öffentliche Stadtführungen in Schöningen

Wassermaid auf dem Marktplatz in Schöningen am 11.08.2012
Wassermaid auf dem Marktplatz in Schöningen am 11.08.2012

Die Stadt Schöningen  bietet in Zusammenarbeit mit dem Verkehrsverein an jedem ersten Sonnabend im Monat um 14 Uhr öffentliche Stadtführungen an. Treffpunkt ist an der Wassermaid auf dem Marktplatz. Die Führungen dauern etwa zwei Stunden und kosten pro Person 2 Euro. Treffpunkt ist an der Wassermaid auf dem Marktplatz. Die nächste Führung ist am 1. September. Eleonore Zumbeck bittet als Herzogin Anna Sophie ins Schloss Schöningen. Während der Besichtigung erfahren Sie viel Klatsch und Tratsch aus der Blütezeit des einst so bedeutenen Schlosses. Am 6. Oktober ist das alte Stadtbild Schöningen Thema der Führung von Elke Stern: Wie sah Schöningen im Mittelalter aus? Was können uns die alten Straßen noch sagen? Die letzte Führung in diesem Jahr wird Petra Habermann übernehmen. Am 3. November geht es in das Heimatmuseum, wo man vor schlechtem Wetter sicher ist. Auch 2013 wird das Angebot mit immer wieder unterschiedlichen Themenführungen fortgesetzt. Unser Bild zeigt die Gästeführerinnen Petra Habermann, Julia Sabin und Elke Stern an der Wassermaid. Eleonore Zumbeck fehlt.

Quelle: Stadtspiegel 20. Jg.  11. August 2012  15/2012  Seite 7

Das Wort zum Ort

Alte Geschichte
Schöningen. Jede Stadt hat eine Geschichte, die verbunden ist mit Menschen, Gebäuden und Betrieben. Auf die Spur dieser Geschichte begeben sich die Schöninger Kirchen auch in diesem Jahr wieder. Unter dem Thema „Geschlossene Betriebe unserer Stadt“ geht es auf eine Zeitreise, die erschließt, was sich hinter den Mauern abspielte und welche Bedeutung die Betriebe auch für die Entwicklung unseres Ortes hatten. In Schöningen siedelten sich viele unterschiedliche Betriebe an, durch die das Leben der Menschen iın Ort geprägt wurde. Heute erinnern oft nur noch die Gebäude oder Straßennamen daran. Daneben gibt es immer auch einen geistlichen Impuls und musikalische Beiträge.
Der erste Treffpunkt ist am Donnerstag, 6. Juni, um 18 Uhr an der Saline. Danach geht es zum Schöninger Bahnhof und zum früheren Molkereimaschinenhersteller Ahrens und Bode. Abgeschlossen wird das Wort zum Ort am 27. Juni an der ehemaligen Damastweberei im Westendorf.

Veröffentlicht in:
Helmstedter Sonntag vom 02. Juni 2013  S. 15

Hinweis: Weitere Informationen gibt es auch beim Verkehrsverein Schöningen e.V.

 

Restaurierung Chor der St. Lorenzkirche in Schöningen

Die Wandmalereien von Adolf Quensen im Chor der St. Lorenzkirche in Schöningen werden derzeit restauriert. Die Grundlage dafür bildet eine detaillierte Bestandsaufnahme zum Erhaltungszustand und ein entwickeltes Konzept zur Konservierung und Restaurierung.

 

Interessierte können diese Arbeit von Barbara Hentschel an der HAWK Hildesheim/Holzminden/Göttingen aus 2001 als E-Publication unter folgendem LINK einsehen:

http://dx.doi.org/10.5165/hawk-hhg/epublication/6

 

Der Bau der St. Lorenzkirche und einige Kapitelle dieser Kirche weisen nach Erwin Kluckhohn einen ganz engen Anschluß und unmittelbare Beziehungen zum Kaiserdom in Königslutter hin, denn es handelt sich um den gewölbten Umbau des Chores einer Kirche des frühen 12. Jahrhunderts. Auch die Gliederung der Apsis läßt dieses erkennen. Die Kapitelle des Portals (Nr. 84 und Nr. 85 bei Kluckhohn) sind dem Kreuzgangskapitell Nr. 49 in Königslutter besonders durch das windbewegte Blatt in der oberen Zone verwandt.

Weitere Vergleiche sind in der Dissertation Kluckhohns enthalten --> siehe >Bildergalerien >Kapitelle Innen bzw. >Kreuzgangskapitelle sowie >Gesamtschule Europa

paläon auf der ITB

Schöningen. Das niedersächsische Forschungs- und Erlebniszentrum Schöninger Speere präsentiert sich auf der Internationalen Tourismus Börse (ITB) 2013. Ab Mai können Besucher dann im Schöninger paläon eine Reise zurück in die Zeit vor rund 300.000 Jahren erleben.
Im Mittelpunkt des Forschungs- und Erlebniszentrums stehen die weltbekannten Schöninger Speere, die das Bild menschlicher Vorfahren in der Altsteinzeít revolutioniert haben und wohl zu den zehn wichtigsten archäologischen Funden der Menschheitsgeschichte zählen.
Die interaktive Ausstellung mit ihren spannenden Geschichten rund um den archäologischen Sensationsfund beweisen, dass Wissenschaft und Unterhaltung keinen Widerspruch darstellen.
Im paläon wird archäologische Forschung hautnah erlebbar gemacht.
Neben der Ausstellung mit interaktivem Besucherlabor und der spektakulären Architektur des Gebäudes lädt die großzügige Parkanlage mit Wildpferd-Herde, Erlebnisspielplatz und Café mit Sonnenterasse zum Verweilen ein. Angesprochen ist eirı vielfältiges Publikum, von Schulklassen und Studentengruppen über Touristen bis hin zu Familien und Fachleuten.
Im Rahmen der weltweit führenden Tourismus- und Reisemesse präsentiert sich das paläon mit einem eigenen Stand in Berlin.
Dort können sich die Besucher schon im Vorfeld über eines der derzeit wohl spannendsten und innovativsten Ausstellungsprojekte Deutschlands informieren.


