Torfabbau in Königslutter

Die Wohnung muss warm sein!

 

Der Rieseberg blieb lange Zeit ein Eichenwald und war als Quelle für Bau- und Brennholz wichtig. In einer Beschreibung der Königslutterer Forst von 1738 wurden 4576 Eichen gezählt. Durch die dauernden Streitigkeiten zwischen den Gemeinden Rieseberg und Lauingen, dem Amte Königslutter und den adligen Höfen in Lauingen und Bornum, die bis zur Teilung des Rieseberges die Waldwirtschaft gemeinsam betrieben, wurde der Waldbestand zunehmend verwüstet.

Danach war der Elm als Spender für Brennholz wichtig. Die Bewohner hatten Holzrecht im Lauingerode. Bevorzugte Holzart im Elm war die Buche, da sie schneller wuchs als Eiche und damit den Bedarf an Brennholz schneller decken konnte. Holzkohle war nur dem fürstlichen Berg- und Hüttenwerke vorbehalten.

Das Rieseberger Moor war immer ein siedlungsfeindlicher Raum, dennoch war es bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts für die Lauinger lebenswichtig. Ein dichter Urwald aus Erlen und Weiden und der Sumpf machten das Moor bis ins 18. Jahrhundert hinein unzugänglich. Kein Weg führte hindurch. In der Jungsteinzeit war das Moor ein Ort, wo aus religiösen Gründen Opfer dargebracht wurden. Dies beweisen uns die bronzezeitlichen Schwurringe, die 1818 im Lauinger Teil beim Torfstechen gefunden wurden. Der Torfkörper ist 2-3,20m mächtig. Nachdem im 16./17. Jahrhundert die Randgebiete nach und nach entwässert wurden, konnten sie als Viehweiden genutzt werden. Schon 1605 begannen planmäßige Entwässerungsarbeiten. Das Moor wurde mit einem Graben durchzogen, damit „das überflüssige Wasser bei nassen Sommertagen seinen Abgang habe“. Das Moor galt als „stattliches Mastgehölz“, in dem „etzliche hundert Schweine feist werden konnten“. Mit der Austorfung des Moores wurde im 18. Jahrhundert begonnen. Herzog Karl I. erließ den Befehl dazu, um die Holzbestände der Wälder für andere Zwecke zu schonen. 1743 wurden zum Abbau geeignete Torfvorkommen festgestellt, u.a. 20 Morgen im Lauinger Bruch, 17 Morgen im Rieseberger Bruch, 33 Morgen an der Puritzmühle, 10 Fuß tief, und das große „Fahle Moor“ (das heutige Naturschutzgebiet), „wo guter Torf in 6-8 Fuß Tiefe rings um eine mitten im Moor gelegene Insel, der Wulffsberg, genannt, vorkäme“. Das gesamte Torfgebiet zwischen Königslutter und der Puritzmühle war aber viel größer. Es umfaßte 370 Morgen. 1744 wurde mit dem Austorfen angefangen. 1756 entwarf der Hauptmann Lutterloh einen Plan für die Entwässerung.


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Die zu ziehenden Torfgräben sollten in den Graben der Puritzmühle abfließen und dieser das Wasser bei Ochsendorf in die Schunter bringen. 1754 waren die Anlagen fertig. Die Breite des Torfkanals betrug 16 Fuß (4,50 m), die Tiefe 8-10 Fuß (2,50 m). Die davon ausgehenden Torfgräben waren 1 m tief und 2 m breit. Der Torfkanal sollte durch die Sipserihe bis zur Schunter weitergeführt werden, um den Torf dann mit 36 Fuß langen Schiffen nach Braunschweig zu bringen. 1754 berichtete der Hauptmann Lutterloh, dass der Torfkanal ausgehoben und zwei Schiffe zum Abfahren des Torfes fertig wären. Aber Schiffe haben Braunschweig nie erreicht, da der Ausbau der Sipserihe und der Schunter unterblieb. So schüttete man neben dem Moorkanal (A in der Abbildung) einen Damm C auf und brachte mit Fuhrwerken den Torf nach Königslutter oder zum Herrschaftlichen Kalkofen im Rieseberg (Weg dorthin = D in der Abbildung). Dort befand sich ein Schuppen, in dem der Torf gelagert wurde, bevor er zum Kalkbrennen benutzt wurde. Der ehemalige Damm ist heute noch vorhanden, wenn auch sehr verwachsen und versumpft. Er ist der einzige Weg durch das Moor von Rieseberg nach Königslutter. Durchschnittlich wurden jährlich 900 Fuder Torf aus dem Rieseberger Moor geholt, das waren in den Jahren von 1744 bis 1776 insgesamt 29100 Fuder. Abgetorft wurden das Gebiet südlich der Puritzmühle und die Flächen neben dem Hauptkanal.

