und Lyon beweisen, dass man an jener Neigung noch bis zu Anfang des folgenden Zeitraums festhielt, wo wie wir bald sehen werden, auch in der Anlage der Thürme eine Veränderung vorging.

Im Innern zeichnet sich die Andernacher Kirche von allen bis jetzt in diesem Werke beschriebenen Denkmalen durch die ungleiche Breite der beiden Nebenhallen aus. Ob dasselbe auch bei anderen alten

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1) In diesem Jahre schenkte wenigstens Kaiser Ludwig die Kirche zu Andernach dem Erzbisthume Trier. Brower et Masenius, Annal. Trevirens. I. p. 345.
2) Gotfried Pantalconit., a. a. O. p. 265 u. f. und Annales Novesiens. bei Martene et Durand, Veter. script. collect. IV. p. 566.

 

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Kirchen in Deutschland vorkömmt, ist mir unbekannt. In der Domkirche zu Pisa hingegen findet sich derselbe Fall; dort sind, wie in Andernach, die nördlichen Nebenhallen breiter als die südlichen; es soll dieses in den meisten älleren italienischen Kirchen der Fall seyn, und zwar, weil die Nordseite für die weibliche Gemeinde, welche gewöhnlich die zahlreichste ist, bestimmt war. 1) Dieser Grund gilt jedoch nicht bei der Andernacher Kirche, da in derselben die Emporkirche der ursprüngliche Platz für die Männer ist, wesshalb sie auch der Männerchor genannt wird. Auch diese Emporkirche zeichnet die Kirche zu Andernach von den bisher beschriebenen Gebäuden aus; sie ist über den beiden Nebenhallen angebracht, und daher hat man diese niedriger, als gewöhnlich, bauen müssen, was ein Grund mehr war, um wie an den meisten Kirchen aus der Uebergangszeit, bei diesem Theile die runden Bogen beizubehalten. Nur in den unteren Hallen der beiden Vorderthürme findet man Spitzbogen. Was die Emporkirche selbst betrifft; so sind es auch runde Bogen, welche dieselbe mit dem Schiff verbinden; diese oberen Bogen entsprechen ganz den unteren, nur mit dem Unterschiede, dass letztere ganz einfach während erstere mit einem Stab oder Wulst verziert und in zwei kleinere Rundbogen getheilt sind, welche in der Mitte von zwei hintereinander stehenden Säülchen gestützt werden. Aehnliche Männerchöre finden sich in den beinahe gleichzeitig erbauten Kirchen von Neuss, Sinzig, Heimersheim in der Nähe von Sinzig, Boppart und Limburg an der Lahn. Alle diese Kirchen sind von massigem Umfang ; in allen grösseren Kirchen am Rhein und überhaupt in Deutschland fehlen hingegen die Männerchöre. Es ist daher keinem Zweifel unterworfen, dass man bei der Anlage derselben hauptsächlich Raumersparung bezweckte.

Von den Verzierungen an der Andernacher Kirche werden die hier abgebildeten Kapitäle und die Thüre der Südseite einigermaßen einen Begriff geben; sie sind alle aus der Zeit des neuern Baues. Von den Kapitälen gehören die beiden grösseren den Säulen des Schiffs und die beiden kleineren den Säulchen der Emporkirche an. Alle diese Verzierungen, auch die ganze Umgebung der Thüre sind, so wie die Säulen und manche andere Glieder des Gebäudes von grauem Sandstein; das Mauerwerk aber ist wie gewöhnlich von Tufstein.


Die Stiftskirche St. Quirin in Neuss.

Taf. L. Aeussere Ansicht LI. Grundriss LII. Längendurchschnitt



Im 9ten Jahrhundert errichteten die Grafen von Kleve zu Neuss die St. Quirinskirche mit einem Stift für Damen und Chorherren; womit zugleich die Stadtpfarrei verbunden war. 2) Das alte Gebäude mag im Jahre 1205 bei Belagerung und Einnahme der Stadt durch König Philipp grossen Schaden erlitten haben. 3) Dieses scheint aus dem Umstande hervorzugehen, dass die jetzige Kirche, laut einer Inschrift, 1208 von Grund aus neu erbaut wurde. Diese in alter Mönchsschrift auf eine Steinplatte eingegrabene Urkunde ist im Innern der Kirche an der Südseite eingemauert, und bezeugt, dass in jenem Jahre, dem ersten der Herrschaft Kaisers Otto, unter dem Erzbischof Adolph von Köln und der Äbtissin Sophia, Meister Wolbero am St. Dionysiustage (den 9ten October) den Grundstein gelegt hat. Der wörtliche Inhalt der Inschrift
ist folgender:

ANNO. ICAKNA. EPO. SOPHIA. A IDE. FVNDAME
DNI. . C. C. V. I. I. I. I. BBA. MAGISTER. NTI. HVI. TEM
MO. IPERII. AN WOLBERO. PO PLI. I. DIE. SCI. DI
NO. OTTONIS. A SVIT. MV. LAP ONISII. MAR.
DOLFO. COLON.

 

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1) Martini, Theatr. Basilic. Pisan. p. 19.
2) Teschenmacher, Annales Cliviae etc. p. 205, vergl. Annales Novesiens. bei Martene et Durand, a. a. O. p. 537.
3) Gotfried. Pantaleonit., a. a. O. p. 276.

 

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Es kann nicht auffallen, dass Adolph, obwohl er 1205 abgesetzt worden, hier noch als Bischof von Köln erwähnt wird, da er bis zum Jahr 1208, wo König Philipp ermordet wurde, bei einem Theil, und namentlich in Neuss noch als Erzbischof galt, welche Stadt ihm Philipp nach der Einnahme übergeben hatte. 1) Ob der hier genannte Meister Wolbero der Baumeister der Kirche sey, lässt sich nicht mit Gewissheit behaupten, da die einfache Benennung Magister, nach dem Sprachgebrauch des Mittelalters meist einen Doctor der Theologie bezeichnet, und also hier ein Stiftsherr gemeint seyn konnte, welcher für die Äbtissin die Handlung des Grundsteinlegens verrichtet habe. Ausserdem war es bei den Stiften und Klöstern üblich, dass einer der Herren die Aufsicht über das Bauwesen führte, welcher dann Magister operis hiess. Indessen würde in einem oder dem andern Falle wahrscheinlich die Eigenschaft des Stiftsherrn mit den Worten: Canonicus hujus ecclesiae, angegeben worden sein. Es ist daher zu vermuthen, dass wir unter der Benennung Magister, bei Wolbero den kunstgeübten Werkmeister oder Maurermeister: Magister operis oder Magister caementariorum zu verstehen haben. Vielleicht war er derselbe, welcher 1219 das Schiff und das westliche Kreuz der Apostelnkirche in Köln wiederherstellte, und von Gelenius Albero genannt wird; wenigstens hat der Name Wolbero durch einen Schreib- oder Lese-Fehler leicht mit Albero verwechselt werden können.

Die Neusser Kirche, besonders ihre Vorderseite mit dem Thurme, gehört gewiss zu den merkwürdigsten noch erhaltenen Gebäuden, welche den Uebergang zu der spitzbogigen Bauart bezeichnen. Der grosse Reichthum von Füllungen und kleinen Säulenstellungen, womit diese Vorderseite überdeckt ist, deutet schon ganz auf die Verzierungsweise hin, welche man in dem vollkommen entwickelten Spitzbogenstyl bei grossen Massen anwendete. Auch findet man hier die in diesem Styl so eigenthümlich ausgebildeten Formen des Kleeblatts und Kreuzblatts häufig angebracht; an den westlichen Thürmen von Andernach kommen sie einzeln auch vor, an der Vorderseite der Neusser Kirche machen sie hingegen einen sehr bedeutenden Theil der Verzierung aus, indem sie die Stelle der Platten einnehmen, womit das Fries unterhalb der kleinen Säulenstellungen an rundbogigen Gebäuden eingelegt ist. Dass die Thürmchen oben an den vier Ecken des vordern Thurms ein späterer Zusatz sind, brauche ich nicht zu erwähnen. Im Innern dieser Kirche erscheint die Anwendung des Spitzbogens noch häufiger und entschiedener, als in den Kirchen von Heisterbach und Andernach, da bis auf wenige Ausnahmen alle Bogen an den beiden Seiten des Schiffs und des Chors diese Gestalt haben; nur ist auffallend, dass die Bogen der Hauptgewölbe rund sind, während diese gerade in jenen Gebäuden spitz sind. Die Ursache hiervon mag in der ungleichen Weite der Pfeilerstellung unter der Kuppel liegen. Der Länge des Gebäudes nach sind nämlich die Pfeiler dort viel weiter gestellt, als der Breite nach; und diese Verschiedenheit würde in den Bogen viel bemerklicher geworden seyn, wenn man sie spitz gewölbt hätte. Warum man aber für die mittlere Pfeilerstellung ein längliches Viereck gewählt und dadurch auch der Kuppel eine längliche Gestalt gegeben hat, wie es freilich früher auch bei der Kuppel von Pisa geschehen, wüsste ich nicht nachzuweisen. In dem Verhältnisse der lichten Breite zu der Höhe des Schiffs zeigt sich ebenfalls hier eine weit grössere Annäherung zu demjenigen des vollkommen entwickelten Spitzbogenstyls, als wir bei den bisher beschriebenen Denkmalen gefunden haben. Das allgemeinste Verhältniss der lichten Breite zu der Höhe des Schiffs bis zum höchsten Punkt des Gewölbes ist nämlich bei jenem Styl wie 1 zu 3, so z. B. in den Domkirchen von Rheims, Amiens, Köln und in der Abteikirche Westminster in London; in der Kirche von Neus aber ist es wie 1 zu 22/3, und eben so findet es sich in der Kirche St. Kunibert in Köln. Ein anderer Gegenstand, welcher bei der Neusser Kirche besondere Beachtung verdient, ist die seltsame Gestalt der Fenster im Schiff, in der Emporkirche, im Kreuz und in der Kuppel. Die halbrunden, fächerartig ausgezackten Fenster wird man schon im Kreuz der Heisterbacher Kirche bemerkt haben, man wird sie auch in den Kirchen von Sinzig und Bonn, so wie in St. Geron und Sion zu Köln wieder finden; man sah sie sonst ebenfalls in dem Schiff der Kapelle Frauenkirch. Diese Form folgte natürlich aus dem ganz kreisrunden

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1) Moerckens, Conat. Chronol. p. 120.