Veröffentlicht in:
Helmstedter Sonntag Nr. 9 vom 03. März 2013  S. 15


paläon - das Forschungs- und Erlebniszentrum Schöninger Speere

Die Archäologische Kommission für Niedersachsen am 16.06.12 auf Tagungsexkursion zum Paläon
Die Archäologische Kommission für Niedersachsen am 16.06.12 auf Tagungsexkursion zum Paläon

Das FEZ bekommt einen Namen
Richt- und Volksfest wird im Juni gefeiert
von Katharina Olbrisch


Schöningen. Der Countdown läuft. Natürlich kann noch nicht genau gesagt werden, wann das Freizeit- und Erlebniszentrum Schöninger Speere (FEZ) fertig gestellt sein wird. Für irgendwann im Frühling 2013 ist aber die Einweihung angesetzt. Bis es soweit ist, können wöchentlich neue Veränderungen an dem Gebäude, das in einem Jahr die ältesten, vollständig erhaltenen Jagdwaffen der Welt präsentieren wird, beobachtet werden.
„Die Baumaßnahmen schreiten gut voran und wir befinden uns genau im Zeitplan“, berichtet Henry Bäsecke, Bürgermeister der Stadt Schöningen.
Besucher der Baustelle werden mittlerweile eindeutig die imponierenden Ausmaße des Zentrums erkennen können. Dennoch ist es schwer vorstellbar, dass zwischen den Irrgärten aus Gerüsten und Trägern bald erhoffte 100.000 Besucher pro Jahr schlendern sollen. Zwar sind alle Bodenplatten gelegt und auch einige Außenwände stehen bereits - vor allem das weiter hinten liegende Gebäude (siehe Foto unten) sieht schon beinahe fertig aus - aber insgesamt ist noch viel zu tun.
„Noch befindet sich das Gebäude in den Rohbauarbeiten“, erklärt der Bürgermeister. Und auch das Dach wartet noch auf Fertigstellung. Aber schon jetzt läuft die Planungsphase für das Richtfest, das am 11. Juni gefeiert werden soll, auf Hochtouren. Anders als bei der Grundsteinlegung, zu der im Februar „nur“ politische Vertreter geladen waren, soll das Richtfest als ein Volksfest gefeiert werden. „Speziell die Bürger sind eingeladen“, betont Bäsecke. Da die Planungen noch nicht abgeschlossen sind, verneint der Bürgermeister feste Zusagen in Bezug auf das Rahmenprogramm. Nur so viel kann bereits jetzt schon gesagt werden: es soll ein großes Zelt errichtet werden und für das leibliche Wohl wird es Bratwürste geben. Weiter hofft der Bürgermeister, dass neben generell zahlreichen Politikern auch die niedersächsische Ministerin, Professorin Dr. Johanna Wanka, anwesend sein wird. Und noch etwas kann mit Gewissheit gesagt werden: Wenn das Richtfest gefeiert wird, steht auf jeden Fall der neue Name des Zentrums fest.
Bisher war der Arbeitstitel des Projekts „Forschungs- und Erlebniszentrum Schöninger Speere“. Im Zuge eines Wettbewerbs wurde die Bevölkerung aufgerufen, Namensvorschläge für das FEZ einzureichen. Mehr als 200 Vorschläge sind daraufhin bei der Hamburger Agentur für Öffentlichkeitsarbeit  „Dederichs Reinecke & Partner“ eingegangen.
Am Mittwoch, 25. April, um 12.15 Uhr werden Helmstedts Landrat Matthias Wunderling-Weilbier und Dr. Wolf-Michael Schmid, Vorsitzender des Fördervereins Schöninger Speere - Erbe der Menscheit, zusammen mit dem Bürgermeister von Schöningen den neuen offiziellen Namen vorstellen und den Sieger des Wettbewerbs bekannt geben.


Seit der Grundsteinlegung hat sich viel getan und der Schöninger Bürgermeister Henry Bäsecke kann sich über ein gutes Voranschreiten der Bauarbeiten freuen. Doch trotz der teilweise aufgestellten Außenwände bedarf es noch einiges an Fantasie, um sich vorzustellen, wie das Gebäude, das bald Aushängeschild Schöningens und des gesamten Landkreises sein wird, in einem Jahr aussehen soll. Von Woche zu Woche nimmt das Freizeit- und Erlebniszentrum Schöninger Speere beeindruckendere Ausmaße an.    

Fotos: K. Olbrisch


Veröffentlicht in Helmstedter Sonntag vom 22.04.2012 Seite 1

 

 

Einfügungen:

Jagdwaffen vor 400000 Jahren:

Förderverein Schöninger Speere - Erbe der Menschheit e.V.:   http://www.erbedermenschheit.de


Weitergehende Informationen:


http://www.denkmalpflege.niedersachsen.de/portal/live.php?navigation_id=12673&article_id=55582&_psmand=45


http://www.archaeologieportal.niedersachsen.de/schoeningen/

 

Die Urmenschen vor 400000 Jahren:

Förderverein Bilzingen World Culture Monument e.V.:  http://home.arcor.de/Cernunnus/foerderverein1.html

 

Der Homo erectus  - seine Kultur und Umwelt

http://www2.uni-jena.de/philosophie/bilzingsleben/textd.htm

 

 

http://www.geo.uni-tuebingen.de/arbeitsgruppen/urgeschichte-und-naturwissenschaftliche-archaeologie/grabungen/deutschland/schoeningen.html

 

 

 

 

Nicht nur für das Paläon, auch für das Umland ...