 

Mit der Abtorfung waren die Weideberechtigten des Moores gar nicht einverstanden. Das waren die Stadt Königslutter und die Gemeinden Lauingen und Rieseberg. Sie führten an, daß durch die falsche Torfbewirtschaftung, die hier angewandt wurde, die ausgetorften Flächen dann nicht mehr zur Nutzung als Weide gebraucht werden konnten. Das Moor wurde etwas entwässert, der Torf ca. 1 Meter tief, bis Wasser kam, abgebaut. Der mit Wasser gefüllte Stich wurde verlassen und an anderer Stelle ein neuer begonnen. So entstand ein grundloser Sumpf, der für eine Beweidung unbrauchbar war. Infolge der Proteste wurde 1776 der Torfstich eingestellt. 1801 wurde er aber wieder aufgenommen. Nach dem Zusammenbruch des Königreiches Westfalen, der napoleonischen Zwangsherrschaft in unserem Lande, befahl die Herzogliche Regierung 1814 wegen der gestiegenen Holzpreise und um die Forsten zu schonen, die Ausdehnung der Torfgewinnung. Zur Torfabfuhr diente wie bisher der von Norden nach Süden verlaufende Hauptdamm, dessen Unterhaltung die Gemeinde Lauingen und die Stadt Königslutter gemeinsam übernahmen, während die Gemeinde Rieseberg für den Abzug des Wassers sorgte. Nun wurde das Gelände so hergerichtet, dass es wieder beweidet werden konnte: Die Torfstiche wurden nach der Austorfung entwässert, planiert und mit Rasen belegt. 1817 wurden bereits drei Millionen Stück Torf aus dem Bruch zwischen Lauingen und Rieseberg nach Braunschweig geliefert. Von der Mitte des
19. Jahrhunderts an wurde nur noch wenig Torf gestochen, da der jetzt vermehrt einsetzende Abbau der Braunkohle bei Helmstedt den Absatz des Torfes sehr verringerte. Die Bauern holten sich noch teilweise ihren Hausbrand aus dem Moor, besonders in Kriegs- und Nachkriegszeiten, als das Geld knapp und die Kohle teuer war. So konnte man auch nach dem 2. Weltkriege noch Torfstecher am Werke sehen.

 

Mit dem Abbau von Braunkohle in Runstedt und Alversdorf verbesserte sich auch die Versorgung mit Brennmaterial. Das Verkaufsrecht lag zuerst bei den zwei zugelassenen Kohlenhändlern.

 

Später wurde direkt mit Pferdegespannen zur Brikettfabrik gefahren, um lose Kohle zu holen. Die Kohle musste anfangs mühsam mit der Hand aufgeladen werden.

 

Nach 1946 deckten Holz, Braunkohle, -briketts und Schwelkoks den Heizbedarf der Privathaushalte. Sie wurden angeliefert oder von Selbstabholern aus Brikettfabrik oder Schwelwerk im Braunkohlen-revier Schöningen bezogen. Heute wird überwiegend mit Öl und Gas geheizt. Dazu verbrennen nicht wenige Hausbesitzer Holz aus Rieseberg und Elm, was sie in ihrer Freizeit selbst einschlagen.


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Das Rieseberger Moor nach einer Karte von F. Brandes

 

Veröffentlicht in: Chronik des Dorfes Lauingen  854 - 2004   Seite 103-105

Heimat- und Kulturverein Wi von de Zipperie e.V.

Herstellung und Verlag: Meiling Druck, Haldensleben

 

 

 

 


1000 Jahre Beienrode 980-1980

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Verse, Fotos und Texte Heinz Hertel, Beienrode

Der Salzberg in Beienrode

Wir haben ein Barometer
es zeigt uns das Wetter an
Es liegt auf grüner Weide
beim Dorme gleich nebenan

Das Salz auf dem Berge wird weißer
rnit jedem Sonnerıstrahl
Die Salzterassen leuchten
hinunter weit ins Tal

Doch wird es feucht und kommt Regen
ist alles Weiße bald weg.
Dann lıegt da zwischen den Hügeln
ein großer schwarzer Fleck

So geht es das ganze Jahr über,
zwischen schwarz und weiß hin und her
Wir haben ein Barometer,
das gibt es hier sonst nicht mehr.



Quelle: Das Moosholzmännchen Nr. 159/1983 S. 19

Anmerkung:  Das Foto des Salzbergs wurde durch eine Aufnahme von 2007 ersetzt.

 

 

 

 

 

BfS-Infomobil in Königslutter

Königslutter. Das Infomobil des Bundesamtes für Strahlenschutz (BfS) macht am 05. Juli Station auf dem Wochenmarkt in Königslutter (Marktplatz). Von 8:30 bis 13 Uhr können sich Bürger über die Endlager für radioaktive Abfälle in Morsleben und in der Asse informieren. Für Fragen stehen Mitarbeiter von Info Morsleben und Info Asse zur Verfügung. Das BfS zeigt Animationen und Filme zum Stilllegungsprozess der Endlager Morsleben und Asse sowie zum aktuellen Stand der Arbeiten. Mit einer multimedialen Anwendung können sich Besucher ein Bild von den beiden Anlagen machen.

 

Quelle: Helmstedter Blitz   Mittwoch, den 13. Juni 2012 Seite 6