 

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mit kleinen Bogenausschnitten verzierten Fenster, indem man davon die Hälfte oder etwas mehr als die Hälfte nahm, oder auch indem man den untern Theil des Halbkreises um ein Weniges geradlinig verlängerte. Es war eine sehr bequeme Form für die Stellen, wo man viel Licht bedurfte und nicht Raum genug für kreisrunde Fenster von hinreichender Grösse hatte. In der Neusser Kirche finden wir indessen jene Fächerform ganz willkühriich und ohne allen Grund unten mit einem engeren Viereck verbunden, und eben so sehen wir das Kleeblatt mit einem schmalen Viereck, mit einer Keilform oder gar mit einem kleinen Kreis zusammengesetzt. Es giebt sich hierin ein obwohl dunkles und rohes Streben nach Mannichfaltigkeit der Formen kund, worin man bei näherer Betrachtung den Keim zu jener geometrischen Verzierungsweise erkennen wird, welche bei der weiteren Entwicklung des Spitzbogenstyls mit eben so viel Geist als Folgerichtigkeit ausgebildet wurde.

Von den beiden Thürmen ist schliesslich noch zu sagen, dass der vordere ursprünglich einen hohen Helm gehabt, welcher so wie das Dachwerk der Kirche mit Blei bedeckt war, und im Jahre 1496 vom Feuer des Himmels verbrannt wurde. Bei diesem Brande blieb blos der Helm des Mittelthurms verschont; jedoch scheint dieser später bei einer der Belagerungen, welche die Stadt im 16ten und l7ten Jahrhundert aushalten musste, auch durch Brand zerstört worden zu seyn; 1) er hat gegenwärtig ein kuppelartiges Dach, worauf die eherne Bildsäule des Ritters Quirin steht; ich habe dasselbe in der Zeichnung durch einen Helm von altherkömmlicher Gestalt ersetzen lassen.

Die Pfarrkirche in Sinzig.

Taf. LIII. Aeussere Ansicht LIV. Grundriss LV. Seitenaufriss



Das Städtchen und die Ebene von Sinzig am Ausfluss der Ahr sind durch die Sage berühmt, dass Konstantin auf seinem Zuge gegen den Maxentius hier die Erscheinung des Kreuzes am Himmel gesehen habe; wesshalb man denn vermuthet, dass er von Köln ausgezogen sey. Auch soll seine Mutter Helena in Sinzig zwei Kirchen, eine unter dem Namen des heil. Kreuzes, die andere unter jenem des heil. Mauritius, und in dem benachbarten Heimersheim eine Kirche, gleichfalls dem heil. Mauritius, errichtet haben. Verhalte sich diess alles nun wie es wolle, so viel ist gewiss, dass das Andenken der Helena in Sinzig auf mannichfache Weise geehrt worden: so hat man dort ein Stadtthor die Helenenpforte genannt, und in der Nähe zeigt man ein Helenenfeld und einen Helenenberg, auf welchem letzteren ein ehemaliges Minoritenkloster steht. Auch weiss man, dass in Sinzig vorlängst eine Stiftskirche zum heil. Kreuz bestanden, aus welcher die Chorherren nach dem Münster in Aachen versetzt worden. 2) Ueberhaupt war das Städtchen in alter Zeit viel bedeutender als jetzt; die fränkischen Könige hatten dort eine Pfalz, die später und bis zu Ende des 12ten Jahrhunderts, wie es scheint, noch dann und wann von den Kaisern bewohnt wurde. 3)

In den verheerenden Kriegsjahren von 1196 bis 1206 wurde Sinzig ohne Zweifel eben so, wie das nahe gelegene Remagen zerstört. Gegen Ende des Krieges im Jahre 1206 schlug König Philipp noch in der Nachbarschaft, dieses Städtchens auf dem Berge Gimnich sein Lager auf, wo er auch die Burg Landskron gebaut haben soll. 4) Es ist daher zu vermuthen, dass die Pfarrkirche zu Sinzig bald nach jenen Jahren neu erbaut worden sey. Die in einzelnen Theilen auffallende Aehnlichkeit mit der Kirche zu Neuss macht diese Vermuthung um so wahrscheinlicher. Man bemerkt hier im Kleinen dieselbe Art, die Vorderseile

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1) Annales Novesiens., a. a. O. p. 628. 631 u. f. 663. 694 und Merssacus, De Archiep. Colon. orig. p. 105.
2) Gelenius, a. a. O. p. 25 u. f. und p. 263.
3) Minola, a. a. O. S. 222.
4) Gotfried, Pantaleonit., a. a. O. p. 276 und Annales Novesiens., a. a. O. p. 567.

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des Schiffs und des Kreuzes zu verzieren; ganz besonders aber; erinnern die kleeblattartigen Fenster des Kreuzes an die eigenthümlichen Formen des Neusser Gebäudes.

In Beziehung auf den Uebergang zu dem Spitzbogenstyl zeichnet sich diese kleine Kirche zu Sinzig am meisten durch die vieleckige Gestalt der Chorrundung aus; am Münster zu Bonn sind die beiden Enden des Kreuzes auf ähnliche Weise gestallet, jedoch fehlen dort die Giebel, welche in Sinzig oben auf den verschiedenen Seiten des Vielecks am Dach angebracht sind, und welche bei dem Spitzbogenstyl so vielfach angewendet wurden. Im Innern stimmt die Sinziger Kirche gar sehr mit dem Schiff jener von Andernach überein; wie dort so sind auch in Sinzig die Hauptbogen spitz gewölbt, während die Bogen der Nebenhallen und der Emporkirche rund sind. Der einzige Unterschied besteht darin, dass die Bogen der Sinziger Emporkirche in drei kleinere Bogen getheilt sind, wovon der mittlere höher als die beiden anderen ist.

Das Münster in Bonn.

Taf. LVI. Aeussere Ansicht.

Die erste Stiftung dieser Kirche wird ebenfalls der Helena zugeschrieben; 1) ihr Andenken ist noch ganz besonders durch eine in derselben aufgestellte eherne Bildsäule von neuerer Arbeit erhalten. Die Kirche wird wie mehrere Stiftskirchen, noch jetzt Münster genannt, sie ist den heil. Cassius und Florentius und ihren Genossen geweiht, welche wie Mauritius, Anführer oder Hauptleute der sogenannten thebaischen Legion sollen gewesen seyn. Das Stift war in der ehemaligen Ordnung des Erzbisthums sehr hoch gestellt, der Probst desselben hatte den ersten Rang nach dem Probst der Domkirche zu Köln. 2)

Ueber die Zeit, wo das gegenwärtige Gebäude aufgeführt worden, haben wir keine zuverlässigen Nachrichten; Die Chorrundung und die beiden Thürme an derselben wurden, wie schon früher gesagt, allem Anschein nach im 10ten Jahrhundert erbaut; das Uebrige sammt dem Mittelthurm soll der im Jahre 1177 verstorbene Probst, Gerhard Graf von Sayn, erbaut haben. 3) Da jedoch von diesem Probst berichtet wird, dass er die Pfründen des Stifts um acht Kanonicate vermehrt, ohne hinzuzufügen, dass seine Freigebigkeit sich auch auf den Bau des Münsters erstreckt habe, 4) so findet in dieser letztern Beziehung wahrscheinlich eine Verwechslung des Probstes Gerhard mit dem Probst Bruno statt, welcher auch ein Graf von Sayn, und später, in den Jahren 1205 bis 1208, Erzbischof von Köln war. 5) Diese Vermuthung wird fast zur Gewissheit erhoben durch die Nachricht, welche Cäsarius, Mönch zu Heisterbach, von den Reliquien giebt, womit die Kirche dieses Klosters ausgestattet war; er führt nämlich unter denselben Gebeine von Genossen der thebaischen Legion an, von denen er ausdrücklich sagt, dass sie bei Erneuerung des Münsters zu Bonn gefunden worden. 6) Nun aber wurde die Kirche zu Heisterbach, wie wir gesehen haben, in den Jahren 1202 bis 1233 erbaue, und Cäsarius schrieb im Jahre 1221; 7) es ist also wohl kaum zu bezweifeln, dass zur Zeit des Erzbischofs Bruno IV. bei der Verheerung der Stadt Bonn in jenem mehrmals erwähnten Kriege, auch das Münster zerstört worden, und dass Bruno, der überdem sehr reich war, dieselbe wieder herstellte oder zu dem Zweck ein Vermächtniss hinterliess.

An diesem Gebäude sind besonders merkwürdig der Mittelthurm, die Strebebogen der Widerhalter und die Fenster des Schiffs. Letztere bestehen aus fünf kleinen Spitzbogen, wovon der mittlere der

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1) Moerckens, a. a. O. p. 7.
2) Crombach, Archidioeces. Colon., bei Hartzheim, Bibl. Colon. im Anhang p. 6
3) Minola, a. a. O. S. 245.
4) Beschreibung des Erzstiftes Köln, 1783, S. 83.
5) Moerckens, a. a. O. p. 121.
6) Dialog. Miraculor., Lib. 8. cap. 65.
7) Hartzheim, Biblioth. Colon, p. 43.