Foto Katharina Olbrisch  im Helmstedter Sonntag Nr. 38 Seite 16
Foto: Katharina Olbrisch

 

Nicht nur für das Paläon, auch für das Umland sollen sich die „100.000 bis 120.000 Besucher“ interessieren, die ab dem kommenden Frühjahr in der Stadt Schöningen erwartet werden, so die Zielformulierung von Thomas Kempernolte. Gemeinsam mit dem Naturpark Elm-Lappwald und der Stiftung Braunschweigischer Kulturbesitz hatte er bereits bestehende Wanderwege durch den Elm neu erschlossen und zu verschiedenen Längen und Schwierigkeitsgraden konzipiert. Vergangene Woche wurde der Familienwanderweg von Henry Bäsecke eröffnet. Mehr über den Verlauf und die Länge der Strecke gibt es im Internet unter www.helmstedter-sonntag.de zu lesen.   Foto: Katharina Olbrisch

Veröffentlicht in:
Helmstedter Sonntag Nr. 38 vom 23.09.2012 S. 16



zum Thema Fusion mit Wolfsburg

SPD sieht keine Alternative zu einer Fusion mit Wolfsburg
Die Schulden sind das eine, die Demographie das andere


SCHÖNINGEN (nj)  ln der vergangenen Woche hatte die SPD Schöningen in den Herzoginnensaal des Schlosses geladen, um gemeinsam mit Landrat Matthias Wunderling-Weilbier einige wichtige Fragestellungen zum Thema Fusion mit Wolfsburg zu erörtern.
Sehr viel Neues, so kann gleich vorweg genommen werden, gab es nicht zu berichten von Seiten des Landrates. Dennoch gestaltete sich die Abendveranstaltung der eine ähnlich gestrickte am darauffolgenden Tag in Vorsfelde folgen sollte, keineswegs langweilig. Ganz im Gegenteil: Deutlich wie selten zuvor erklärte Wunderling-Weilbier: „Es gibt keinen Landkreis in Niedersachsen, der vergleichbar schlecht dasteht“. Zudem habe man nach wie vor die groBe Sorge, dass die E.ON sich irgendwann gänzlich aus der Region verabschieden könnte. Bei einem Gesamtschuldenstand von Kommunen und Kreis zusammen der sich in den nächsten Jahren von 304 Millionen auf 378 Millionen Euro erweitern wird, sehe er schwarz. Aber: „Die Schulden sind das Eine. Was genauso dramatisch wirkt, ist der demographische Faktor.“ Die kommunalen Spitzenverbände sprachen davon, so der Landrat, dass ein Landkreis mindestens 150.000 Einwohner haben sollte, damit der Landkreis sinnvoll die Versorgung mit allem Notwendigen sicher stellen kann — der Landkreis Helmstedt sei bereits aktuell von diesen Zahlen weit entfernt — und bedenke man den weiteren Bevölkerungsrückgang, erfülle man dieses Idealbild nicht einmal zur Hälfte. Allein die derzeit 900 leerstehenden Wohnungen in Schöningen sprächen eine deutliche Sprache.
Und, das bekräftigte Wunderling-Weilbier: Das Angebot komme aus Wolfsburg. Die Gifhorner hätten klar Position bezogen, derzeit keine Fusion zu wollen. Und allein durch den kommunalen Finanzausgleich würde viel Geld in die Region fließen - derzeit zahlt Wolfsburg rund 75 Millionen Euro irn Jahr für den kommunaIen Finanzausgleich. Würde Helmstedt mit dazugehören, so blieben einige Millionen mehr übrig, die direkt in den Landkreis fließen würden. Nun habe man zwei hochkarätige Verfassungsrechtler damit beauftragt, die Machbarkeit zu prüfen. Denn die Zeit drängt. Die „Hochzeitsprämie“ gäbe es nicht ewig. Bis zum 31. März 2013 müsse man den Beschluss fassen — dann habe man fünf Jahre Zeit, die Details zu klären.
Hans Jürgen Friedrichs, Bürgermeister des  Ortsteils Reislingen-Neuhaus, der ebenfalls als Referent geladen war, konnte die Sorgen der Bürger verstehen: In seinem Ort war das Bedenken seinerzeit genauso. Und „ich glaube in Fallersleben hatte man damals sogar schwarz geflaggt“. Doch aus heutiger Sicht würde wohl kaum ein Fallersleber wieder zum Landkreis zurück wollen — genausowenig, wie es ein Vorsfelder wollen würde. Zu positiv seien die Einflüsse von Wolfsburg, auch, wenn man „nur“ einen Ortsrat habe, da man ja nur Ortsteil sei.
Die Ortsräte, so Jürgens, werden angehört. Man habe zwar selbst keine echte Entscheidungskraft, aber man werde von Wolfsburg sehr ernst genommen, auf Wünsche werde eingegangen. So bekomme der kleine Ort nun einen Allwettersportplatz, da man sich seitens des Ortsrates darum bemüht hatte.
Dass eine Aufteilung des Landkreises keine Option sei, stellte Matthias Wunderling-Weilbier noch einmal dar:
Braunschweig würde vielleicht, wenn sie denn könnten: Aber selbst die 35 Millionen Euro Schulden von Schöningen wären schon zu viel für die Stadt, wie, so der Landrat, auch Oberbürgermeister Gert Hoffmann erklärte.

Landrat Matthias Wunderling-Weilbier sieht, ähnlich wie die SPD in Schöningen, keine derzeit gangbare alternative Zukunftsplanung als eine Fusion mit der Stadt Wolfsburg.


Veröffentlicht in:
Helmstedter Blitz  Nr. 49/38. Jahrgang, 05.Dezember 2012  S.1




Das Holzfest zu Schöningen

Das Holzfest zu Schöningen,
am 11ten Mai d. J.

Die Leser des Magazins wollen es sich gefallen lassen, in die Reihe der Aufsätze ernsteren Inhalts, welche durch diese vaterländischen Blätter in reicher Auswahl Ihnen geboten werden, die kurze Beschreibung einer Festlichkeit, die zunächst Erheiterung bezweckte, eintreten zu sehen.
Seit einigen Jahren ist es üblich, daß an einem schönen Frühlingstage die Schulkinder in Schöningen, von ihren Lehren begleitet, nach dem in mäßiger Entfernung von der Stadt liegenden Gehölze des Elms sich begehen, um hier auf einem freien, geräumigen Platze mehrere Stunden sich zu vergnügen. In dem laufenden Jahre war der elfte Mai für die bezeichnete Holzpartie ausersehen. Die Tags vorher erfolgende Ankündigung dieser Bestimmung erregte in den einzelnen Schulen und Classen außerordentliche Freude, und verbreitete sich von hier aus bald durch die ganze Stadt.
Die Musiker hiesigen Orts wurden aufgefordert, durch Ausübung ihrer Kunstfertigkeiten den Genuß, welchen man sich versprach, erhöhen zu wollen und sie erklärten sich, obwohl sie auf ein Honorar für ihre Bemühungen nicht rechnen durften, mit edler Uneigennützigkeit bereit, der an sie gerichteten Einladung Folge zu leisten. Mit den frohesten Erwartungen sah man demnach dem folgenden Tage entgegen.
Als er erschienen und die Stunde des Auszuges näher gerückt war, verschwand jede Besorgniß, daß etwa, wie es wohl früherhin geschehen, durch die Ungunst des Wetters oder anderweitige Störungen das Vergnügen, welches dieser Tag herbeiführen sollte, vereitelt werden möchte.
Nachmittags zwischen ein und zwei Uhr setzte sich der Zug der Schulkinder von dem Knabenschul-Gebäude aus in Bewegung. Die Kleinen, welche die Elementarschule besuchen, eröffneten den Zug, an sie schlossen sich die Kinder aus der Freischule und hinter ihnen gingen die Knaben der dritten, der zweiten und der ersten Classe unsrer Bürgerschule. Von dem Töchterschul-Gebäude her kamen den Zug beschließend die Mädchen in gleicher Classenfolge. Gegen fünfhundert Kinder wanderten in ihrem Sonntagsschmuck mit freudestrahlendem Antlitz durch die Stadt, dem Holze zu. Gewiß keines ließ in Erwartung der lange ersehnten Belustigungen die Anstrengung des Weges sich verdrießen, obwohl das beständige Steigen bis zum Holze den Kleinen insonderheit beschwerlich werden mochte. An dem Bestimmungsorte angelangt, wollten die Kinder nicht lange Zeit der Ruhe pflegen. Bald zerstreueten sie sich in größeren oder kleineren Grupppen nach verschiedenen Richtungen hin. Viele begaben sich tiefer in das Gehölz, pflückten Blumen und Laubwerk, um Kränze zu winden und mit ihnen der Lehrer Hüte zu schmücken. Andere sammelten sich zu gemeinschaftlichen Spielen; wieder Andere traten zusammen und sangen unter des Lehrers Leitung eingeübte Lieder. Die Musik ertönte und bot Tanzlustigen willkommene Gelegenheit, ihrer Neigung zu folgen. Nach und nach trafen Aeltern und Angehörige der Kinder in immer größerer Zahl ein, und gaben diesen, welchen der von ihnen mitgebrachte Proviant meistens ausgegangen war, reichlichen Ersatz. Manche der Erwachsenen verschmähten es auch nicht, an den Spielen der Kinder thätigen Antheil zu nehmen. So wurde die hier herrschende Heiterkeit immer aIlgemeiner, immer größer und zu schnell verfloß die Zeit des Beisammenseins an diesem Vergnügungsorte. Um sieben Uhr indeß wurde von den Musikern zum Rückzuge geblasen.
Die Kinder sammelten sich und verließen singend und jubelnd, die Musik an der Spitze des Zuges und von einer recht großen Zahl Erwachsener umgeben, den Schauplatz ihrer Belustigungen. Viele Kinder trugen, als sichtbares Zeichen der Erinnerung an diesen Tag, einen Baumzweig, andere nahmen andere Erinnerungszeichen mit sich. In der Stadt gab es wohl nicht ein Haus, in welchem nicht die Menschen an Thür und Fenster gekommen wären und dieses Zuges fröhlicher Kinder sich gefreuet hätten. Auf dem Marktplatze, bis wohin die Musiker unverdrossen und nur mit kurzen Unterbrechungen blasend dem Zuge vorangegangen waren, löste dieser sich auf und die Menge verlief sich.
Zum Schlusse dieses Schulfestes sangen noch die von Herrn Cantor Staats trefflich eingeübten Schüler der ersten Knabenclasse unter ihres Lehrers Leitung mehrstimmige Lieder, insonderheit nach Conradin Creuzer’s Compositionen, so das Rheinlied von Becker, die Capelle von Uhland u. A.
Es gewährte demnach dieser Tag, an welchem man zunächst darauf bedacht war, der Schöninger Jugend Erholung und Erheiterung zu verschaffen, auch den Erwachsenen mehrfachen Genuß, und mit Sicherheit läßt sich annehmen, daß das näher geschilderte Holzfest Allen, die in irgend einer Weise daran Theil genommen, ein Gegenstand angenehmer Rückerinnerung bleiben werde.