 

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höchste, die beiden folgenden etwas niedriger, und die beiden äussersten am niedrigsten sind, so dass alle fünf Bogen zusammen innerhalb der Gestalt des Gewölbes einen grossen Spitzbogen bilden, und man darin eine Annäherung zu den Fenstern des vollkommenen Spitzbogenstyls erkennen muss, welche durch Stäbe in verschiedene kleine Bogen abgetheilt wurden. Ausserhalb am Münster sind die von Säulchen getragenen kleinen Bogen der Fenster alle von gleicher Höhe, und die Gestalt der inneren eigentlichen Fenster ist nur in so fern sichtbar, als man die verschiedene Durchbrechung der Bogen wahrnimmt. Der Mittelthurm verdient hauptsächlich desshalb beachtet zu werden, weil in demselben jener Gedanke, den höchsten Thurm in der Mitte des Kreuzes zu errichten, wieder hervortritt, welcher schon einige Jahrhunderte früher bei der St. Martinskirche zu Köln ausgeführt wurde. Aus der auf den Münzen des Erzbischofs Anno II. mit der Umschrift: MONETA BONENS. abgebildeten Kirche, 1) ist jedoch zu schliessen, dass auch an dem ältern Münster eine ähnliche Anlage bestanden habe, und an dem neuern Gebäude nur wiederholt
worden sey. An der Kirche zu Schwarzrheindorf, welche Erzbischof Arnold dort, gegenüber von Bonn auf dem rechten Rheinufer in den Jahren 1151 bis 1156 für ein adeliches Nonnenkloster erbaute, findet sich ebenfalls ein hoher Mittelthurm. Auch wurde etwas später als am Münster zu Bonn, wahrscheinlich im zweiten Jahrzehend des 13ten Jahrhunderts ein ähnlicher Thurm auf der Stiftskirche zu Limburg an der Lahn errichtet. 2) Ueberhaupt zeigt sich das seit dem 12ten Jahrhundert in der Baukunst immer sichtbarer werdende Bestreben nach Neuerung auch in der Gestaltung und Anordnung der Thürme. Und hierbei war gerade der Mittelthurm von der grössten Wichtigkeit; eines Theils machte man ihn, wie an den genannten Gebäuden, höher als alle übrigen, und andern Theils suchte man der noch üblich gebliebenen Kuppel die Gestalt eines Thurmes zu geben, wo dann derselbe verhältnissmässig niedrig bleiben musste, wie man es an den Kirchen zu Neuss, Sinzig, Heimersheim, Gelnhausen und an St. Andreas zu Köln sieht, welcher letzterer, im Grossen jenem von Sinzig ähnlich, im Jahre 1220 erbaut worden. 3) Bei der vollkommenen Entwicklung des Spitzbogenstyls entschied man sich bei grösseren Kirchen mit wenig Ausnahmen für drei Hauptthürme, und zwar wählte man in Deutschland und Frankreich vorzüglich die Gruppe von zwei hohen Vorderthürmen und einem niedrigem Mittelthurm, dahingegen in England jene von
einem hohen Mittelthurm und zwei niedrigeren Vorderthürmen.

In Rücksicht auf die Helme der Thürme am Münster ist noch zu bemerken, dass dieselben im Jahr 1589 sammt allem Dachwerk der Kirche, welches wie jene mit Blei gedeckt war, durch den Blitz eingeäschert wurden. 4)


Das Kapitelhaus und der Kreuzgang der Abtei Rommersdorf

Taf. LVII. Grundriss und Durchschnitt LVIII. Durchschnitte



Das Kapitelhaus oder der Kapitelsaal war derjenige Theil der Kloster- oder Stifts-Gebäude, welcher nach der Kirche die würdigste Bestimmung hatte. Hier versammelten sich in den Klöstern täglich die Mönche nach dem Morgengottesdienst unter dem Vorsitz des Abts oder des Priors. Es wurden die Lebensgeschichte des Heiligen des Tages, und ein Kapitel aus der Ordensregel vorgetragen (daher der Name Kapitelsaal); auch wurde der auf den Tag bezügliche Theil der Jahrbücher gelesen, worin die verstorbenen Ordensbrüder, die Wohlthäter und Beschützer verzeichnet waren; bei allem diesen sprach man passende Gebete. Hierauf folgte die Rüge und Bestrafung der Vergehen, die öffentlich statt gefunden hatten oder deren die Brüder sich selbst anklagten; zuletzt kam die Vertheilung der Arbeiten und Geschäfte, so wie

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1) Hamm, Moneta Ubio Agrippinens. p. 140
2) Moller, die Kirche zu Limburg, Tnf. 6. 7. 12, und Müller, Beiträge zur deutschen Kunst- und Geschichts-Kunde, S. 41
3) Gelenius, a. a. O. p. 292.
4) Annales Novesiens., a. a. O. p. 736.

 

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die Berathung der Klosterangelegenheiten, oder bei eintretendem Fall die Aufnahme von Novizen und die Wahl eines Abts oder Priors. 1) Dieser Bestimmung des Kapitelsaals gemäss erbaute man denselben stets mit besonderm Aufwand; man errichtete ihn gewöhnlich in der Nähe der Kirche an der Ostseile des Kreuzganges. In seinem Innern brachte man rund herum Bänke und an der mittlern Wand einen ausgezeichneten Sitz für den Abt oder Prior, bei den Stiften für den Probst oder Dechanten an, auch schmückte man den Saal mit Gemälden, stellte ein Kreuz und ein Lesepult darin auf.

Der Kapitelsaal der Abtei Rommersdorf bei Neuwied und der Kreuzgang, womit er zusammenhängt nehmen, wie man ans den vorliegenden Abbildungen sieht, eine bedeutende Stelle unter den Denkmalen dieser Art ein. Die Abtei, den Norbertinern gehörig, welche man nach dem Mutterkloster Prämonstre bei Laon auch Prämonstratenser nennt, war ursprünglich ein Benedictinerkloster, in welches Albero, Erzbischof von Trier im Jahre 1135 eine Kolonie von Norbertinern aus dem niederländischen Kloster Floreff beiNamür verlegte. In den Jahren 1181 bis 1185 wurden neue Klostergebäude aufgeführt, und 1210 wurde die Kirche geweiht; auch errichtete Bruno von Braunsberg, welcher von 1214 bis 1236 Abt war, verschiedene Gebäude. 2) Der Bauart nach ist zu schliessen, dass das Kapitelhaus und der Kreuzgang mit der Kirche oder kurz nachher erbaut worden.

Die mit vielem Leistenwerk geschmückten Bogen der Thüre und Gewölbe, die Wiederlagpfeiler an der Aussenseite des Kapitelsaals, vorzüglich aber die kreuzblattartigen Durchbrechungen der Spitzbogen im Kreuzgange zeigen eine noch entschiedenere Annäherung zu dem Spitzbogenstyl, als wir an den bisher beschriebenen Denkmalen zu bemerken hatten. Das Kapitelhaus ist mit Säulen von edler Steinart ausgestattet, die zwei mittleren sind von Granit. Man muss sich über die Gunst des Schicksals freuen, dass dieses ausgezeichnete Gebäude in den Besitz eines Privatmannes gekommen ist, welcher dasselbe zu schätzen weiss.

Klostergebäude der Abtei Altenberg bei Köln.

Taf. LIX. Grundrisse LX. Aufriss und Durchschnitt



Diese Cisterzienserabtei, im Jahr 1133 von Eberhard, Grafen von Berg, in der Burg dieses Fürstenhauses auf dem Altenberg errichtet, dann 1145 an den Fuss desselben in das waldbewachsene Thal des kleinen Flusses Dhün verlegt, wurde von den Grafen von Berg stets mit grosser Vorliebe behandelt und gefördert. Sie wählten dort ihre Grabstätte, und liessen daher auch im Jahre 1255 die Kirche 3) in der Bauart des Kölner Doms, wahrscheinlich von dem Baumeister desselben aufführen. Im Jahr 1193 zog sich der fromme Graf Bruno von Berg von dem erzbischöflichen Stuhl zu Köln nach diesem Kloster zurück, und beschloss dort sein Leben im Jahre 1200. Theoderich von Heinsberg, welcher mit den Grafen von Berg verschwägert, und von 1208 bis 1214 Erzbischof von Köln war, liess sich auch in Altenberg begraben; er hatte während seinem Leben dem Kloster grosse Wohlthaten erzeigt. 4) Aus diesen Nachrichten, so wie aus der Bauart der Klostergebäude, ziehe ich die Vermuthung, dass dieselben von Bruno und Theoderich, oder von einem dieser beiden Erzbischöfe errichtet worden.

Die Klostergebäude zu Altenberg geben, wie man aus den Grundrissen sieht, der Hauptsache nach einen vollständigen Begriff von einer grossartigen alten Klostereinrichtung. Sie schliessen sich an die Südseite der Kirche an, so dass diese gegen Norden Schutz gewährt und die Gebäude eine sonnige Lage haben; mit der Kirche sind sie eines Theils durch den Kreuzgang und andern Theils durch eine Treppe

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1) Martene, de antiq. eccl. ritib. IV. p. 18 u. f.
2) Annal. Praemonstr., II. p. 688 - 90
3) Jongelinus, Notitia abbat. ord. Cistert. p. 13 — 17. In dem Augenblicke, wo Gegenwärtiges zum Druck gefördert wird, erhalte ich Kenntniss von dem empfehlenswerthen Werk: die Cistercienser-Abtei Altenberg, herausgegeben von Schimmel, Münster 1832, fol.
4) Moerckens, a. a. O. p. 118 u. 123.