Veröffentlicht in:
Braunschweigisches Magazin 1841  21. Stück vom 22. Mai 1841  S. 169-171





Bürgerstiftung Ostfalen engagiert sich

Bücherei Hoiersdorf
Bürgerstiftung Ostfalen engagiert sich

Viele Kinder empfinden das Lesen nicht mehr als Spaß, sondern als lästige Pflicht. Häufig genug sind Schulprobleme und erhebliche Nachteile für die spätere berufliche Laufbahn damit verbunden, dass immer mehr Mädchen und Jungen Schwierigkeiten beim Lesen haben. Dem entgegenzuwirken, hat sich die Bürgerstiftung Ostfalen für die Landkreise Helmstedt und Börde zur Aufgabe gemacht. ln vielen Orten der beiden Kreise findet seit mehreren Jahren das „Projekt Vorlesetraum“ eine Bühne.

Hoiersdorf. Seit Oktober 2008 findet auch in der Bibliothek Hoiersdorf im Rahmen der Aktion eine wöchentliche Vorleserunde statt. Dabei können die teilnehmenden Kinder in die spannende Welt der Bücher abtauchen und ihrer Fantasie freien Lauf lassen - ein wichtiger Faktor fiir die Entwicklung der Kreativität und der Persönlichkeit. Als Anerkennung für ihr fleißiges Lesen erhalten die Kinder nach zehn Teilnahmen ein eigenes Buch.

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Jetzt bekam der Vorlesekreis Besuch von Heike Latuszek und Joachim Traumann von der Bürgerstiftung Ostfalen. Gemeinsam mit Schöningens Bürgermeister Henry Bäsecke übergaben sie neue Bücher an die kleine aber wohl sortierte Bibliothek in der Grundschule, die von Regina Rademacher geführt wird. Begeistert nahmen die Hoiersdorfer Leseratten die Literatur in Empfang.
„Das Projekt liegt uns sehr am Herzen“, so das Kuratoriumsmitglied Joachim Traumann. Die Stiftung habe die Bücherei Hoiersdorf darüber hinaus bereits mit einer Zuwendung in Höhe von 1000 Euro unterstützt.
Die Bürgerstiftung Ostfalen startete im Jahr 2005 das Vorleseprojekt in Niedersachsen und Sachsen-Anhalt. Ziel war und ist es, Kindern die spannende Welt der Bücher zu erschließen. Seitdem hat sich die von der Stiftung geförderte Initiative erfolgreich in den Kreisstädten Helmstedt und Haldensleben etabliert. 30 Ehrenamtliche engagieren sich derzeit in 20 Einrichtungen. Weiterhin wird auch in Ausleben, Beendorf, Erxleben, Oschersleben, Schöningen, Jerxheim, Söllingen und Weferlingen vorgelesen. Interessierte Ehrenamtliche oder Einrichtungen, die sich gern an dem Projekt beteiligen möchten, können sich jederzeit gern bei uns melden“, berichtete Heike Latuszek. Unter 0 53 51/4 17 87 steht sie gem für Fragen und Anmeldungen zur Verfiigung.

Bürgermeister Henry Bäsecke, Heike Latuszek, Regina Rademacher und Joachim Traumann (v. l.) mit den Kindern, die am Projekt „Vorlesetraum“ teilnehmen



Quelle:  Stadtspiegel  28.07.2012  Seite 10






Ueber die Salzwerke bey Schöningen

Gelehrte Beiträge zu den Braunschweigischen Anzeigen.
88stes Stück
Sonnabends, den 11. November, 1786.

Ueber die Salzwerke bey Schöningen
                     

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Ich eile, Ihnen, teurster Freund, von einer angenehmen Lustreise Nachricht zu ertheilen; die ich noch in diesen heitern und angenehmen Herbsttagen angestellt habe. Sie wissen ja, daß ich alles Angenehme dieses Lebens so gern mit Ihnen teile, und manches Vergnügen, daß ich genieße, bloß in Beziehung auf Sie genieße. Auch wissen Sie, daß ein angenehmer Herbsttag ganz besondere Reize für mich hat, die durch die bunten Farben, worin sich die Blätter der Bäume nach und nach verwandeln, und durch den lachenden Anblick der mancherley Obstarten noch mehr erhöhet werden.


Unsre Reise gieng für diesesmal nach dem Elm einem, wie Sie wissen, ansehnlichen Walde unsers Landes, der sich von Schöningen, welche Stadt am Fuße desselben liegt, gegen Abend ohngefehr 4 Meilen in die Länge, und höchstens 2 Meilen die Breite erstreckt. Daß dieser beträchtliche Wald mit seinen mannigfaltigen Bergen und Thälern sehr anmutige Gegenden und überraschende Aussichten gewähren müsse, werden Sie von selbst schon schließen können, und ich muß gestehen, daß ich ausser dem majestätischen Anblick, welchen die Harzgebürge geben, keine schönere Gegenden und Aussichten auf dem platten Lande gesehen habe, als die Gegenden an und auf dem Elm. Besonders hat die Gegend und Aussicht bei Schöningen, in der Gegend des Lorenzklosters meinen ganzen Beyfall. Die weite Aussicht, welche man von hieraus hat, erstrecket sich auf den süd- und östlichen Theil des fruchtbaren Herzogthums Magdeburg und Fürtenthums Halberstadt. Hier verliert sich das Auge gleichsam in den unabsehbaren Plänen , den Salz- und andern Thälern, bis es an den waldigten Bergen des Huys und Hackelwaldes, oder an den Spitzen des ehrwürdigen Brockens einen Ruhepunkt findet.


Doch ich will Sie, bester Freund, nicht bloß mit schönen Aussichten unterhalten, sondern Sie lieber an die merkwürdigsten Oerter selbst hinführen, nemlich zu den zunächst herumliegenden, da man hier einen Horizont von 5 Meilen im Durchschnitt vor sich hat.


Der erste Gegenstand, der meine Aufmerksamkeit am meisten auf sich zog, waren die dasigen Salzkoten, die sich durch eine Säule schwarzen Rauchs ankündigten, welche aus einem anmuthigen Thale emporstieg, das durch seine grüne Farbe, die umliegenden Teiche, und fruchtbaren Kornfelder das anmutigste Schauspiel für jeden, der Empfindung für dergleichen hat, gewährt. Sie können leichst denken, daß ich voll Begierde dahin eilte, und schon zum voraus ahndete, eine neue Bestätigung von unsers Höltys Philosophie zu finden. Schön ist es auf Gottes Welt, und werth darauf vergnügt zu seyn.


Und wie freuete ich mich, daß ich mich nicht getäuscht hatte. Ich fand diese Bestätigung hier in diesem lachenden Thale zur Gnüge, wohin mich eine anmuthige Allee zwischen Obst- und Fruchtgärten hindurch führte. Ueberhaupt würde dieses Salzwerk mit den dazu gehörigen Gärten und Ländereyen einen der niedlichsten Landsitze ausmachen, die man sich denken kann, und mehr denn einmal stieg der Wunsch bey mir auf, wärest du doch der Besitzer dieses kleinen Pünktchens des unermeßlichen Erdkreises! Wie wonniglich würde dein Leben hier in diesem anmuthigen Thale dahinfließen!  Doch dieser Wunsch und seine Nichtigkeit soll mich nicht hindern, das Schöne und Angenehme dieser Gegend zu empfinden und Ihnen zu schildern.

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Und ist es nicht eine leere GrilIe, zu glauben, daß man nur dann erst recht froh seyn würde, wenn das, worüber man sich freuet, unser eigen wäre? Genießt nicht jeder, der Empfindung für das Schöne in der Natur hat, eben so viel und noch wohl mehr Freude über den lachenden Anblick einer schönen Gegend, als der des Besitzes gewohnte und vielleicht überdrüßige Besitzer? Und was hat dieser mehr davon, als den Nießbrauch? —


Folgen Sie mir also in Gedanken von der angenehmen Wohnung des dasigen Obersalz-Inspektors nach den Koten und Salzbrunnen selbst. Der erste Gegenstand, auf den wir von hierab stoßen, ist einer von den Salzbrunnen, welche die Sole zu dem hiesigen Salz liefern. Dieser und noch ein anderer Brunnen, welcher 220 Schritt davon liegt, sind jetzt die beyden einzigen, welche noch im Gange sind. Sie heissen der Butter- und Röperborn, vermuthlich deßwegen, weil der eine etwas hinauf, (Herop) bey den Koten, der andre aber etwas weiter hinaus gegen Abend (der Buten) liegt. Noch ein dritter Brunnen nach Hoyersdorf hin ist lange schon nicht mehr im Gebrauch, gewesen. Zwar wurde er, wie man mir erzählt hat, 1723 wieder aufgegraben, aber wegen Geringhaltigkeit der Soele blieb er bald wieder liegen.


In dem Röperborn ist die Soele am stärksten und zwar 11lötig. Vordem wurde sie vermittelst eines Schwungrades durch einen Salztreter herausgebracht. Dieses ist nun geändert, und dagegen ein Wasserrad mit dem Körbel vorgerichtet. Man muß dabey die Kunst der Mechanik bewundern, die mit so wenigem Wasservorrath als würklich vorhanden ist, ein so großes Rad und Maschienenwerk in Bewegung setzen konnte. In der Zwischenzeit, ehe diese letzte Einrichtung getroffen wurde, ward bey jedem Brunnen eine Wassersäulenmaschiene erbauet, welche aber 1767 wieder weggenommen ist, und wovon Sie sich dort von einem Mechanikus werden eine Beschreibung machen lassen. Alle diese und mehrere andre Einrichtungen und Verbesserungen verdankt das hiesige Salzwerk seinem jetzigen Oberaufseher, den Herrn Bergrath und Obersalz-Inspektor Abich.


Wir geben weiter. Aus diesen beyden Salzbrunnen wird nun die Soele vermitteIst hölzerner Röhren, welche unter der Erde liegen, nach dem Gradierhause fortgeleitet, um daselbst geläutert zu werden. Denn die Soele, so wie sie unmittelbar aus dem Brunnen selbst kömmt, ist zum Sieden noch nicht stark genug, und würde zu viel Feurung kosten. Sie wird also vermittelst eines Stangenwerks in die Höhe auf das Gradierhaus getrieben, wo sie vermittelst kleiner Röhren rund herum geleitet werden kann.  Aus diesen Röhren läuft die Soele in schmale hölzerne Rinnen, worin hin und wieder Einschnitte befindlich sind, wodurch sie langsam und tropfenweise auf die darunter befindlichen Dornwände fällt, um durch den Wind, der das wilde Wasser mit sich fortnimmt, geläutert zu werden.