 

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verbunden, welche unmittelbar von dem Dormitorium hinab führt. Unten gelangt man an der Ostseite des Kreuzganges zuerst in das Kapitelhaus, dann an einen Gang, welcher nach dem hintern Hof oder Garten führt, ferner zur Treppe des Schlafsaales, zum Keller, zur Küche und zum Speisesaal. Oben ist über allen diesen Abtheilungen und dem anstossenden Theil des Kreuzganges der grosse Schlafsaal angebracht; mit demselben steht die über der Sacristei angelegte Schatzkammer in Verbindung. An der Südseite des Kreuzganges mag in alten Zeiten die Wohnung des Abts gewesen seyn; an der Westseite war ohne Zweifel die Thüre, welche von Aussen her in den Kreuzgang führte; auch mögen sich hier die Herberge für die Fremden und die Wirthschaftsgebäude angeschlossen haben, welche den äussern Hof vor der Kirche umgeben. Auf diesem Hof, wo die Gebäude nun meist alle von neuerer Art sind, sah ich im Jahre 1809 noch die Marienkapelle, welche ich bei Gelegenheit der Heisterbacher Kirche erwähnt habe, und welche man für die älteste, im Jahre 1145 erbaute Kirche von Altenberg ausgiebt, von der sie jedoch wohl nur ein Theil gewesen seyn konnte. 1)

Jene alten Klostergebäude, sehr fest und sorgfältig aus Sandstein erbaut, haben sich bis 1815 in gutem Zustand erhalten; dann aber entstand durch eine Berlinerblau-Fabrik, wozu man sie verwendet hatte, eine Feuersbrunst, welche diese merkwürdigen Klosterhallen und selbst die herrliche Kirche grossentheils zerstörte und verwüstete. Der Verlust ist, blos von den Klostergebäuden zu reden, um so mehr zu bedauern, als von Denkmalen der Art aus so alter Zeit nur sehr Weniges und meist nur Einzelnes übrig geblieben ist. Ich kenne bis jetzt nichts von solchen Klostergebäuden, was man denen von Altenberg gleichstellen könnte. Das Kloster Maulbronn in Würtemberg, welches ebenfalls dem Cisterzienserorden angehörte, und wo sich die ganze Gruppe von Gebäulichkeiten mit Mauern, Höfen und Wirthschafts-Anstalten noch in einem alterthümlichen Zustand erhalten hat, verdient nur in einigen Theilen mit Altenberg verglichen zu werden. Indessen bietet es Manches dar, was hier fehlt, und man könnte aus diesen beiden Klöstern mit Berücksichtigung einzelner anderwärts noch befindlichen Reste ein in allen Stücken vollständiges Bild von einer Abtei aus dem Anfange des 13ten Jahrhunderts herstellen.

Was nun die Bauart betrifft, so wiederholt sich im Kreuzgange von Altenberg am Aeussern die Verbindung der Spitzbogen und Rundbogen, im Innern aber sind die Bogen der Gewölbe alle spitz, und eben so verhält es sich mit den Bogen des Kapitelhauses und des Dormitoriums. In dieser letztern grossen Säulenhalle verbreiteten die oberen kreisrunden Fenster ein günstiges Licht, und entschädigten durch ihre schöne Wirkung für die niedrigen viereckten Fenster, welche den untern Theil der Wand einnehmen. Besonders bemerkenswerth sind die Einzeltheile, namentlich die aus einem Bündel von Säulchen bestellenden Säulen im Kapitelhaus und in dem vorspringenden Viereck des Dormitoriums, das Leistenwerk der verschiedenen Bogen und Rippen, so wie das Laubwerk der Kapitäle. Das Laubwerk der Bündelsäulen des Dormitoriums mit runden Knospen, welche aus langen Stielen hervorwachsen, ist dasjenige, welches in der Uebergangszeit mit geringer Veränderung am meisten vorkommt; es findet sich in Neuss, in Bonn, in Rommersdorf, in Köln an der Thüre von St. Martin, in St. Gereon, in der Klosterkirche Sion und in St. Kunibert, dann auch in Gelnhausen, in Limburg und in St. Paul zu Worms, aus welchen drei letzteren Kirchen man Kapitäle dieser Art in Moller‘s Werken über deutsche Baukunst sehr gut abgebildet sieht. 2) Dieses Laubwerk gehört der Uebergangszeit ganz eigenthümlich an; man findet es mit einigen Veränderungen überall, selbst auch in Frankreich 3) und England 4) wieder, und so steht es mit seinen aus eingewickelten Blättern destehenden Knospen recht symbolischer Weise in der Mitte

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1) Jongelinus, a. a. O. p. 13.
2) Moller, Denkmale deutscher Baukunst, Taf. 22; derselbe, die Kirchen des heil. Georg zu Limburg und des heil. Paul zu Worms, Taf. 11 und 17.
3) Nodier, Taylor et Cailleux, Voyages dans L‘anciennne France; Normandie, pl. 26, 87, 89, 103, 108, 127-8, 193; France Comté, pl. 19; und de Caumont, Essai sur l‘architect. Rel. du moyen age principalm. en Normandie, p. 87 pl. 7 fig. 4.
4) Britton, Cathedral church of Salisbury pl. 17, und anderwärts.

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zwischen dem starren Schnörkelwerk der romanischen Bauart und dem reichen Blätterschmuck, welcher zu der deutschen Baukunst sich aus freier Nachahmung der Natur in ganzer Fülle entfaltete. An den Kapitälen des Kapitelhauses zu Altenberg, an einigen des Dormitoriums daselbst und der Kirche zu Gelnhausen findet man auch schon die ersten Spuren dieser freien Blattentwicklung. Bei den Einzeltheilen der Altenberger Gebäude sind auch noch die Ringe an den Bogen und Rippen des Kapitelhauses und die Stäbchen oder Rollen zu beachten, welche in den kreisrunden Fenstern des Dormitoriums, und in den kleinen Spitzbogeu des Kreuzganges angebracht sind. Diese Art der Verzierung ist gleichfalls eine Eigenthümlichkeit der Uebergangszeit. Auf die Ringe machte ich schon bei den Fenstergewänden des Hauses in der Rheingasse zu Köln aufmerksam; sie kommen am meisten an den Säulen und Bogen der Kirchthüren, dann auch an den Säulchen und Bogen der Fenster vor; so findet man sie mehr oder weniger in Heisterbach und an den meisten oben in Beziehung auf die Kapitäle genannten Kirchen, so wie an vielen anderen Gebäuden jener Zeit in Deutschland, Frankreich 1) und England. 2) Weniger allgemein waren die Stäbchen oder Rollen, womit das glatte Band der Bogen oder kreisrunden Fensteröffnungen verziert wurde, und es scheint diese Verzierungsart nur in den Rheingegenden üblich gewesen zu seyn. In Altenberg sieht man diese Stäbchen am häufigsten; in Heisterbach, in Neuss, zu Köln, in St. Gereon und St. Kunibert sind sie immer nur einzeln in der Spitze gewisser Bogen angebracht.


Die Stiftskirche St. Gereon in Köln.

Taf. LXI. Aeussere Ansicht LXII. Grundrisse LXIII. Durchschnitt



Auch die St. Gereonskirche soll, wie jene der heil. Cassius und Florentius in Bonn, des heil. Julius in Gelb dem alten Gelduba bei Uerdingen; und des heil. Victor in Xanten während der Jahre 316 bis 320 gestiftet worden seyn. 3) Alle diese Heiligen werden mit Mauritius und anderen als Anführer oder Hauptleute jener thebaischen Legion genannt, welche der Sage nach von Agaunum, dem jetzigen St. Moriz im Walliserland, bis an den Niederrhein in einzelne Heerhaufen vertheilt war, und wegen ihrer Anhänglichkeit an den christlichen Glauben auf Befehl des Kaisers Maximian erst dezimirt und dann bis auf den letzten Mann niedergehauen wurde. 4) Diese grausame Maasregel soll sich der Kaiser in dem Feldzug erlaubt haben, den er in den Jahren 286 und 287 zur Unterdrückung eines Aufruhrs in Gallien und zur Abwehr verschiedener dort eingebrochenen deutschen Völkerschaften unternahm. Es ist nun allerdings auffallend und erregt Zweifel, dass die gleichzeitigen Schriftsteller nichts über ein so furchtbares Ereigniss berichten, und man hält desshalb die Sage für sehr übertrieben; 5) indessen ist sie von Umständen begleitet, welche die Ueberzeugung gewähren, dass hier allerdings eine Thatsache zu Grunde liege, und dass zwar nicht eine ganze Legion von 6 oder 7000 Mann, wohl aber einzelne Hauptleute mit ihren Kriegsgenossen auf jene Weise den Marlyrtod gelitten. Und so ist es denn nicht unwahrscheinlich, dass Helena, welche sich wie der Kaiser Konstantin in den Jahren 310 bis 320 oft zu Trier aufhielt, das Andenken jener Glaubenshelden aus dem Kriegerstande in den Rheinlanden zu ehren suchte. Ausser der Bewunderung, die bei ihrer Treue im Dienste ihre Standhaftigkeit im Glauben einflössen musste, hatte

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1) de Caumont, a. a. O. p. 87 pl. 7 fig. 6.
2) Britton, a. a. pl, 10, 14, 18 u. f.; derselbe, tho methropol. church of Canterbury; ferner History of the church of Westminster, Lond. Ackermann 1812, T. I. pl. 5, 6, 7, 9; im Chor der Westminster-Kirche sind die Ringe an mehreren Säulen von Erz; ebendaselbst, p. 9.
3) Minola, a. a. O. p. 243; Moerckens, a. a. O. p. 7, 24.
4) Gelenius, a. a. O. p. 261.
5) Stolberg, Geschichte der Religion Jesu, B. IX. §. 78.