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Es war ein sehr angenehmes Schauspiel für mich, die erfinderische, Kunst der Menschen bey diesem großen Gebäude und Kunstwerke zu sehen und zu bewundern. Auch stellte ich dabey eine Betrachtung über die Weisheit des Schöpfers an, der zwar die rohen Materialien hervorbrachte, woraus sich der Mensch Nahrung und Kleider verschaffen soll; aber es ganz dem Fleiß, der Betriebsamkeit und Erfindungskraft des Menschen überließ, diese Materialien zu bearbeiten, zu vervollkommnen, und zu seinem Gebrauch zu verwenden.

 

Wäre die Soele dieses Salzbrunnens, wie es wohl, dergleichen giebt, gleich stark genug, um ohne viele Kosten gesotten zu werden, so wären zwar alle Unkosten zu diesem großen Gebäude, die gewiß sehr ansehnlich gewesen seyn müssen, nicht nöthig gewesen. Aber so hätte sich auch der menschliche Verstand nicht so vortheilhaft zeigen können, so manche nützliche Erfindung, so manche Verbesserung und Vervollkommnung dieser oder jener guten Erfindung wäre nicht gemacht!  so viele Menschen, die daran von Zeit zu Zeit arbeiteten, und dadurch ihren Lebensunterhalt fanden, wären vielleicht nahrungslos geblieben.


Auch war es für mich eine ganz besondere Empfindung, wenn ich auf dem obern Geschoß dieses hohen Gebäudes, wo man die herrlichste Aussicht hat, ganz einsam für mich herumgehen, und die erfindrische Kunst und den Fleiß der Menschen in so unzählichen kleinen Röhren, Rinnen und Zapfen, in so künstlich zusammengefügten Balken, in dem kunstreichen Stangenwerk und Pumpen bewundern konnte.

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Die Höhe und Stille des Orts, das Schauderhafte der schwarzen Dornwände, worin hie und da ein einsames Vögelchen nistete, das plätschernde Geräusch des herabtropfenden Salzwassers, wovon man nach und nach selbst benetzt wurde, das Getöse der Pumpen, das Pfeifen und Knarren des Stangenwerks, das Rauschen des durch den Stempel herausgedrängten Salzwassers, alles das kam zusammen, um meine Seele zu ganz unnennbaren Empfindungen zu stimmen.


Das gradirte Salzwasser wird nach den Salzkoten wieder zurückgeleitet, um in der Pfanne seine letzte Vollkommenheit zu erreichen. Ich will hier nur noch anmerken, daß dies Gradierwerk erst zu unsern Zeiten unter der Regierung des Durchl. Herzogs Carls vom sel. Obristlieutenant Winterschmid ist angelegt worden, und aus zwey Dornwänden besteht.


Der Salzkoten waren ehemals hieselbst 13 an der Zahl, und eben so viel Pfannen, davon 6 die großen und 6 andre die kleinen Partschen hießen, von der Holztheilung (Portion) so benannt, die sie aus dem Warberger- und Wobeckerholze erhielten. Die 13te  Kote, welche der Familie von Köhler gehörte, hatte ihr eignes Holz. Jetzt ist statt der alten unansehnlichen Koten ein maßives Gebäude in einer großen Pfanne, 2 Trockenkammern und 2 Salzkammern errichtet.

(Der Schluß folgt künftig.)




Gelehrte Beiträge zu den Braunschweigischen Anzeigen.
89stes Stück
Mittewochs, den 15. November, 1786.

Ueber die Salzwerke bey Schöningen (Schluß.)

Den eigentlichen Betrag des Salzes, das hier jährlich gesotten wird, kann ich Ihnen nicht genau bestimmen, weil ich davon nicht gehörig unterrichtet bin. Ehemals pflegte man wöchentlich auf jede Pfanne 80 Stück, oder 20 Himpten zu rechnen. Dies betrüge jährlich eine Summe von 13520 Himpten Salz. Wahrscheinlich aber wird jetzt, nachdem die innere Einrichtung des Salzwerkes sehr verbessert  ist, die Summe des jährlich zu siedenden Salzes weit höher steigen.


Der natürlichste Gedanke, der jedem einfallen muß, wenn er diese Salzkoten und Salzquellen in Augenschein nimmt; ist wol der, woher diese Quellen ihr Salz erhalten, um jährlich einen so ansehnlichen Vorrath davon absetzen zu können? Dieser Gedanke ward noch lebhafter in mir, als ich hier gleich neben dem schönsten süßen Quell, dem sogenannten Klingebrunnen, einen Salzquell entspringen sah.

 

Leibnitz glaubt, bey der allgemeinen Revolution der Erde, da Meere versunken, und ehmaliger Meeresgrund trocken Land geworden, hätten sich große stehende Seen unter der Erde gesammlet, das darin befindliche Salz wäre nach und nach verhärtet, und das Wäßrige davon verdunstet. Von dem in der Erde sich sammlenden Regen- und Schneewasser entstünden Quellen, welehe durch dieses verhärtete SaIz ihren Lauf nähmen, und uns die Soele, als davon abgerissene Theilchen, zuführten.


Aber so wahrscheinlich alles dieses ist, wozu eben jene Verhärtungen? Warum wollen wir nicht lieber ursprüngliche Salzfelsen annehmen, die schon mit dem Meere selbst existirten? Wenigstens lassen uns die unerschöpflichen Salzbergwerke bey Bochnia und Wieliezka dieses vermuthen. Wahrscheinlich giebt es also auch in den Eingeweiden unsers vaterländischen Bodens einen solchen Salzberg, aus dessen Schooß wir einen so reichen Schatz von Soele erhalten. und wie sehr wäre es zu wünschen, daß dieser Felsen einmal entdeckt würde!

 

Alsdenn wären alle jene kostbaren Gebäude und ihre Erhaltung nicht nöthig, durch deren Hülfe die Soele wieder in ihren ursprünglichen Zustand zurück versetzt wird, unsere Forsten könnten geschont oder ihr Holz an Ausländer verhandelt werden,

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und statt 6000 Centner Salz jährlich viele 100000 gewonnen werden. Nicht zu gedenken, daß das Steinsalz viel härter, weisser und stärker ist, als das künstliche.

 

Unsere Salzbrenner und Arbeiter müsten sich denn freylich eine kleine Verwandlung gefallen, und in Bergleute umformen lassen. Statt daß sie jetzt in Hütten und Koten über der Erde wohnen, würden sie alsdenn das Tageslicht nur selten zu sehen bekommen, und unter der Erde zwischen krystallenen Wänden ihre Wohnplätze angewiesen erhalten. —


Doch dieser Wunsch gehört, wie so viele andre, unter die frommen Wünsche, die nie in Erfüllung kommen werden.


Ich will Sie daher, bester Freund, lieber noch, so viel ich Raum übrig habe, mit der alten Geschichte, dieses Salzbrunnens bekannter machen. Er liegt ja in unserm Lande, wir selbst genießen seiner Wohlthat täglich. Verdient er also nicht eher, als jeder anderer merkwürdiger Brunnen, daß wir ihn näher kennen lernen? Ich verdanke aber diese und andre Nachrichten, welche ich Ihnen hier mittheile, und welche ich bereits eher hätte sagen sollen, dem dasigen Hrn. Rektor Ballenstedt, der ein großer· Kenner der alten Geschichte, unsers Landes ist; ein Verdienst, wornach gewöhnlich nur wenige streben, weil dieses Studium uns selten für den Fleiß belohnt, den man darauf verwenden muß.


Die Entdeckung dieses Salzbrunnens verhüllet sich in das entfernteste Alterthum. Im  J. 1121 wird desselben zuerst erwähnt. Er muß aber schon längst vorher im Gange gewesen seyn, weil er schon mit unter den Schenkungen stehet, welche die Fürstin Oda dem dasigen Kloster gemacht hat. Wenigstens ist er älter, als die Salzwerke zu Salzthalum, Salzliebenhalle und Harzburg. Er war also damals der einzige Salzbrunnen in dieser Gegend. Denn der zu Salzthalum ist erst im 13ten Jahrhundert bekannt geworden. So auch der zu Salzliebenhalle, oder Salzgitter, welcher 1273 versiegete, aber wie die Chronik sagt, nach einer mit Kreutzen und Fahnen angestelIten Proceßion wieder aufgefunden, und 1534 vom Herzog Heinrich dem Jüngern von den Gewerken erhandelt seyn soll. — Das Salzwerk zu Harzburg Juliushalle genannt, ist erst vom Herzog Julius angelegt worden.


Auch die Salzgrafschaft über die Gewerke giebt uns ein hinlängliches Recht, das Alterthum und die Weitläuftigkeit dieses Salzwerkes zu behaupten. Denn diese Salzgrafschaft haben die Pfalzgrafen von Sachsen zur Soemmerschenburg längst vor Errichtung des Klosters Lorenz zu Schöningen gehabt. Sie verloren dieselbe um das Jahr 1112, und mußten sie der adlichen Familie von Heimburg überlassen.
Nachher 1484 wurde die Familie von Veltheim vom Hause Braunschweig damit belelehnt. Diese Familie trat sie endlich gegen eine Vergütungs wieder ab, und seitdem ist das Salzwerk zu einem Fürstl. Kammergut gemacht worden.


Ich merke hier noch folgendes an. Ein Salgreve hatte die Obergerichtsbarkeit über die Gewerke, die ihre eigene Competenz und Rechte hatten, und mußte alles das abthun, was der judex ordinarius, der Großvoigt mit seinem kleinen Voigt auf dem Soeltergelage nicht schlichten und bestrafen konnte.


Von dem vormaligen Zustande dieses Salzwerkes, von den Erbenzinsherren und den ehemaligen Innhabern der Koten, ehe sie ein Fürstl. Kammergut wurden, giebt der ehemalige Rektor Cuno in seinem Buche, Memorabilia scheningensia betitelt, so viel Nachricht, als ihm aufzufinden möglich war. Ich könnte Ihnen dieses abschreiben, aber ich will Sie nicht länger damit aufhalten, weil es zu sehr ins Kleine gehet. Ueberdem muste sich Cuno meistens mit Ueberlieferungen behelfen, weil das Archiv des Rathhauses in dem großen Brande, den die Stadt den 30. Jul. 1644 erlitten, ein Raub der Flammen geworden, und in der Salzwerkenlade wenig Nachrichten zu finden gewesen sind.


Vergönnen Sie mir also nur noch eine Anmerkung zu machen. Sie kennen den wahren Werth der Dinge zu gut, als daß Sie dieses Salzwerk der Aufmerksamkeit unwerth achten sollten. Was ist nicht diese Salzquelle für eine Wohlthat für unsre Gegend! Und wenn wir die ungeheure Menge von Salz, welche unser Land jährlich verbraucht, aus fremden Ländern und mit schweren Kosten herbeyschaffen sollten, o wie würden wir dann die Städte glücklich schätzen, vor deren Thoren Salzkoten rauchen !


In meinem künftigen Briefe will ich Sie mit den übrigen merkwürdigen Oertern und Gegenständen der dortigen Gegend, besonders mit den Versteinerungen bekannt machen. Bis dahin leben Sie wol.




Quelle: Gelehrte Beiträge zu den Braunschweigischen Anzeigen.
88stes Stück
Sonnabends, den 11. November, 1786.
Seite 745-752
sowie
89stes Stück
Mittewochs, den 15. November, 1786.
Seite 753-758

 

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