 

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man, seit der Kaiser sich öffentlich zum Christenthum bekannte, ja auch Ursache genug, dem Heere christliche Vorbilder aufzustellen. —

Das Wenige, was wir von der ältesten St. Gereonskirche wissen, dient dieser Meinung zur Bestätigung. Im 6ten Jahrhundert war sie nämlich, wie die meisten von Konstantin oder seiner Mutter Helena erbauten Kirchen, mit Mosaikgemälden auf Goldgrund verziert, und wurde desshalb von den Einwohnern zu den goldenen Heiligen, ad sanctos aureos, genannt; so berichtet der in jener Zeit lebende Gregor von Tours. 1) Die Stelle des mit Gregor gleichzeitigen Venantius Fortunatus in seinem Gedicht an Caraeternus, Bischof von Köln: 2) „aurea templa noras,“ ist zu allgemein gefasst, als dass man sie vorzugsweise auf unsere Kirche beziehen könnte. Wohl aber deutet auf das Gebäude der Helena jene Säule von rothem orientalischen Granit, welche in der jetzigen Kirche neben dem Eingang in einer eigenen Vertiefung der Mauer angebracht war, und wie die kostbaren Säulen zu Aachen kurz nach 1794 von den Franzosen weggenommen wurde. 3) An derselben sah man eine Tafel mit einer Inschrift des Inhalts:

Adde fidem, fuit hic pridem fusus cruor idem,
Ad lapidem, si dem me male, punit idem. 4)
Allen Anzeichen nach war diese Säule von dem ersten Gebäude übrig geblieben und zum Andenken an dasselbe in der neuen Kirche aufgestellt worden. Da sie die grösste Aehnlichkeit mit den rothen Granitsäulen im Münster zu Aachen hatte, so glaubte Wallraf, dass letztere ursprünglich der von der Helena erbauten Kirche in Köln angehört, dass Kaiser Karl der Grosse dieselbe von dort erworben, und dass die Schenkung, welche er dem Stift von St. Gereon gemacht, als Ersatz dafür zu betrachten sey. 5) Gelenius, so viel mir bekannt der einzige, welcher von dieser Schenkung Nachricht giebt, sagt zwar ausdrücklich, der Kaiser habe dem Stift die Güter aus Frömmigkeit und mit der Bedingung gegeben, auf dessen Grund und Boden Marmor für das Münster in Aachen brechen zu können, welches denn bei dem nur eine halbe Stunde von Köln entfernten Dorfe Kreil geschehen sey, wo man auch den Stein zu dem Taufbrnnnen von St. Gereon gebrochen habe. 6) Nun aber ist dieser Taufbrunnen von sehr schönem Porphyr, und allen Naturverhältnissen nach kann in der Nähe von Köln kein Lager von ausgezeichnetem Marmor, geschweige denn von Porphyr und Granit, vorhanden seyn. Gelenius hat also offenbar die Nachricht, welche ihm zu Gebote stand, missverstanden, und Wallrafs Erklärung verdient unbedingt den Vorzug, bis irgend eine glückliche Entdeckung uns vollkommene Gewissheit verschafft.

Aus dieser Erklärung folgt indessen, dass zur Zeit Karls des Grossen das Werk der Helena schon gänzlich im Verfall muss gewesen seyn, und dass also damals das runde oder viereckige Gebäude aufgeführt worden, an welches Erzbischof Anno im Jahre 1066 den Chor angebaut hat. Denn dass die jetzige zehneckige Kuppelkirche nicht schon vor dem 11ten Jahrhundert bestanden, sondern mehr als ein Jahrhundert später errichtet worden, zeigt die Bauart derselben auf den ersten Blick. Und wirklich findet man auch an zwei steinernen Sarkophagen, auf welchen der Hauptaltar in der Kuppelkirche ruht, eine Inschrift, woraus sich ergiebt, dass dieses Gebäude um das Jahr 1212 aufgeführt worden. Die Inschrift lautet nämlich folgendermassen: Anno Dominicae incarnationis MCCXII levata sunt corpora ista. 7) In dem Jahre 1212 sind also die Gebeine wahrscheinlich mit den Sarkophagen erhoben worden; und es ist wohl kein Zweifel, dass dieses bei Gelegenheit des neuen Baues geschehen, nach dessen Vollendung dann der Altar auf den Sarkophagen errichtet wurde. Hieraus folgt denn auch, dass die Wiedereinweihung der Kirche nicht von

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1) Do gloria Martyr., L. I. c. 62; edit. Ruinart, p. 792.
2) Poëmatum Lib. III., vergl. Moerckens, a. a. O. p. 38.
3) Es geschah auf eine sehr ungeschickie Weise, so dass die Säule zerbrach. Wallraf verwahrte ein Stück davon in seiner Sammlung.
4) Gelenius, a. a. O. p. 260.
5) A. a. O. p. 87.
6) Gelenius, a. a. O. p. 261.
7) Gelenius, a. a. O. p. 268.

 

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Erzbischof Arnold II., sondern von Erzbischof Adolph vollzogen worden. Bei Gelenius, 1) welcher diese Nachricht giebt, wurde offenbar der Name durch einen Druck- oder Schreib-Fehler verwechselt, wie es ebenfalls bei Moerckens 2) geschah, wo selbst in der Lebensbeschreibung des Erzbischofs Adolph dieser einmal Arnold genannt ist. Arnold war nämlich in den Jahren 1151 bis 1156 Erzbischof, Adolph aber in den Jahren 1194 bis 1205, und zum zweitenmal von 1212 bis 1214. Ja selbst nach diesem letzten Jahre, in welchem er den erzbischöflichen Sitz wieder verliess, und zwar 1220, weihte Adolph noch einen Altar in der St. Ursulakirche in Köln; es liegt hierin nichts Befremdendes; denn, obwohl Adolph nicht mehr der Kirche von Köln vorstand, so behielt er doch seine geistliche Würde eines Bischofs, und konnte gemäss derselben eine solche rein kirchliche Handlung verrichten.

Da die Kirche auf dem Platze steht, wo der heil. Gereon mit seinen Thebanern und der heil. Gregor mit seinen Mauren umgekommen und begraben waren, so konnte man nicht wohl einen neuen Bau unternehmen, ohne Gebeine und Sarkophage zu finden, oder ohne diejenigen, welche in dem frühem Gebäude bereits aufgestellt waren, von ihrer Stelle zu bewegen. Dieses ereignete sich auch, als im Jahre 1066 Erzbischof Anno die Grundfeste zu dem Chor graben liess. Damals entdeckte man vielerlei Gebeine, unter welchen sich der Körper des heil. Gregor, Anführer einer maurischen Kriegsschaar, noch mit einem purpurnen goldgesäumten Waffenrock befand; diesen legte der Erzbischof in einen silbernen Sarg, jene aber sammelte er in das grosse Grabmal, welches am westlichen Ende der Gruft unter der Stelle angebracht ist, wo oben in der Kirche der Hauptaltar steht. Ueber den Bau des Chors haben wir überhaupt manche Nachrichten; so wissen wir, dass die beiden westlichen Kapellen am Eingange der Gruft im Jahre 1067, die Gruft selbst mit ihrem Hauptaltar und den beiden östlichen Kapellen 1068, und sodann der Chor im Jahre 1069 geweiht worden. 3)

Von der alten Kirche, an welche dieser Chor angebaut wurde, berichtet der gleichzeitige Biograph des Erzbischofs Anno, ein Mönch der Abtei Siegburg, dass sie von runder Gestalt gewesen sey. 4) Es geht hieraus hervor, dass sie wie die jetzige Kirche ein Kuppelgebäude war. Ob dasselbe einen vollkommenen Kreis oder ein Vieleck bildete, lässt sich aus dem Bau des Chors nicht nachweisen; jedoch sieht man daraus, dass die alte Kirche einen bedeutenden Umfang muss gehabt haben. So gross als die jetzige, in einem länglichen Zehneck bestehende Kirche wird sie freilich nicht gewesen seyn. Diese hat schon in der Kuppel allein (d. h. ohne die Kapellen) der Breite nach 53 Pariser Fuss und der Länge nach 60 Fuss im Lichten zum Durchmesser; und man kann wohl sagen, dass von dem 6ten bis zum 15ten Jahrhundert in Europa keine Kuppel von so weiter Spannung gebaut worden. Im 6ten Jahrhundert wurden bekanntlich die Kuppeln von St. Sophia zu Konstantinopel, von 108 Fuss 5), und das Baptisterium zu Florenz, von 86 Fuss Durchmesser, 6) aufgeführt; im 15ten Jahrhundert aber erbaute man jene der Domkirche zu Florenz von 134 Fuss, 7) welche das Vorbild zu der 131 Fuss weiten Kuppel der St. Peterskirche 8) wurde. Die grössten Kuppeln aus der Zwischenzeit sind die zu Aachen aus dem 9ten Jahrhundert, von 45 Fuss, 9) die zu Pisa aus dem 11ten, von 37 Fuss in der Breite und 50 in der Länge, 10) und die zu Siena aus dem 13ten zu 50 Fuss. 11) Das Baptisterium zu Pisa aus dem 12ten Jahrhundert kann hier nicht in Betracht kommen, denn

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1) A. a. O. p. 208.
2) A. a. O. p. 120.
3) Gelenius, a. a. O. p. 262, 268.
4) Gelenius, a. a. O. p. 260
5) Dallaway, Constantinople, I. chapt. 4.
6) Isabelle, Salles rondes pl. A; d‘Agincourt, Hist. De l‘art, Architecture.
7) Fontana, Tempio Vaticano.
8) Fontana, a. a. O.
9) Nolten, Beschreibung der Münsterkirche in Aachen, S. 1.
10) Martini, Theatr. Basil. Pisan. Tab. 5, 6.
11) D'Agincourt, Histoire de l‘art, architecture pl. 57.

 

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dasselbe hat nur eine äussere Kuppel, die sich innerhalb an ein trichterförmiges Gewölbe anlehnt, welches übrigens in seiner grössten Breite auch nur 50 Fuss misst. 1)

Die Kuppel von St. Gereon zeichnet sich auch dadurch aus, dass sie nach Art der spitzbogigen Gewölbe innerhalb mit Rippen versehen, und ausserhalb von Strebebogen und Widerhaltern gestützt ist. Die Rippen vereinigen sich in der Mitte in einem grossen Granatapfel, welcher wie die Rippen vergoldet ist. Die verschiedenen Abtheilungen des Gewölbes sind mit goldenen Sternen besäet; auch die Kapitäle, die Gesimse und selbst die Säulen sind zum Theil vergoldet, zum Theil blau bemalt. Diese Ausstattung mit Gold und Farben stammt zwar aus dem 17ten Jahrhunderte her, sie mag aber ursprünglich wohl noch reicher und mit eigentlichen Malereien verbunden gewesen seyn, da man im 13ten Jahrhundert das Innere der Kirchen in allen ihren architectonischen Theilen mit Vergoldungen und Malereien zu schmücken pflegte, wozu denn noch die bunten Glasfenster kamen. Jetzt findet man von diesen letzteren in St. Gereon nur noch wenige Ueberreste, Die obersten Fenster nähern sich dem Spitzbogenstyl mehr als alle, die wir bisher in diesem Werk betrachtet haben; sie sind, wie man sieht, je nach den schmalen und breiten Seiten des Zehnecks mit einem oder zwei viereckten Pfeilerchen in zwei oder drei Abteilungen getheilt, und oben zwischen den Bogen mit einer kleeblattartigen Oeffnung verziert. Es fehlt also nur, dass diese Glieder so wie die ihnen entsprechenden Gewände und Bogen aus Leistenwerk beständen, und dass dadurch die Fenster mit jenen Oeffnungen in ein Ganzes verbunden wären. Der Bogen des Kuppelgewölbes, welcher sich an den Chor anschliesst, ist spitzig; jener hingegen, welcher über demselben und dem breiten Fenster sich unter dem Gewölbe der Kuppel befindet, ist von runder Gestalt. Die Emporkirche über den Kapellen und der Thüre haben nur eine geringe Tiefe; der Stab in den Spitzbogen derselben ist mit ähnlichen Zierrathen und Laubwerken geschmückt, wie die Stäbe in dem Spitzbogen der Thüre von St. Martin Taf. 15, nur mit dem Unterschiede, dass in St. Gereon die Zierrathen schöner sind. Diese verzierten Stäbe oder Wülste der Bogen kommen sonst in Köln und in der Gegend meist nur bei spitzbogigen Thüren aus der Uebergangszeit vor; so finden sie sich ausser St. Martin auch an den Thüren von St. Gereon, der Pfarrkirche zu Sinzig und des Münsters zu Bonn; an der Hauptthüre von St. Kunibert und an jener der nun abgetragenen Deutschherrenkirche St. Katharina zu Köln, im Jahr 1219 erbaut, 2) sah man sie ebenfalls.

Die Vorhalle von St. Gereon ist mit der Kirche gleichzeitig erbaut; auch hier wie in der Kuppel und in den Gewölben des Kreuzganges wird man den Granatapfel als eine eigenthümliche Verzierung bemerken, welche nur selten scheint vorgekommen zu seyn; etwas ähnliches zeigt sich jedoch in den Gewölben der Nebenhallen von St. Kunibert, Taf. 69. An der Westseite hat die Vorhalle zwei Reihen Fenster, wovon die drei unteren spitzbogig und die drei oberen rundbogig sind.

Die Taufkapelle wurde zwar nach der Kuppelkirche, aber offenbar von demselben Baumeister erbaut, der äussere Eingang dazu war sonst, vor etwa 15 Jahren, als die alten Nebengebäude noch bestanden, in dem langen bedeckten Gang, Taf. 62 E, welcher von dem St. Gereons-Platz oder -Driesch, wie derselbe auch genannt wird, 3) nach der Vorhalle führte. Dieser lange Gang war ohne Gewölbe, blos mit dem Dach bedeckt; an der Südseite hatte er eine Reihe kleiner Bogen mit Säulchen; seiner Bauart nach mag es ein Werk des Erzbischofs Anno gewesen seyn. Die Taufkapelle ist eines der zierlichsten Gebäude der Uebergangszeit; der Baumeister hat die unregelmässige Form, welche ihm der gegebene

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1) Martini, a. a. O. Tab. 22
2) Moerckens, a. a. O. bei diesem Jahr.
3) Wallraf, a. a. O. S. 87, will Driesch aus dem Griechischen von ?????, Streit, Krieg, herleiten, und glaubt darin eine Bestätigung zu finden, dass dieser Platz ein Theil des römischen Marsfeldes und zwar campus velitum gewesen sey. Nun aber ist Driesch ein in Köln und der Gegend bei dem Volk und besonders bei den Winzern gewöhnliches Wort, welches einen ödliegenden, betretenen Platz bezeichnet, auf dem nichts wächst. Und nicht nur am Niederrhein kömmt dieses Wort vor, auch in Nürnberg und Augsburg findet es sich wieder, in Drischäufel, und Drischufel, d. h. Thürschwelle, welches auf das angelsächsische Therscold und das englische Threshold – Türschwelle – hinweist. S. Schmeller Bayerisches Wörterbuch I. S. 416. Driesch ist also gewiss nicht aus dem Griechischen, sondern aus dem Altdeutschen abzuleiten; ob es mit Dreschen und Drischeln, d. h. Obenhin dreschen, zusammenhängt, mögen Sprachforscher entscheiden.
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Raum darbot, auf die geschickteste Weise zu einem länglichen Achteck benutzt, an dessen Pfeilern er leichte, zum Theil ganz, freistehende Säulchen von schwarzem Marmor anbrachte, welche die Rippen des Gewölbes tragen. Hier stellt auch jener früher erwähnte Taufbrunnen von Porphyr, in Gestalt eines achteckigen Kelches.

Es wäre wohl angenehm gewesen, von diesem kleinen Gebäude, so wie von manchen Einzeltheilen der Gereonskirche Zeichnungen zu geben, wenn die für das gegenwärtige Werk gestellten Grenzen es gestattet hätten.

Diejenigen, welche die St. Gereonskirche zu besuchen Gelegenheit haben, werden bemerken, dass die beiden vorderen Gewölbe des Chors mit ihren Fenstern dem eigentlichen Spitzbogenstyl angehören. Ich habe diesen Theil nach dem, was von dem ursprünglichen Bau noch übrig geblieben, in den vorliegenden Zeichnungen wieder hergestellt. Ob die Erneuerung desselben in Folge des grossen Sturmwindes vom Jahr 1434 stattgefunden, wobei in St. Gereon ein Gewölbe einstürzte und den Probst Gerhard von Manderscheid erschlug, 1) ist unbekannt. Eben so wenig weiss man, wann die gleichfalls im Spitzbogenstyl sehr schön erbaute Sakristei mit ihren noch erhaltenen Glasmalereien errichtet worden. Sie scheint ein Werk des 14ten Jahrhunderts zu seyn.


Die Klosterkirche Sion in Köln.

Taf. LXIV. Grundriss LXV. Aufriss LXVI. Durchschnitt



Unter den vielen Landgütern, Baum- und Wein-Gärten, welche bei der Anlage der grossen Ringmauer von Köln in die Stadt eingeschlossen wurden, besassen die Grafen von Sayn in der Nähe des Rheins und nicht gar weit von dem Beyenthurm die sogenannten Sayner Höfe. 2) Im Jahr 1221 legte Mechtild von Landsberg, Gräfinn von Sayn, dort ein Nonnenkloster an und erbaute dazu eine Kirche, der heiligen Jungfrau zu Ehren der Spiegel der Maria genannt. 3) Der Name Sion, wie er in den letzten Zeiten allgemein geschrieben wurde, ist durch Gelenius entstanden, welcher nach der wunderlich gelehrten Sitte seiner Zeit den beim deutschen Volk üblichen Benennungen eine willkührliche lateinische, griechische oder gar hebräische Deutung zu geben suchte. In der kölnischen Volkssprache wurde das Kloster nämlich immer das Kloster zu Seyen genannt, und das bezog sich, wie Winheim etwa 40 Jahre vor Gelenius richtig bemerkte, auf die Stifterinn, die Gräfinn von Sayn, oder vielmehr auf die schon früher bestandene Benennung des Orts die Hofe zu Seyen. 4)

Die Kirche besteht jetzt nicht mehr; sie wurde vor 24 Jahren niedergerissen. In Beziehung auf die Entwickelung der Baukunst zeichnete sich diese Kirche vorzüglich durch den kleinen Bogengang unter den Fenstern des Schiffs aus; man sieht darin schon die vollkommene Anlage zu der Form, welche dieser Theil des Kirchengebäudes in dem Spitzbogenstyl annahm. Die Säulchen dieses kleinen Ganges, so wie die Säulen an den grossen Pfeilern und die Stäbe in den Bogen der Gewölbe waren von schwarzem Schiefermarmor. Die Kapitäle und Füsse waren vergoldet. In der letzten westlichen Abtheilung der Kirche befand sich, wie in den Kirchen der Klosterfrauen gewöhnlich, der Chor auf einer Emporbühne, welche von Holz gebaut, so hoch als der kleine Bogengang war, und vorne ein Gitter hatte. Ueber diesem Nonnen-Chor stand auf dem Dach ein kleines Thürmchen mit den Glocken. Der Eingang zur Kirche für die Aussenwelt war jener an der Südseite; die beiden anderen Thüren an der West- und Nord-Seite führten in das Kloster.

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1) Cronica d. St. Coellen, S. 302.
2) Minola, a. a. O. S. 287.
3) Gelenius, a. a. O. p. 529.
4) Sacrarium Agrippinae, p. 273.

 

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Die Stiftskirche St. Kunibert in Köln.

Taf. LXVII. Aeussere Ansicht LXVIII. Grundriss LXIX. Vorderseite und Durchschnitt
LXX. Längendurchschnitt LXXI. Querdurchschnitte LXXII. Fenster



Zur Zeit der römischen und der fränkischen Herrschaft befand sich der Hafen von Köln am nördlichen Ende der Stadt da, wo jetzt die St. Kunibertskirche steht. Als König Dojobert regierte und Kunibert, in der Reihe der kölnischen Bischöfe der erste Erzbischof war, sah man an dieser Stelle ein Kirchlein dem heil. Klemens, dem Schutzheiligen der Schiffer geweiht. Kunibert errichtete statt dessen ungefähr um das Jahr 633 ein grösseres Gebäude mit einem Chorherren-Stift, welches bis zum 13ten Jahrhundert die Kirche des heil. Klemens hiess. Sodann baute Erzbischof Konrad von Hoesteden die jetzige Kirche, und weihte sie im Jahre 1248 dem unter die Zahl der Heiligen aufgenommenen Stifter Kunibert. 1) Später, 1376, brannte der grosse Thurm ab, 2) und wurde dann 1378 oder 1388 durch die Freigebigkeit Wichbolds, Bischofs von Culm, welcher zu Köln und Altcenberg im Exil lebte, 3) vom Kirchendach an im Spitzbogenstyl wieder aufgebaut. Es muss hierbei aber nicht mit der gehörigen Vorsicht verfahren worden seyn; denn in unseren Tagen wurde der Thurm sehr baufällig, und im Jahre 1830, wo man mit der Ausbesserung desselben beschäftigt war, stürzte er zusammen, so dass auch die anstossenden Gewölbe des Kreuzes und des Schiffs zerstört wurden. Es wäre sehr zu bedauern, wenn das auf diese Weise gar sehr beschädigte Gebäude nicht wenigstens in seinem Innern wieder ganz hergestellt würde.

Betrachten wir nun die St. Kunibertskirche in Rücksicht auf die Kunstgeschichte, und bedenken, dass sie in dem selbigen Jahr eingeweiht wurde, in welchem der Grundstein zu der Domkirche von Köln gelegt worden, so müssen wir gestehen, dass sie eins der auffallendsten und lehrreichsten Beispiele darbietet, wie lange eine ältere Kunstweise neben einer ganz neuen fortbestehen kann; denn wäre uns jene Zeitbestimmung nicht mit aller Gewissheit bekannt, so würden wir der Bauart nach die Errichtung dieser Kirche um 80 bis 90 Jahre früher setzen. Ueberdem ist die St. Kunibertskirche aber auch durch die Stellung ihrer beiden Querschiffe und ihrer drei Thürme, so wie durch ihre Glasmalereien für den Alterthumsforscher sehr wichtig. Diese Anordnung, besonders der Thürme, wurde vor und nach der Einführung des Spitzbogens bei mehreren Kirchen versucht; wir sehen daraus, wie gerne man zu der alten Gewohnheit zurückkehrte, zwei Thürme neben dem Chor anzubringen. Was die Glasmalereien betrifft, so besitzt die St. Kunibertskirche deren noch in den drei östlichen oberen Fenstern des Chors, ferner in den meisten unteren Fenstern dieses Theils und des westlichen Kreuzes. Alle diese Glasmalereien sind von der ältern Art, wie sie seit dem 12ten Jahrhundert her üblich war, wo man anfing dergleichen Malereien allgemein zum Schmuck der Kirchen anzuwenden. Nach der Abbildung, welche ich von dem mittlern obern Fenster des Chors
gebe, kann man sich einen Begriff von den übrigen machen. In den beiden anderen oberen Fenstern finden sich ähnliche Darstellungen und Verzierungen; in den unteren freilich auch viel kleineren Fenstern sieht man in jedem nur die einzelne Figur eines Heiligen, rund um mit einer breiten Verzierung umgeben. In der Zusammensetzung der Bilder und der Farben, grösstentheils auch in den Verzierungen herrscht viel Mannichfaltigkeit. Die Malerei trägt ganz das Gepräge der nahen Verwandtschaft mit der byzantinischen Kunstweise, wie es bis in das 13te und 14te Jahrhundert mehr oder weniger in allen europäischen Ländern in Mosaiken, Pergament-Bildern u. s. w. vorkömmt.

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1) Galenius, a. a. O. p. 278. Moerckens, a. a. O. p. 42 und 128.
2) Cronica d. St. Coellen, S. 2782.
3) Jongelinus, a. a. O. p. 23. Gelenius, a. a. O. p. 280, giebt irrig das Jahr 1308 an, und schreibt, statt dem Hauptthurme, die zwei Thürme am Chor dem Erzbischof Wichbold zu. Dieser starb 1398; in dem oben angeführten Werke: die Cistercienser-Abtei Altenberg, findet sich seine Grabschrift und die Abbildung seines Grabmals.

 

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Bei dem vorliegenden Fenster hat man offenbar die Absicht gehabt, dasselbe durch die Gegenstände seiner Bilder als das Hauptfenster zu bezeichnen. Es sind die wichtigsten Darstellungen des christlichen Glaubens, in Zusammenhang gebracht mit dem Stammbaum Jesse und mit verschiedenen Propheten und Engeln, welche Zettel in den Händen halten, worauf bezügliche Stellen meist aus dem alten und neuen Testamente zu lesen sind.

So bei der Verkündigung: Deus ab austro veniet. 1)
Egredietur virga ex radice Jesse. 2)
Ave Maria gratia plena. 3)
bei der Geburt: Ego dominus locutus sum et feci. 4)
Et stillabunt montes dulcedinem. 5)
Gloria in eccelsis et in terra pax hominibus. 6)
bei der Kreuzigung: Veniet desideratus cunctis gentibus. 7)
Dominus de Sion rugiet et de Jerusalem dabit vocem suam. 8)
bei der Auferstehung: Ecce dominus egredietur de loco suo. 9)
Et contremuit terra a facie ejus, et orbis et omnes habitantes in eo. 10)
bei dem in der Höhe thronenden Christus, zu dessen Füssen die Apostel und um dessen Haupt, in
Beziehung auf die siebenfache Eigenschaft des heiligen Geistes, sieben Tauben angebracht sind:
Tu solus dominus, tu solus altissimus, Jesu Christe, cum sancto spiritu, in gloria dei patris. 11)
beim Gott Vater endlich: Hic est filius meus dilectus. 12)

Bedeutende Glasmalereien von dieser ältern Art haben sich in Deutschland und auch in den übrigen Ländern nur wenige erhalten; um so glücklicher ist es, dass ich aus dem Kreise der niederrheinischen Denkmale ein Musterbild dieser Malerei geben kann, welche eins der wesentlichsten Erfordernisse zu der spitzbogigen Kirchenbaukunst ausmacht.

Es fehlt nun in gegenwärtigem Werke keins der Elemente, aus denen sich der Spitzbogenstyl entwickelte; und man kann diese Entwickelung an den historisch und technisch zusammenhängenden Denkmalen einer und derselben Gegend verfolgen, während anderwärts überall die in dieser Hinsicht belehrenden Gebäude sich nur einzeln, oft in weiter Entfernung zerstreut finden. Die Denkmale der Normandie machen für die Uebergangszeit freilich eine Ausnahme; was jedoch die frühere Zeit und die Veränderungen betrifft, welche sich in dem Rundbogenstyl ergeben haben bis der Spitzbogen eintrat, so sind diese Denkmale keineswegs so vollständig und belehrend als jene des Niederrheins.

Ein durch genaue Beobachtung von Naturgegenständen geübler Engländer, H. Whewell, Professor der Mineralogie in Cambridge, hat dieses erkannt, und ist dadurch vor Kurzem zu dem Versuch veranlasst worden, den Entwickelungsgang der Kirchenbaukunst bis zu dem Punkt, wo sich der Spitzbogenstyl vollkommen ausbildete, an den Denkmalen des Niederrheins und einiger damit verwandten Gebäuden der oberen Gegenden ohne alle Rücksicht auf die Geschichte ihrer Erbauung nachzuweisen. 13) Er hat dabei ganz

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1) Habacuc III. 3.
2) Ysaias XI. 1.
3) Lucus I. 28.
4) Ezechiel XVII. 24.
5) Amos IX. 13.
6) Lucas II. 14.
7) Aggeus II, 8.
8) Johel III. 21.
9) Micheas I. 3.
10) Naum I. 5.
11) Schluss des bekannten Hymnus angelicus in der Messe: Gloria in eccelsis etc.
12) Mathaeus III. 17.
13) Architectural Notes on German churches. Cambridge 1830. 8.

 

 

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richtig, obwohl etwas zu ausschliessend, die Wölbungsart zum leitenden Grundsatz genommen, und wie man in der Botanik und anderen Zweigen der Naturwissenschaft die Gegenstände nach gewissen Theilen und Kennzeichen bestimmt und ordnet, so hat er jene Denkmale der Baukunst zu ordnen gesucht. Das Ergebniss dieses mit vielem Scharfsinn ausgeführten Unternehmens stimmt nun sehr merkwürdiger Weise mit jenem überein, welches ich auf dem geschichtlichen und künstlerischen Wege gefunden habe. Einige Irrthümer waren bei Beobachtungen, die zum erstenmal und auf einer Reise gemacht wurden, natürlich nicht zu vermeiden; sie betreffen jedoch nur Einzelnes, und sind für die Hauptsache ohne Bedeutung.

Ausserdem stimmen mit gegenwärtigen, auf einen kleinen Kreis von Deutschland gerichteten Untersuchungen auch die zuverlässigsten anderwärts angestellten Forschungen überein, wovon ich nur jene des H. Milner in England, 1) des H. de Caumont in der Normandie, 2) des H. von Rumohr in Italien 3) und des H. Moller in Deutschland 4) erwähne. Alle treffen darin zusammen, dass der Spitzbogenstyl sich allmählig, stufenweise, so zu sagen organisch entwickelt hat; er kann also nicht durch Nachahmung einer fremden Baukunst entstanden seyn, denn in diesem Fall wäre keine solche eigenthümlichen Entwicklung zu bemerken, sondern es würden beim ersten Erscheinen jenes Styls Werke überall vorkommen, an welchen sich derselbe ganz ausgebildet zeigte; und so wird man endlich wohl einmal aufhören müssen, die spitzbogige Baukunst für eine Erfindung der Araber zu halten.

Immerhin bleibt jedoch noch die Frage, wo die spitzbogige Baukunst ihren Anfang genommen habe, und wo das System derselben entstanden sey? Diese Frage zu beantworten, wenigstens ihrer Lösung näher zu führen, werde ich in meinen Beiträgen zur allgemeinen Geschichte der Kirchenbaukunst versuchen,

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1) Treatise on the ecclesiastical Architecture of England, 1811
2) Essai sur l‘architecture religieuse du moyen age principalement en Normandie. Caen, 1825.
3) Ueber den gemeinschaftlichen Ursprung der Bauschulen des Mittelalters; auch im dritten Theil der italienischen Forschungen abgedruckt.
4) Denkmale der deutschen Baukunst.

 

 

Inhaltsverzeichniss.

Seite

Die Taufkapelle St. Martin in Bonn. Taf. I. Aeussere Ansicht............1

Die Stiftskirche St. Maria auf dem Kapitol in Köln, Taf. II. Innere Ansicht; III. Grundriss; IV. Aufriss; V. Durchschnitt; VI. Gruft; VII. Kreuzgang; VIII; Grabmal der Stifterinn; IX. Thüre...........3

Die Abteikirche St. Martin in Köln. Taf. X. Aeussere Ansicht; XI. Iter Grundriss; XII. 2ter, 3ter und 4ter Grundriss; XIII. Aufriss; XIV. Längendurchschnitt; XV. Querdurchschnitt..............7

Die Stiftskirche St. Aposteln in Köln. Taf. XVI. Aeussere Ansicht; XVII. Grundriss; XVIII. Aufriss; XIX. Durchschnitt; XX. Kreuzgang.................... 8

Die Taufkapelle an der Stiftskirche St. Georg in Köln, und mehrereTaufsteine. Taf. XXI. Grundrisse; XXII. Durchschnitt; XXIII. Taufsteine; XXIV. Taufstein in Unkel..............10

Die Abteikirche zu Laach. Taf. XXV. Aeussere Ansicht; XXVI. Grundriss..........11

Vorderseite des Altartisches in der Stiftskirche zu Komburg, bei Schwäbisch-Halle. Taf. XXVII. Vorderseite des Altartisches; XXVIII. Schmelzwerk an demselben............. ... 13

Der Kreuzgang an der Abteikirche St. Pantaleon in Köln. Taf. XXIX. Der Kreuzgang nebst zwei Thüren; XXX. Kapitäle aus dem Kreuzgang ............... ... . .14

Der Kreuzgang an der Stiftskirche St. Gereon in Köln. Taf. XXXI. Der Kreuzgang; XXXII. Säulen und Kapitäle aus demselben; XXXIII. Das Dormitorium.................. 15

Alte Wohnhäuser in Köln. Taf. XXXIV. Zwei Wohnhäuser; XXXV. Grosses Wohnhaus; XXXVI. Fenstergewände .... 16
Das Erenthor an der Stadt Köln, und das Grabmal des Erzbischofs Philipp von Heinsberg. Taf. XXXVII. Das Erenthor; XXXVIII. Das Grabmal................. 17

Die Abteikirche zu Heisterbach. Taf. XXXIX. Grundriss; XL. Aufriss der Vorderseite und Querdurchschnitt; XLI. Längenaufriss; XLII. Aufriss des Chors; XLIII. Längendurchschnitt; XLIV. Springbrunnen.......... 23

Die Pfarrkirche in Andernach. Taf. XLV. Aeussere Ansicht; XLVI. Grundriss; XLVII. Durchschnitt; XLVIII. Thüre; XLIV. Kapitäle 26

Die Stiftskirche St. Quirin in Neuss. Taf. L. Aeussere Ansicht; LI. Grundriss; LII. Längendurchschnitt..... 27

Die Pfarrkirche in Sinzig. Taf. LIII. Aeussere Ansicht; LIV. Grundriss; LV. Seitenaufriss........ 29

Das Münster in Bonn. Taf. LVI. Aeussere Ansicht.............. 30

Das Kapitelhaus und der Kreuzgang der Abtei Rommersdorf Taf. LVII. Grundriss und Durchschnitt; LVIII. Durchschnitte . 31

Klostergebäude der Abtei Altenberg bei Köln. Taf. LIX. Grundrisse; LX. Aufriss und Durchschnitt.....32

Die Stiftskirche St. Gereon in Köln. Taf. LXI. Aeussere Ansicht; LXII. Grundrisse; LXIII. Durchschnitt..... 34

Die Klosterkirche Sion in Köln. Taf. LXIV. Grundriss; LXV. Aufriss; LXVI. Durchschnitt....... 38

Die Stiftskirche St. Kunibert in Köln. Taf. LXVII. Aeussere Ansicht; LXVIII. Grundriss; LXIX. Vorderseite und Durchschnitt; LXX. Längendurchschnitt; LXXI. Querdurchschnitte; LXXII. Fenster............ 39

 

 

Quelle:

Boisserée, Sulpiz: Denkmale der Baukunst vom 7. bis zum 13. Jahrhundert am Nieder-Rhein

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Die ersten Baumeister des Kölner Doms

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Die ersten Baumeister des Kölner Doms.

 

Seit vielen Jahren forschen die Gelehrten nach dem Meister, der das herrlichste Werk der christlichen Baukunst, den Kölner Dom geschaffen: der Geist des hehren Schöpfers lebt fort in seinen wundervollen Steingebilden, aber sein Name ist untergegangen im Strome der Zeiten. Vergeblich bemühte man sich, das Andenken eines der größten Künstler aller Jahrhunderte der Vergessenheit zu entreißen; keins von den Ergebnissen der angestellten Untersuchungen war beweiskräftig genug, um mit Sicherheit den wahren Erfinder des Domplanes bestimmen zu können. Doch schienen sich manche Anzeichen zu Gunsten des berühmten Albertus Magnus deuten zu lassen, und sein Name wurde unter den Ersten genannt, wenn von den muthmaßlichen Angebern des Domplanes die Rede war. Die Meinungen schwankten zwischen dem großen Gelehrten und einem Werkmeister der kölnischen Kathedrale, dessen in einer Urkunde vom Jahre 1257 erwähnt ist. Dieses Dokument nennt ihn den magister Gerardus de Sancto Trudone, und verleiht demselben „wegen seiner Verdienste um den Dombau“ eine Schenkung auf ewige Zeiten. Seit der Auffindung dieser Urkunde hat man sich daran gewöhnt, in dem „Meister Gerhard“ den Schöpfer des Riesenplanes vom Kölner Dom zu ehren.

 

Aber dieser Dom ist nicht das alleinige Werk seines ersten Baumeisters; andere Meister sind ihm gefolgt, und haben ausgebildet, was jener ihnen vorgezeichnet, sie haben zur reichsten Blüthe entwickelt, zur höchsten Vollendung geführt, was an den Grundfesten des Baues in weniger vollkommenen Gestaltungen sich zeigt. Die Verdienste dieser spätern Männer sind wichtiger, als die meisten Bewunderer des Domes zu geben möchten, und darum freuen wir uns, die Namen der fünf Baumeister erfahren zu haben, welche am Dome von seiner Gründung an bis nach seiner Einweihung gearbeitet haben; denn unter ihnen werden sich (wenn sie, wie zu vermuthen, nicht bloßen Werkmeistern angehören) Diejenigen finden, denen wir die hohe Ehre jener reichern Ausbildung des Stiles zuschreiben können.

 

Die Entdeckung dieser Namen hat die Kunstwelt dem Herrn Richter Fahne zu Bensberg zu verdanken, einem bewährten rheinischen Forscher, der sich mit unermüdlicher Beharrlichkeit schon seit einer Reihe von Jahren dem Quellenstudium des mittelalterlichen Städtewesens widmet. Eine Frucht dieser Forschungen ist die Auffindung der ersten urkundlichen Nachrichten über die Dombaumeister von Köln; sie sind in einer kleinen Schrift niedergelegt, welche binnen Kurzem in der Buchhandlung von Dümont-Schauberg zu Köln unter folgendem Titel erscheinen wird: „Diplomatische Beiträge zur Geschichte der Baumeister des Kölner Doms und der bei diesem Werke thätig gewesenen Künstler. Mit Urkunden und architektonischen Abbildungen.“ Einer unserer Freunde, dem die Arbeit des Herrn Fahne jetzt schon bekannt ist, hat uns daraus die verehrungswürdigen Namen der ersten Dombaumeister mitgetheilt. Wir glauben, daß es unsern Fachgenossen willkommen sein wird, dieselben hier zu Iesen. Es sind folgende:

1) Heinrich Sunere od. Soynere, v.1248—1254.

2) Gerard von Rile, auch Gerard von Kettwig genannt; von 1254—1295 (vermutlich der gefeierte „Meister Gerhard“).

3) Arnold, von 1295—1301.

4) Johann, der Sohn Arnold’s; von 1301-1330 (unter ihm wurde 1322 das Chor eingeweiht).

5) Rütger, von 1330-1332.

 

Diese fünf Namen sind durch Urkunden aus den kölnischen Schreinen (den alten Hypothekenbüchern) belegt; von dem Jahre 1332 an fehlen die Urkunden bis in die zweite Hälfte des 14. Jahrhunderts. Dann werden noch als Dombaumeister bezeichnet: im Jahre 1368 Meister Michel; im Jahre 1412 Andreas von Ewerdlinge; von 1433-1452 Nikolaus von Buere; von 1452 bis 1468 Konrad Kvene. Außerdem werden noch 50 ausgezeichnete Steinmetzen und Werkmeister des Doms und mehrere kölnische Künstler aus der Hauptperiode dieses Baues namhaft gemacht.

 

Vielleicht wird sich aus den Dokumenten von Hrn. F’s Werkchen auf den Antheil schließen lassen, den die einzelnen Meister an dem bewunderungswürdigen Bauwerke haben, das unter den herrlichen Monumenten des Mittelalters als das herrlichste gepriesen wird. -S.

 

 

 

Quelle: Allgemeine Bauzeitung (Wien) 8.1843 S. 42

 

Die Zeitschrift liegt in der digitalen Bibliothek des Münchner Digitalisierungszentrums eingescannt vor und ist über folgenden Link dort zugänglich:

 

https://www.digitale-sammlungen.de/de/view/bsb10479227?page=52